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Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Erleichterung stellte sie fest, daß er immer noch vor sich sah.
    »Jill ist fast fünf. Haben Sie Kinder, Mr. Tanek? «
    Er schüttelte den Kopf. »Wohin?«
    »Nach rechts.«
    »Arbeiten Sie auch für den Continental Trust? «
    »Nein.«
    »Was tun Sie dann? «
    »Nichts. Das heißt - ich kümmere mich um meine Tochter.« Als er nichts erwiderte, fuhr sie fort. »Ich habe zahlreiche gesellschaftliche Verpflichtungen.«
    »Ich bin sicher, Sie haben viel zu tun.«
    Aber nicht wie die Frauen in seiner Welt. Die waren sicher alle schlank und talentiert und so selbstbewußt wie er.
    »Sind Sie Amerikanerin? «
    Sie nickte. »Ich bin in Raleigh, North Carolina, aufgewachsen.«
    »Das ist eine Universitätsstadt, nicht wahr? «
    »Ja, meine Eltern haben an der Universität von Greenbriar unterrichtet. Mein Vater war dort Collegepräsident.«
    »Das klingt ganz nach einem... sicheren Leben.«
    Er meinte langweilig, und sie blitzte ihn zornig an. »Ich mag Kleinstädte.«
    Er blickte über seine Schulter zurück. »Aber das ist natürlich nichts im Vergleich zu dem Leben, das Sie inzwischen führen.
    Man sagte mir, der europäische Firmensitz des Continental Trust wäre in Paris.«
    »Ja.«
    »Und es ist bestimmt angenehm, wenn man Orte wie diesen hier bereist. Luxus kann etwas sehr Wichtiges sein.«
    »Ach ja? «
    »Ich habe mich vorhin mit Ihrem Mann unterhalten, und ich habe den Eindruck, ständig in einem Palast zu leben wäre durchaus nach seinem Geschmack.«
    »Für den Luxus, den wir genießen, hat er hart gearbeitet.« Sie ärgerte sich über dieses seichte Geschwätz. Da er wohl kaum ein ernsthaftes Interesse für Richard oder sie empfand, sprach sie lieber von etwas anderem. »Haben Sie auch etwas mit Banken zu tun, Mr. Tanek? «
    »Nein, ich bin pensioniert.«
    Sie riss verwirrt die Augen auf. »Tatsächlich? Sie sind noch sehr jung.«
    Er grinste vergnügt. »Ich hatte genug Geld, und darum beschloß ich, nicht darauf zu warten, daß man anläßlich meiner Pensionierung eine Party gibt und mir eine goldene Uhr verleiht.
    Jetzt besitze ich eine Ranch in Idaho.«
    Wieder hatte er sie überrascht. Sie hätte niemals gedacht, daß er der Typ Mann wäre, der sich außerhalb einer Großstadt niederließ. »Sie wirken nicht...«
    »Ich mag die Einsamkeit. Ich bin in Hongkong aufgewachsen, wo ein ziemliches Gedränge herrscht. Als ich die Möglichkeit bekam, mich frei zu entscheiden, habe ich die Wildnis gewählt.«
    »Tut mir leid. Das geht mich wirklich nichts an.«
    »Kein Problem. Ich habe nichts zu verbergen.«
    Mit einem Mal hätte sie gewettet, daß es für ihn eine ganze Menge zu verbergen gab. Er war ein Mann, der alles unter einer glatten Oberfläche verborge
    n hielt. »Und was für Geschäfte
    haben Sie vor Ihrer Pensionierung gemacht? «
    »Ich habe mit Rohstoffen gehandelt.« Er blickte sich um.
    »Welche Tür? «
    »Oh, die letzte Tür links.«
    Eilig ging er den Korridor hinab bis zu ihrer Suite.
    »Danke. Das war wirklich nicht nötig, aber ich...«
    Überrascht stellte sie fest, daß er die Tür öffnete und ihr Wohnzimmer betrat.
    Das griechische Mädchen richtete sich eilig in seinem Sessel auf.
    »Das ist im Augenblick alles«, sagte Nicholas Tanek auf griechisch zu ihr. »Wenn wir Sie wieder brauchen, rufen wir
    Sie.«
    Das Mädchen verließ die Suite und zog die Tür hinter sich ins Schloß, und Nell starrte ihn verwundert an.
    Tanek lächelte. »Keine Angst. Ich habe nichts Unanständiges im Sinn.« Er zwinkerte. »Es sei denn, Sie sehen etwas Unanständiges in der Tatsache, daß man einer äußerst langweiligen Party entrinnen will. Ich sah, wie Sie aus der Tür stürzten, und das gab mir eine Entschuldigung, mich dem Treiben für einen Augenblick zu entziehen.«
    »Mama, hast du mir...« Jill trat aus ihrem Zimmer und starrte Tanek an. »Wer sind Sie? «
    Er machte eine Verbeugung vor ihr. »Nicholas Tanek. Und du bist Jill? «
    Sie nickte zögernd mit dem Kopf.
    »Dann ist das hier für dich.« Schwungvoll präsentierte er ihr das Tablett.
    »Honigwein und Götterspeise.«
    »Ich wollte Eclairs.«
    »Ich glaube, die haben wir auch.« Er trat auf sie zu. »Wo speisen wir? «
    Jill musterte ihn einen Augenblick, und dann kapitulierte sie.
    »Mama und ich machen ein Picknick. Ich habe schon eine Decke auf den Fußboden gelegt.«
    »Hervorragende Idee. Du bist uns offenbar einen Schritt voraus.« Er stellte die Pappteller auf die Decke und sagte über die Schulter: »Sie haben die Servietten

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