Das Schwein - Ein obzoener Thriller
Augen auf. »Ihr wollt mir erzählen, dass das Schwein euer Heroin gefressen hat?«
Sissy war am Zittern, ihre wächserne Haut glänzte vom Schweiß der ungewohnten Anstrengung. »Verdammt richtig, Leonard! Wir haben hart für diesen Schnee gearbeitet und das Schwein kam hier rein, hat uns erst gebissen und dann den Stoff verputzt.«
»Das Schwein hat das Heroin gefressen?!«, brüllte Leonard erneut.
Snowdrop hielt dagegen, während ihre winzigen Titten zu ihrer Tirade rhythmisch flatterten: »Wir wollten es gerade aufkochen, da stürmt der kleine Wichser hier rein und versucht, uns zu fressen. Die Tüte mit dem Stoff lag auf dem Boden, da hat er sich darüber hergemacht! Er hat auch die Kerzen gefressen!«
Leonard war nach Heulen zumute. Das Schwein hat das Heroin gegessen. Die Mädchen haben das Schwein umgebracht. Konnte es etwas noch Lächerlicheres geben? Leonard verbarg das Gesicht in den Händen.
»Ist euch Mädchen nicht klar, dass Rocco am Freitag zurückkommt? Er kommt, um den Film abzuholen. Und wisst ihr, was er noch abholen will? Er will das Schwein abholen. Was soll ich ihm dann eurer Meinung nach sagen? ›Na, so was Dummes, Mr. Rocco, tut mir schrecklich leid. Die Mädchen haben das Schwein mit Kanthölzern totgeprügelt‹? Das wird nicht ziehen. Er wird uns umbringen!«
Der Inhalt von Leonards Beschwerde und die Andeutung, die sie enthielt, verfehlte ihre Wirkung. »Ist uns egal, Leonard!«, schrie Sissy.
»Ja«, steuerte Snowdrop bei. »Wir brauchen mehr Stoff!«
»Gib uns unseren Stoff, Leonard!«
»Genau!«
»Das gottverdammte Schwein, von dem du verlangt hast, dass wir es ficken, hat unsere Tüte gefuttert. Also gib uns Nachschub!«
Leonard konnte sie weiterhin nur anstarren. Sie interessierten sich nicht für ihr Leben. Sie interessierten sich nur fürs Heroin. Scheiß drauf, dachte sich Leonard. Er griff in seine Tasche und schmiss den beiden die letzten verbliebenen Tütchen mit Heroin zu. »Hier. Schießt euch ab bis nach Palookaville.«
Die Mädchen stürzten sich in kreischender Ausgelassenheit auf den Stoff wie ein Footballspieler auf den Ball. Leonard beugte sich nach vorne und fing an, das Schwein aus dem Zimmer zu hieven.
»It’s 1977! I hope I go to heaven!«, schmetterte Joe Strummer schroff aus dem ersten Clash-Album raus. Zyras Sendung begann jeden Montagabend um Punkt 21:00 Uhr auf WGTB – und bei ihm stand dieses neue Punkrock-Zeugs im Mittelpunkt. Bands mit Namen, die Leonard albern und protzig fand, beispielsweise The Adverts, The Vibrators, Johnny Moped, The Stranglers und ein Haufen frivoler Idioten, die sich The Sex Pistols nannten.
Leonard hielt nicht viel von den Songs; sie schienen das nahende Ende der Musikkultur einzuläuten. Wo ist Phil Manzanera, wenn ich ihn brauche? Aber wenigstens war dieses neue Punkgedöns besser als die Starland Vocal Band. X-Ray Specks stimmte gerade »Oh Bondage Up Yours« an, als Leonard das Schwein über den Boden des Wohnzimmers schleifte.
Was soll ich jetzt machen?, sorgte er sich. Was wird Rocco sagen? Leonard ging davon aus, dass seine einzige Chance darin bestand, das Schwein zu vergraben. Er könnte behaupten, das Vieh sei irgendwie ausgebüxt. Scheiße, er wusste echt nicht, was er tun sollte. Um die Sache noch schlimmer zu machen, entleerte sich der Darm des Schweins, als Leonard das nächste Mal an seinem Bein zog, und hinterließ Spuren von Exkrementen auf dem Boden. Das war genau der Moment, in dem es …
Oh Mann!
… an der Tür klopfte.
»Du bist das Mädchen aus …«, aber Leonard unterbrach sich schnell. Was sollte er sagen? Als ich das Material für die letzte Szene von Zwei Esel für Aschenbrödel zusammengeschnitten habe, ist im Hintergrund kurz dein Gesicht im Bild aufgetaucht?
»Kann ich reinkommen?«, fragte die Besucherin gehetzt, während sie sich über die Schulter umsah. Und ja, es bestand kein Zweifel. Dasselbe Mädchen wie hinter der Hecke. Leonard konnte es nicht verleugnen. Ein spartanisches, schwarzes, knöchellanges Kleid, klobige schwarze Schuhe, gerüschte Ärmel mit weißen Manschetten und die weiße, ums Kinn gebundene Haube, unter der eine widerspenstige blonde Haarsträhne hervorflatterte. Bevor Leonard auch nur darüber nachdenken konnte, sie hereinzubitten, quetschte sie sich an ihm vorbei durch die Tür, als wäre sie auf der Flucht vor ihren Mördern.
»Scheiße«, sagte sie und seufzte erleichtert, als er die Tür hinter ihr schloss. »Danke.«
»Was, äh … ich meine
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