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Das Schweigen des Glücks

Das Schweigen des Glücks

Titel: Das Schweigen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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Wucht, die er körperlich spürte: Sein Atem ging unregelmäßig, er sah auf seine Füße, sein Körper war gefühllos. In seinem Kopf führten die Gedanken miteinander Krieg. Erinnerungsfetzen jagten sich in Schwindel erregender Folge: Mitch, der ihn in der Bar wütend anstarrte; Denise, mit Tränen in den Augen; die Flammen in dem Lager, die an seinen Armen und Beinen hochzüngelten; sein Vater, der sich, von der Sonne beschienen, umdrehte, als seine Mutter auf den Auslöser drückte…
    Melissa sah, wie die verschiedenen Gefühle über Taylors Gesicht zogen, und nahm ihn in den Arm. Sie zog ihn an sich und hielt ihn lange fest.
    »Du bist wie ein Bruder für mich, und der Gedanke, dass du hier wärst für meine Jungen, macht mich froh. Und wenn du eine ähnliche Verbindung zu mir spürst, dann weißt du, dass ich nichts von alledem gesagt habe, um dir wehzutun. Ich weiß, du willst mich retten, aber das brauche ich nicht. Viel wichtiger ist es mir, dass du einen Weg findest, dich selbst zu retten, so wie du auch Mitch retten wolltest.«
    Er war so benommen, dass er nicht antworten konnte. Sie standen zusammen in der Morgensonne und hielten sich umschlungen.
    »Wie?«, fragte er mit rauer Stimme.
    »Du weißt, wie«, flüsterte sie, die Hände auf seinem Rücken. »Du weißt schon, wie.«
    Als er von Melissa wegging, war er wie in Trance. Es kostete ihn große Mühe, sich auf die Straße zu konzentrieren. Er wusste nicht, wohin er wollte, alle seine Gedanken waren abgerissen. Er hatte ein Gefühl, als wäre ihm seine letzte Kraft genommen worden und er wäre nackt und leer zurückgeblieben.
    Das Leben, das er bisher geführt hatte, war vorbei und er wusste nicht, was er tun sollte. Wie gerne hätte er die Dinge, die Melissa gesagt hatte, geleugnet, aber das war ihm nicht möglich. Und gleichzeitig konnte er sie nicht richtig glauben. Wenigstens nicht ganz. Oder doch?
    All diese Gedanken strengten ihn ungeheuer an. Sein Leben lang hatte er versucht, die Dinge konkret und klar zu sehen, nicht kompliziert und voller versteckter Bedeutungen. Er suchte nicht nach hintergründigen Motiven, weder bei sich selbst noch bei anderen, weil er eigentlich nie geglaubt hatte, dass sie von Bedeutung seien.
    Der Tod seines Vaters war ein konkretes Ereignis gewesen, schrecklich, aber real. Er verstand nicht, warum sein Vater hatte sterben müssen. Eine Zeit lang hatte er mit Gott über alles gesprochen, was er durchmachte, in der Hoffnung, es zu begreifen. Nach einer Weile hatte er den Versuch jedoch aufgegeben. Darüber sprechen, die Dinge verstehen… selbst wenn er irgendwann Antworten bekommen hätte, an der Sache hätte das nichts geändert – es würde seinen Vater nicht zurückbringen.
    Aber jetzt, in dieser schweren Zeit, bewirkten Melissas Worte, dass er die Bedeutung all dessen, was er für klar und eindeutig gehalten hatte, infrage stellte.
    Hatte der Tod seines Vaters wirklich sein ganzes Leben geprägt? Hatten Melissa und Denise Recht mit ihrem Bild von ihm? Nein, dachte er entschieden. Sie hatten nicht Recht. Sie wussten beide nicht, was in der Nacht, als sein Vater starb, geschehen war. Niemand außer seiner Mutter wusste die Wahrheit.
    Taylor fuhr automatisch weiter und passte nicht auf, wohin er den Wagen steuerte. Hin und wieder bog er um eine Ecke, bremste vor einer Kreuzung ab und hielt an, wenn es erforderlich war; er beachtete die Verkehrsregeln, ohne sich dessen bewusst zu sein. Seine Gedanken gingen vor und zurück, so wie sein Wagen von einem Gang in den nächsten schaltete. Melissas abschließende Worte ließen ihn nicht los.
    Du weißt schon, wie…
    Wie denn? wollte er fragen.
Im Moment weiß ich gar nichts. Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Ich möchte einfach den Kindern helfen, als wäre ich eins der Kinder. Ich weiß, was sie brauchen. Ich kann ihnen helfen. Ich
    kann auch dir helfen, Melissa. Ich habe einen Plan dafür…
    Willst du mich auch retten?
    Nein, ich will nur helfen.
    Das ist dasselbe.
    Wirklich?
    Taylor weigerte sich, den Gedanken bis zu seinem logischen Schluss zu denken. In dem Moment sah er zum ersten Mal die Straße wirklich und wurde sich bewusst, wo er war. Er hielt an und ging das letzte Stück zu seinem eigentlichen Ziel zu Fuß.
    Judy erwartete ihn am Grab seines Vaters.
    »Was machst du hier, Mom?«, fragte er.
    Judy drehte sich beim Klang seiner Stimme nicht um. Stattdessen fuhr sie fort, auf den Knien rutschend, die Grashalme um den Stein abzureißen, wie Taylor es jedes

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