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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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das Gefühl, dass bei den Streithähnen, er mit eingeschlossen, die Erschöpfung den Ausschlag gegeben hatte und das von allen gleichsam empfundene Gefühl, einen kräftezehrenden Tag durchgemacht und überstanden zu haben. Auch der Tullamore Dew, dem sie tüchtig zusprachen, mochte sein Teil zu dem neubesiegelten friedlichen Miteinander beigetragen haben. Aufgaben wurden verteilt. Aufgaben wurden akzeptiert. Aaron sollte das Grab größer und tiefer schaufeln, Sweeney den Sarg zimmern, und Kitty und Lolly übernahmen es, den Leichnam herzurichten, eindeutig Frauenarbeit.
    Sweeneys Bruder würde die Kühe melken, Lollys Schwester die Schweine versorgen, Kittys Roman wurde eine Ruhepause gestattet, und die Pflege von Aarons Seelenschmerz wurde ein weiteres Mal vertagt. Alle machten sich an die Arbeit.
    Als Aaron hinausging, um für ein geräumigeres Grab zu sorgen, war Sweeney bereits dabei, mit Hilfe eines Brecheisens ein paar von Kittys Bücherregalen auseinanderzunehmen – die Bücher darauf allesamt Kandidaten für Überarbeitungen, von Elizabeth Bowen bis Virginia Woolf, und, schlimmer noch, eine neue Abteilung, die Joyce Carol Oates gewidmet war. Das Eichenholz würde einen stattlichen Sarg hergeben. Bretter im Ort zu kaufen, würde unweigerlich zu unerwünschten Fragen führen, und Sweeney war ein Mann, der ungern jemand belog, schon gar nicht seinen Freund Diarmid Dunne, bei dem er das Bauholz hätte erstehen müssen. Aaron selbst war verdonnert worden, ein Paar Socken, Unterhosen und ein sauberes Hemdherauszurücken, damit die Frauen das Skelett anständig ausstaffieren konnten. (Aaron hatte schon befürchtet, sein einziger guter Anzug würde daran glauben müssen und sein letztes Paar Schuhe, aber seine Größen passten nicht – das sei seine Schuld, wie man ihm zu verstehen gab –, und so blieb ihm der Rest seiner Garderobe unversehrt erhalten.)
    Im Verlauf der Arbeit, mit der jeder beschäftigt war, gewann Aaron Einsichten darüber, warum die anderen drei Beteiligten von Anfang an für eine rasche Beerdigung gewesen waren. Als er Sweeney half, die Bücher von den konfiszierten Regalen zu räumen, wisperte der ihm ins Ohr: »Noch ehe das hier alles vorbei ist, wird sie gestehen. Seien Sie darauf gefasst. Ich weiß, sie ist Ihre Tante, aber ich weiß auch, dass sie damit herausrückt, noch ehe der Sarg in der Grube ist.« Aaron hatte nichts dazu gesagt, hatte nur weiter die gesammelten Werke von Aphra Behn aus dem Regal genommen.
    Als er oben in seinem Zimmer seiner Tante das Hemd übergab, hatte sie in sachlichem Ton erklärt: »Interessier dich nicht allzu sehr für Lolly McKeever. Ich habe bei all dem hier mitgespielt, weil man sie so am besten dazu kriegt, einzugestehen, was sie getan hat. Noch bevor der Leichnam zur letzten Ruhe gebettet wird, gesteht sie.« Aaron hatte nichts dazu gesagt, ihr nur schweigend das Hemd, die Socken und die Unterhosen gereicht.
    Als er Lolly Band 25 aus der ererbten
Encyclopaedia Britannica
, der Ausgabe von 1911, gebracht hatte, damit sie beim Sortieren der Knochen einen Anhaltspunkt hatte – den Artikel über Skelette –, hatte sie, ehe sie ihm das Buch abnahm, leicht seinen Arm berührt und geflüstert: »Ich bin so froh, dass Sie hier sind. Sie sind ein wichtiger Zeuge, wenn er bekennt. Keine Sorge. Er wird es tun. Noch ehe die Knochen aus dem Haus sind, wird er uns eröffnen, was er getan hat. Passen Sie gut auf.« Dann hatte sie ihm die Wange getätschelt. Aaron hatte nichts dazu gesagt. Er war nurflüchtig mit der Hand über die Stelle gefahren, die ihre Finger gestreift hatten.
    Ein letzter Punkt bedurfte noch der Klärung. Die Sitte verlangte, dass die Frauen den Leichnam wuschen, ehe sie ihn ankleideten. Eine eigentliche Leiche, die man hätte waschen können, gab es nicht, und doch fand man, dass wenigstens andeutungsweise etwas in dieser Richtung geschehen musste. Kitty meinte, einmal kurz mit dem Staubwedel rübergehen, würde es tun; Lolly war für richtiges Einweichen. Schließlich einigte man sich darauf, dass Kitty jeden einzelnen Knochen mit einem nassen Tuch abwischen sollte. Lolly würde ihn dann mit einem sauberen Handtuch abtrocknen und ihn in die Kleidung stecken. Als Lolly auf Seife bestand, gab Kitty nach kurzem Überlegen nach und versprach sogar, die teure und wohlriechende Seife zu benutzen, die sie sich selbst nur als seltenen Luxus gönnte.
    Ehe er sich noch weitere Schuldzuweisungen anhören musste, ging Aaron nach draußen. Er wollte aus

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