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Das Schweigen der Laemmer

Das Schweigen der Laemmer

Titel: Das Schweigen der Laemmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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seit er in den Nachrichten von anderen Kreaturen in den Schatten gestellt wird.
    Eine Zeitlang hat es so ausgesehen, als wollte jeder kleine Student, der eine Magisterarbeit in Psychologie schrieb, etwas von Lecter darin haben. Die Ärztejournale veröffentlichen ihn immer noch, aber es ist nur wegen des Freakwerts seiner Verfasser-angabe.«
    »Er hat einen guten Artikel über Operationssucht im Journal of Clinical Psychiatry geschrieben, war ich der Meinung«, bemerkte Starling.
    »So, waren Sie das? Wir haben versucht, Lecter zu studieren.
    Wir dachten: ›Hier bietet sich die Gelegenheit, eine Meilenstein-studie zu machen‹ - es ist so selten, einen lebend zu bekommen.«
    »Einen was?«
    »Einen reinen Soziopathen, denn das ist er ja offensichtlich. Er ist jedoch unergründlich, viel zu intellektuell für die Standard-tests. Und, meine Güte, was haßt er uns! Er hält mich für seine Ne-mesis. Crawford ist sehr schlau - nicht? -, Sie auf Lecter anzuset-zen.«
    »Wie meinen Sie das, Dr. Chilton?«
    »Eine junge Frau, um ›ihn anzutörnen‹, wie man das wohl nennt. Ich glaube, Lecter hat seit Jahren keine Frau gesehen - er hat vielleicht einen flüchtigen Blick von einer der Putzfrauen er-hascht. Im allgemeinen lassen wir hier keine Frauen rein. In der Haft bedeuten sie Ärger.«
    Mensch, verpiß dich, Chilton. »Ich habe meinen Abschluß an der University of Virginia mit besonderer Auszeichnung gemacht, Doktor. Es ist keine Schule des Charmes.«
    »Dann sollten Sie fähig sein, sich an die Regeln zu erinnern: Nicht durch die Gitterstäbe langen, die Gitterstäbe nicht berühren. Sie reichen ihm nur weiches Papier. Keine Kugelschreiber, keine Bleistifte. Zeitweise hat er seine eigenen Filzstifte. Das Papier, das Sie ihm reichen, muß frei sein von Drahtösen, Büroklam-mern oder Nadeln. Gegenstände werden ihm nur mit dem Schie -
    betablett fürs Essen gereicht und kommen auf demselben Weg wieder zurück. Keine Ausnahmen. Nehmen Sie nichts an, was er Innern durch das Gitter hinzuhalten versucht. Verstehen Sie mich?«
    »Ich verstehe.«
    Sie waren durch zwei weitere Tore gegangen und ließen das na-türliche Licht hinter sich. Nun befanden sie sich jenseits der Säle, wo Insassen sich unter ihresgleichen mischen können, unten in dem Bereich, wo es keine Fenster und kaum Menschen gab. Die Flurlichter waren mit schweren Gittern bedeckt, wie die Lampen in den Maschinenräumen von Schiffen. Dr. Chilton blieb unter einem von ihnen stehen. Als ihre Schritte innehielten, konnte Starling irgendwo hinter der Mauer das schartige Echo einer vom Schreien ruinierten Stimme hören.
    »Lecter ist nie außerhalb seiner Zelle, ohne volle Zwangskleidung und ein Mundstück zu tragen«, sagte Chilton. »Ich zeige Ihnen gleich, warum. Im ersten Jahr nach seiner Einweisung war er ein Muster an Kooperation. Die Sicherheitsvorkehrungen um seine Person wurden geringfügig gelockert - dies war unter der vorhergehenden Verwaltung, wohlgemerkt. Am Nachmittag des 8. Juli 1976 klagte er über Brustschmerzen und wurde ins Behandlungszimmer gebracht. Man nahm ihm die Fesseln ab, damit man ihm leichter ein Elektrokardiogramm machen konnte. Als die Krankenschwester sich über ihn beugte, tat er ihr dies an.« Chilton reichte Starling ein Foto mit Eselsohren.
    »Es gelang den Ärzten, eins ihrer Augen zu retten. Lecter war die ganze Zeit an die Monitore angeschlossen. Er brach ihr den Kiefer, um an ihre Zunge zu gelangen. Sein Puls stieg nie über fünfundachtzig an, selbst dann nicht, als er die Zunge verschluckte.«
    Starling wußte nicht, was schlimmer war, das Foto oder Chiltons Aufmerksamkeit, als er ihr Gesicht mit raschem besitzer-greifenden Blick erforschte. Sie dachte an ein durstiges Huhn, das ihr Tränen vom Gesicht pickte.
    »Ich halte ihn hier fest«, sagte Chilton und drückte auf einen Knopf neben einer schweren Doppeltür aus Sicherheitsglas. Ein großer Pfleger ließ sie in den dahinterliegenden Trakt.
    Starling traf eine unangenehme Entscheidung und blieb direkt hinter der Tür stehen. »Dr. Chilton, wir benötigen diese Testergebnisse wirklich. Wenn Dr. Lecter das Gefühl hat, Sie seien sein Freund - wenn er auf Sie fixiert ist, so wie Sie gesagt haben -, hätten wir vielleicht mehr Glück, wenn ich allein an ihn heranträte. Was meinen Sie?«
    Chiltons Wange zuckte. »Dagegen habe ich absolut nichts ein-zuwenden. Das hätten Sie in meinem Büro vorschlagen können.
    Ich hätte einen Pfleger mit Ihnen schicken und die Zeit

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