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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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Stimmen unterscheiden – drei, genau genommen – die, wie konnte es anders sein, sich über etwas stritten. Worüber, war noch nicht zu verstehen, obwohl sie gespannt lauschten. Dann, als das halblaute Reden deutlicher wurde, konnten sie das Wort »Finger« ausmachen, wahrscheinlich Jims Stimme, »das glaubst du« vernahmen sie in Toms Tonfall, und »atmen« rief Kitty. Schließlich war das Kauderwelsch greifbar nahe. Auf »Halten Sie die Lampe hoch« folgte »Geh weiter«, dann »Ob es das ist, was ich denke?« und »Ich kriege keine Luft«, schließlich hieß es, »Fängst wohl an, Souvenirs zu sammeln.« Das Letzte, was sie hörten, war: »Aber das ist ein Stück Knochen. Ich fühle das, es ist ein Knochen!«
    »Declans Finger«, murmelte Aaron. »Sie haben ihn gefunden.« Der Strahl der Lampe traf die Decke, glitt von da zur gegenüberliegenden Wand, und so, wie man die Tunnelstufen hochstieg, wanderte der Lichtstrahl abwärts. Lolly stand auf und glättete rasch die Bettdecke, fuhr mit der Hand an der Matratze entlang, um sicherzugehen, dass Declan ordentlich verstaut war. Sie schüttelte ihre Haarpracht, als wollte sie damitabschütteln, was mit Aaron allein in der Stube hätte passieren oder hätte gesagt werden können.
    Kitty steckte den Kopf aus der Öffnung. Ihr ging der Strahl der Taschenlampe voran, der nun blass wirkte gegen das Tageslicht vom offenen Fenster. Doch bevor sie durch die Wandtäfelung klettern konnte, wurde sie von Jim beiseitegestoßen, der in die Stube stolperte und zum Fenster rannte. Er hielt hoch, was wie ein kleines Schmuckstück aussah, drehte es um und um, wollte herausfinden, was es bei Licht besehen darstellte. »Es ist ein Knochen! Sieht aus wie ein Fingerknöchel«, sagte er. Kitty gelang es, in die Stube zu steigen. Tom folgte ihr. Sie strich sich das Haar aus der Stirn und rieb sich mit der Taschenlampe die Wange. »Was für ein grässlicher Gestank ist das hier?«, fragte sie.
    Tom gesellte sich zu Jim ans Fenster, und die beiden betrachteten ehrfürchtig ihr Fundstück, das augenscheinlich der Fingerknöchel von Declan Tovey war. Tom wollte ihn Jim aus der Hand nehmen, aber Jim streckte den Arm weit weg, wartete, bis Tom die Hand gesenkt hatte, und hielt den Knochen erneut ins Licht. »Eine Reliquie«, flüsterte Jim. »Eine heilige Reliquie. Von einem zum Märtyrer gewordenen Priester. Stell dir die Segnungen vor, die mir zuteilwerden.«
    »Eine Fischgräte, nichts weiter«, sagte Tom.
    »Weil nicht du ihn gefunden hast.«
    »Trotzdem ist das immer noch eine Fischgräte.«
    »Dir fehlt der Glaube.«
    »Der Glaube an Fischgräten fehlt mir, wenn du das meinst.«
    Die Fliegentür schlug laut zu. Sweeney kam hereingestürzt, die vehement aufgerissene Stubentür stieß Kitty gegen die Wand. »Das Schwein«, keuchte er. »Das Schwein sielt sich im Grab!«
    Unfähig einzugreifen, erstarrten Lolly und Aaron zur Salzsäule. Kitty, die zwischen Tür und Wand eingeklemmt war, erging es vermutlich nicht anders. Sweeney begriffaugenblicks, welchen Fehler er mit seinem Ausruf begangen hatte, kratzte sich die Brust, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und stieß mühsam hervor: »Ich meine …«. Er konnte seine Richtigstellung nicht zu Ende bringen, denn Jim, den Toms Ketzereien aufgebracht hatten, fuchtelte mit dem Knochen seinem Kollegen vorm Gesicht herum. »Wir werden schon sehen, was Pater Colavin dazu sagt. Ich zeig ihm das hier und erzähle ihm die ganze Geschichte, und dann werden wir schon sehen …« Er stutzte, hielt inne und wandte sich langsam nach Sweeney um. Auch Tom drehte den Kopf, wenn möglich, noch langsamer.
    »Was für ein Schwein?«, fragte Jim.
    »Und welches Grab?«, fragte Tom.
    »Nein, nein, nichts von beiden. Kein Schwein. Kein Grab«, stammelte Sweeney.
    »Hast du nicht eben gesagt: ›Das Schwein sielt sich im Grab‹?«
    »Oh. Das. Ja. Ja, das habe ich gesagt.«
    Jim schloss die Faust um den kostbaren Finger, um ihn vor jedweder Verunglimpfung, die aus dem Gerede über ein Schwein erwachsen könnte, zu bewahren. »Deshalb frage ich noch einmal, was für ein Schwein?«
    »Ja«, sagte Tom, der nicht willens war, sein Urheberrecht an der von ihm gestellten Frage aufzugeben. »Was für ein Grab?«
    Kitty glitt hinter der Tür hervor und rieb sich die Schulter. »Sweeney heißt er. Das wissen Sie doch. Warum hören Sie überhaupt hin, wenn der was sagt? Seine Leute wissen schließlich nie, wovon sie reden. Quatschköppe sind das, wie sie im Buch stehen,

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