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Das Schweigen der Laemmer

Das Schweigen der Laemmer

Titel: Das Schweigen der Laemmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Officer Starling, was ich statt einer Aussicht habe.«
    »Ist die andere eine Kreuzigung? Das mittlere Kreuz ist leer.«
    »Es ist Golgatha nach der Kreuzabnahme. Zeichenkreide und Textmarker auf Einwickelpapier. Was der Dieb, dem man das Paradies versprochen hatte, wirklich bekam, als sie das Osterlamm wegführten.«
    »Und was war das?«
    »Man brach natürlich seine Beine, genau wie seinem Gefährten, der sich über Christus lustig machte. Ist Ihnen das Evangelium des Heiligen Johannes denn gar kein Begriff? Dann schauen Sie sich mal Duccio an - er malt exakte Kreuzigungen. Wie geht es Will Graham? Wie sieht er aus?« »Ich kenne Will Graham nicht.«
    »Sie wissen, wer er ist. Jack Crawfords Protege. Der vor Ihnen.
    Wie sieht sein Gesicht aus?«
    »Ich habe ihn nie gesehen.«
    »Man nennt dies ›alte Beziehungen berühren‹, Officer Starling, das macht Ihnen doch wohl nichts aus?«
    Schläge des Schweigens, und sie riskierte es.
    »Besser noch als das, wir könnten uns hier auf Altes, Sie Berührendes beziehen. Was ich mitgebracht habe...«
    »Nein. Nein, das ist dumm und falsch. Gebrauchen Sie Witz nie zum Parieren. Hören Sie, eine witzige Bemerkung zu begreifen und darauf zu antworten, bringt Ihr Gegenüber dazu, die Situation rasch und gesondert zu prüfen, was der Stimmung abträglich ist. Wir bewegen uns nämlich auf der Planke der Stimmung entlang. Sie hatten es gut gemacht, Sie waren liebenswürdig und für Liebenswürdigkeit empfänglich, Sie bewiesen dadurch Vertrauen, daß Sie die peinliche Wahrheit über Miggs gesagt haben, und dann kommen Sie mit einer ungeschickten ›witzigen‹ Einlei-tung zu Ihrem Fragebogen daher. Das genügt nicht.«
    »Dr. Lecter, Sie sind ein erfahrener klinischer Psychiater. Meinen Sie, ich sei dumm genug zu versuchen, Ihnen mit irgendeiner Art von Stimmungsmasche zu kommen? Trauen Sie mir doch ein bißchen was zu. Ich bitte Sie, den Fragebogen zu beantworten, und das tun Sie oder auch nicht. Wäre es denn so schlimm, sich das Ding anzusehen?«
    »Officer Starling, haben Sie irgendeines der Schriftstücke gele -
    sen, die unlängst aus der Abteilung für Verhaltensforschung gekommen sind?«
    »Ja.«
    »Ich ebenfalls. Das FBI weigert sic h dummerweise, mir das Law Enforcement Bulletin zu schicken, aber ich bekomme es von Altwa-renhändlern, und ich habe die News von John Jay und die psychia -
    trischen Journale. Sie teilen die Leute, die Mordserien verüben, in zwei Gruppen - organisierte und desorganisierte. Was halten Sie davon?«
    »Es ist... grundlegend, offensichtlich sind sie...«
    »Stark vereinfachend ist der Begriff, den Sie suchen. In der Tat ist ein Großteil der Psychologie kindisch, Officer Starling, und die in der Abteilung für Verhaltensforschung praktizierte steht auf einer Stufe mit Phrenologie. Als erstes bekommt die Psychologie kein sehr gutes Material. Gehen Sie zur psychologischen Fakultät eines x-beliebigen College und sehen Sie sich die Studenten und den Lehrkörper an: Funkamateurfans und sonstige Enthusiasten, denen es an Persönlichkeit mangelt. Kaum die besten Hirne auf dem Campus. Organisiert und desorganisiert - das zeugt nur so von In-kompetenz.«
    »Wie würden Sie die Einteilung ändern?«
    »Das würde ich gar nicht.«
    »Da wir von Publikationen sprechen, ich habe Ihre Artikel über Operationssucht und linksseitige, rechtsseitige Gesichtsentfal-rungen gelesen.«
    »Ja, sie waren erstklassig«, erwiderte Dr. Lecter.
    »Der Meinung war ich auch, und Jack Crawford ebenso. Er hat mich auf sie hingewiesen. Das ist ein Grund, warum er besorgt darum ist, daß Sie -«
    »Crawford der Stoiker ist besorgt? Er muß beschäftigt sein, wenn er Hilfe aus der Studentenschaft heranzieht.«
    »Ja, und er möchte -«
    »Mit Buffalo Bill beschäftigt.«
    »Das nehme ich an.«
    »Nein. Nicht ›Das nehme ich an‹. Officer Starling, Sie wissen sehr wohl, daß es Buffalo Bill ist. Ich war der Meinung, Jack Crawford hätte Sie hergeschickt, um mich darüber auszufragen.«
    »Nein.«
    »Dann tasten Sie sich also nicht daran heran?«
    »Nein, ich bin gekommen, weil wir Ihre -«
    »Was wissen Sie über Buffalo Bill?«
    »Keiner weiß viel.«
    »Hat alles in den Zeitungen gestanden?«
    »Ich denke schon. Dr. Lecter, ich habe kein vertrauliches Material über diesen Fall gesehen, meine Aufgabe ist -«
    »Wie viele Frauen hat Buffalo Bill erledigt?«
    »Die Polizei hat fünf gefunden.«
    »Alle abgehäutet?«
    »Ja, teilweise.«
    »Die Zeitungen haben nie seinen

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