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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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worden. Er wandte sich gen Süden und flog davon, befriedigt, dass er die durch die Nennung seines Namens geforderte Vorführung beendet hatte.
    »Kormoran«, sagte Lolly.
    »Ja. Ein hübsches Wort. Egal, an was man dabei denkt.«
    »Ja. Ein hübsches Wort. Das werde ich mir merken.« Wieder lächelte sie so ganz nach innen gekehrt, im Vorgefühl eines zukünftigen Augenblicks, wenn ihr das Wort einfallen und sie es halblaut vor sich her sagen und dabei an den Moment denken würde, da sie es sich als neuen Begriff eingeprägt hatte. Aaron beobachtete, wie das Lächeln langsam schwand und Lolly erneut die in ihrem Schoß gefalteten Hände betrachtete.
    Er lauschte, ob es Geräusche aus der Öffnung in der Wand gab. Konnte der Tunnel ein Labyrinth sein und sie sich darin verirrt haben? Hatte sich wirklich jemand dort versteckt? Er horchte noch gespannter, hörte aber nichts, nur das Gezwitscher eines anderen Vogels, dessen Namen er nicht kannte. Die Stille war ihm willkommen, Lollys ungezwungene, unaufdringliche Gegenwart empfand er als so natürlich, dass sie ihm nicht verwunderlich erschien. Er schaute zu, wie sie die Daumen wieder und wieder kreuzte, den Zeigefinger streckte, ihn beugte und auf den Daumen legte. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf ihre Brüste. Sie waren entspannt und füllig, weder fordernd noch aufreizend, verströmten Behaglichkeit. Sein Blick musste wohl länger auf ihnen geruht haben, als ihm bewusst war. Er hob die Augen und sah, dass Lolly ihn anlächelte. Aaron lächelte ebenfalls, ihn durchrieselte es warm bei dem Gedanken, dass sie ihrerseits sein Wohlgefallen bemerkt hatte und als annehmbar guthieß, vielleicht sogar erwartet hatte, dass es nun aber beiderseits keines weiteren Kommentars oder weiterer Gesten bedurfte.
    Im Gegenzug schien sie jetzt seine Nase einer Betrachtung zu unterziehen, vielleicht waren es auch mehr die Ohren, die sie interessierten. Als Antwort darauf zwinkerte er mit den Augen, denn lieber hätte er die im Mittelpunkt ihrer Wahrnehmung gehabt. Als sie sich klar geworden war, dass es ihr vor allem sein Gesicht angetan hatte – in erster Linie seine Ohren – beugte sie sich zu der Öffnung im Wandpaneel, nicht ängstlich ungeduldig, lediglich prüfend, wie Aaron es zuvor getan hatte. Doch zu hören war immer noch nichts. Sie richtete sich auf und wollte schon den Kopf an die Wand lehnen, entschloss sich aber, nicht auf Aaron, sondern einfach aus dem Fenster zu schauen, das sie so mühelos geöffnet hatte.
    Abermals zog ein Lufthauch durch den Raum, diesmal roch er mehr nach Dung als nach Äpfeln – obwohl kein Vieh in der Nähe war und Äpfel schon gar nicht unter der Dachtraufe lagerten. Aaron blickte auf seine khakifarbenen Shorts, sein Hemd und seine schlammverkrusteten Füße. Hatte die Brise, die an ihm vorbeistrich, ihm seinen eigenen Geruch in die Nase geweht? Er hatte bereits vergessen, dass die ihm von seinem Schwimmabenteuer anhaftenden Ablagerungen und der penetrante Gestank im Tunnel unmittelbarer Bestandteil seiner Kleidung geworden waren, ihm in alle Poren gedrungen waren, selbst bis in die Follikel seiner Haare auf dem Kopf, der Brust, den Armen und Beinen und sonstwo. Dass es lediglich Dung war, was man roch, müsste ihm zum Vorteil gereichen.
    »Meine Schweine werden mich vermissen«, sagte Lolly; sie klang bekümmert wegen der Sorgen, die sich ihre Pflegebefohlenen um sie machten. Aaron hatte keine Mühe zu erraten, warum sie gerade jetzt darauf kam. Er nickte, schaute aber nicht auf. »Meine Schweine sind die einzigen, die nach Kleie riechen«, fügte sie hinzu. »Und dabei füttere ich sie gar nicht mit Kleie. Aber so riechen sie eben. Nach Kleie.« Aaron nickte noch einmal. »Die werden mich vermissen.«Wieder klang sie ganz bekümmert, aber auch belustigt, weil sie sich über ihren eigenen Gemütszustand amüsierte.
    Aaron beschloss, diesmal nicht zu nicken; konnte ja sein, die Wiederholung langweilte sie. Statt dessen teilte er mit: »Kohl habe ich nicht ausstehen können, bis ich vierzehn war. Dann habe ich Geschmack dran gefunden.«
    Jetzt nickte Lolly. Sie wartete einen Moment, ehe sie erwiderte: »Wirklich, kommen Sie mal vorbei und schauen Sie sich die Schweine an. Dann verstehen Sie, was ich meine. Nach Kleie riechen sie.«
    Ehe Aaron sich wieder auf das Kopfnicken verlegen konnte, drang lauter werdendes Gemurmel aus der geöffneten Wand. In dem Maße, wie es näher kam, schwoll es zu einem Stimmengewirr an, dann ließen sich einzelne

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