Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
Vom Netzwerk:
quasseln ständig was von Schweinen und Gräbern, von Schafen und Leichentüchern. So einem wie dem schenken Sie Gehör? Sind ja genauso bekloppt wie er.«
    »Ich, und bekloppt?« Sweeney richtete sich auf, wuchs um mindestens einen Viertelzoll.
    »Wenn du ein Sweeney bist, trifft das Wort genau auf dich zu. Aber Schluss jetzt mit Schweinen und Gräbern und all dem Blödsinn, den du da faselst.«
    Sweeney brachte es fertig, irgendwo im Rückgrat oder im Nacken einen weiteren lockeren Muskelrest zu finden, um sich noch einen Viertelzoll größer zu machen. »Diese Männer haben Besseres zu tun, als auf gehässige Verleumdungen zu hören. Sie wissen, in ihrem Beruf kommt es einzig auf die Wahrheit an. Auf Fakten, auf nichts sonst. Und wie alle gebildeten Menschen wissen sie außerdem, ein Sweeney zu sein, bedeutet auch ein Dichter zu sein. Und wenn dir nicht gleich bei der ersten Zeile, die du vernimmst, der Sinn für Poesie aufgeht, dann gehörst du nicht in das Land, in dem du geboren bist. Es war ein Gedicht, das ich rezitiert habe. ›Das Schwein sielt sich im Grab.‹ Hast du nie etwas von Symbolismus gehört? Sind dir Metaphern gänzlich fremd? Hör doch nur! ›Das Schwein sielt sich im Grab.‹ Hörst du es nun? Hast du ein Ohr für die Kadenz, den Versrhythmus, oder geht das an dir vorbei?« Er wandte seinen erhabenen Blick von Kitty ab und Jim und Tom zu. »Sie können das hören, nicht wahr? Sie erkennen Poesie, sobald ihre Fittiche Sie streifen. ›Das Schwein sielt sich im Grab.‹ Überdenken Sie das, meine Herren. Überdenken Sie es. Und dann bestätigen Sie mir und allen hier Versammelten, dass ein Dichter vor Ihnen steht.«
    Lolly und Aaron wagten, sich ein wenig aus ihrer Starre zu lösen. Jim schaute einen Moment Sweeney an, dachte kurz nach und sah zum Licht, das durchs Fenster einfiel. Wieder hielt er die Reliquie hoch. Tom blickte Sweeney weiter an, Nachdenken dauerte bei ihm etwas länger. Dann richtete auch er seine ganze Aufmerksamkeit auf den Finger. »Abergläubischer Quatsch.«
    »Glaubensstärke«, sagte Jim. »Ich nehme den Fund mit zu Pater Colavin.«
    »Bring ihn in die Gerichtsmedizin«, schlug Tom vor.»Die untersuchen das. Werden dir klarmachen, was für eine Narretei du anbeten willst.«
    Aaron schaute zu Kitty, Kitty zu Sweeney, Sweeney zu Lolly und Lolly zu Aaron. Keiner sagte ein Wort. Keiner bewegte sich.
    »Gerichtsmedizin!« Jim spie das Wort aus. »Nie kriegen die das in ihre Pfoten mit ihren Gummihandschuhen, die mit ihrem Kohlenstoffgehaltbestimmen und mit DNA und all dem Zeug. Was wir wissen müssen, lehrt uns der Glaube.«
    »Lehrt uns, was wir über Fischgräten wissen müssen. Gräten und Glauben.«
    Kitty war die Erste, die sich entspannte, dann Lolly, danach Sweeney und schließlich Aaron. Lolly fragte so unverfänglich wie möglich: »Wolltet ihr nicht nach einem entflohenen Gefangenen fahnden?«
    »Tun wir doch, wir fahnden nach ihm, vielen Dank«, sagte Jim. »Und wir werden auch weiter nach ihm fahnden, wenn ihr uns jetzt entschuldigen wollt. Los, Tom, komm! Zuerst gehen wir zu Pater Colavin. Und noch ehe der Tag sich neigt, wirst du von dem in meiner Hand hier die Vergebung deiner Sünden erbitten. Aber man wird dir deine Spöttereien heimzahlen.«
    Mit Schritten, denen die Autorität ihres Berufs Gewicht verlieh, stapften Jim und Tom zur Tür, über den Flur, durch die Küche und hinaus auf den Hof. Aaron beobachtete, dass sie einen kurzen Augenblick haltmachten, als sie das Schwein sahen, das sich in der Senke suhlte; es wäre nicht verwunderlich gewesen, wenn ihnen dabei ein flüchtiger Gedanke durch den Kopf schoss. Während sie weiter zu ihrem Auto gingen, drehte nur Tom langsam den Kopf und schaute zurück, gab sich aber plötzlich den Befehl »Augen geradeaus«, als er mit der Stoßstange hinten an ihrem Wagen kollidierte.
    Schweigend schauten Aaron, Lolly, Kitty und Sweeney dem Fahrzeug hinterher. Declans Finger lag aller Wahrscheinlichkeitnach auf dem Armaturenbrett zum Schutz gegen alles Unheil in dieser Welt und der nächsten.
    Kaum war das Auto ihren Blicken entschwunden, drehten sich die vier wie ein Mann um und sahen zum Bett, wo der sterbliche Rest von Declan Tovey lag, zerdrückt und zerquetscht unter der schäbigen Matratze, die bislang nur Priestern gedient hatte.
    »Ich finde«, verkündete Kitty, »bevor wir irgendwas tun oder irgendwas sagen, sollten wir uns einen Drink genehmigen.«

Kapitel 9
     
    Am Ende hatte man sich geeinigt. Aaron hatte

Weitere Kostenlose Bücher