Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
Dinge angetan, allerdings über einen sehr viel längeren Zeitraum als jeder andere. Aber wie Ihr schon sagtet, das ist vorbei.« Nicci seufzte schwer. »Ich denke, wir alle drei wissen mittlerweile ein wenig darüber, was Liebe ist und was nicht.«
Cara nickte, nicht nur aus Erleichterung, sondern auch aus Dankbarkeit, dass Nicci sie verstand. »Ich denke, wir sollten jetzt zusehen, dass wir Lord Rahl einholen.«
Mit einer beiläufigen Handbewegung wies Nicci in die Richtung der Stallungen. »Richard spricht gerade zu den Angehörigen derjenigen unter Victors Männern, die getötet wurden.« Sie tippte sich gegen die Schläfe. »Ich kann ihn über meine Gabe gerade eben sprechen hören.« Sie wischte Cara eine Träne aus dem Gesicht. »Wir haben also noch genug Zeit, unsere Fassung wiederzuerlangen.«
Als sie sich gemächlichen Schritts in Richtung Stallgebäude in Bewegung setzten, fragte Cara: »Dürfte ich Euch vielleicht etwas gestehen … etwas Persönliches?«
Noch eine Überraschung in dieser an Überraschungen reichen Nacht. »Aber ja, gewiss.«
Cara, die Stirn tief zerfurcht, suchte nach den richtigen Worten. »Nun … als Lord Rahl zu mir kam – um mich zu heilen -, da ist er mir sehr nahe gekommen.«
»Wie meint Ihr das?«
»Ich meine, dass er neben mir lag, im Bett, und die Arme um mich gelegt hatte – Ihr wisst schon, um mich zu beschützen und mich zu wärmen.« Sie rieb sich die Arme, als hätte die Erinnerung sie wieder frösteln lassen. »Ich hab so entsetzlich gefroren.« Sie warf einen verstohlenen Seitenblick auf Nicci. »Vermutlich, na ja, in meinem Zustand, ich meine, ich hatte dabei wohl auch meine Arme um ihn gelegt.«
Erstaunt hob Nicci eine Braue. »Verstehe.«
»Na ja, die Sache ist die, ich hatte … Gefühle, als er in mich eindrang – und wenn Ihr ihm auch nur ein Sterbenswörtchen davon erzählt, bringe ich Euch um, das schwöre ich.«
Nicci beruhigte sie mit einem Lächeln und nickte. »Wir sind ihm beide sehr zugetan. Ich nehme an, dass Ihr mir davon erzählt, geschieht allein aus Sorge um ihn.«
»Aber ja.« Wieder rieb sie sich ihre Arme, während sie fortfuhr. »Wir beide mögen ihn sehr. Als er endlich kam, um … um mich zurückzuholen oder was immer er mit mir gemacht hat, war mir, als befände er sich in mir drin, in meinem Kopf, meine ich. Es war ein Gefühl intimer Vertrautheit, das sich mit nichts vergleichen lässt.
Lord Rahl hat mich zuvor schon einmal nach einer schweren Verletzung geheilt, aber das war etwas anderes. Teils war es ähnlich, einige Empfindungen, die aufrichtige Sorge und so weiter, die ich bei ihm spürte, waren ganz genauso, aber trotzdem war es diesmal irgendwie anders – wirklich anders. Damals hatte er nur meine körperliche Verletzung geheilt.« Cara beugte sich näher, um sicherzugehen, dass deutlich wurde, was sie meinte. »Diesmal dagegen ging es um mehr, diesmal hatte mich dieses bösartige Wesen im Innersten berührt, so als wollte es mich, meine ganze Existenz, vergiften – meinen Lebenswillen.«
Sie richtete sich wieder auf, sichtlich niedergeschlagen und scheinbar außerstande, die passenden Worte zu finden, um es besser zu erklären.
»Ich kenne den Unterschied, den Ihr zu beschreiben versucht«, erklärte Nicci. »Diesmal kam es zu einer eher persönlichen Verbindung zwischen Euch beiden.«
Cara nickte erleichtert, weil Nicci zu verstehen schien.
»Ja, das stimmt, es war persönlicher. Sehr viel persönlicher«, setzte sie mit leiser Stimme hinzu. »Es war, als läge meine Seele entblößt vor ihm. Es war ein bisschen so, als … na ja, lassen wir das.« Cara verstummte.
Während sie schweigend durch die enge Gasse schlenderten, konnte Nicci mithilfe ihrer Gabe in der Ferne Menschen sich mit gesenkter Stimme unterhalten hören. Sie versuchte erst gar nicht, einzelne Worte zu verstehen, sondern beschränkte sich darauf, den allgemeinen Charakter der Unterhaltung herauszuhören. Es waren die Männer und Frauen, die sich bei den Stallgebäuden eingefunden hatten, einige von ihnen sprachen abwechselnd. Nicci konnte Richards Stimme unterscheiden, der behutsam auf sie einredete und ihre Fragen beantwortete. Man konnte hören, dass einige der Anwesenden weinten.
An der Ecke des Gasthauses, wo die Straße rechter Hand zu den ein paar Türen weiter gelegenen Stallgebäuden hinabführte, packte Cara abrupt Niccis Arm, sodass sie noch im Schutz der tiefen Schatten stehen bleiben musste.
»Schaut, als diese Geschichte anfing,
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