Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
Ausplaudern irgendwelcher Intimitäten zu verleiten, erst recht nicht, wenn sie nicht der Wahrheit entsprechen. Ich habe Euch lediglich nach Benjamin Meiffert gefragt.«
Argwohn zerfurchte Caras Stirn. »Wer hat Euch davon erzählt?«
»Richard.« Sie hob herausfordernd ihre Augenbrauen. »Und, ist es wahr?«
Cara presste ihre Lippen aufeinander. Schließlich wandte sie ihren Blick von Nicci ab und starrte hinaus in die Nacht. »Ja.«
»Demnach habt Ihr Richard also ausführlich davon erzählt, dass Ihr diesem Soldaten überaus zugetan seid?«
»Seid Ihr verrückt? So etwas würde ich Lord Rahl niemals erzählen. Aber wo könnte er es aufgeschnappt haben?«
Einen Moment lang lauschte Nicci den Zikaden und ihrem niemals endenden Paarungsgesang, während sie die Mord-Sith abschätzend musterte.
»Richard behauptet, dass Kahlan ihm ausführlich darüber berichtet habe.«
Cara stand da, den Mund weit offen. Schließlich fasste sie sich mit den Fingern an die Stirn und versuchte, ihrer Sinne wieder Herr zu werden.
»Aber, das ist doch einfach verrückt … ich, ich muss es ihm selbst erzählt haben. Schätze, ich hab es bloß vergessen. Wir reden so viel miteinander, da ist es schwer, sich an alles zu erinnern, was ich ihm erzähle. Aber wo Ihr schon davon sprecht, ich meine mich zu erinnern, dass ich eines Abends, als wir uns über romantische Dinge unterhielten, von so was gesprochen habe, und bei der Gelegenheit muss ich ihm wohl auch von Benjamin Meiffert erzählt haben. Wahrscheinlich hab ich dieses Gespräch über persönliche Dinge anschließend gleich wieder verdrängt, er dagegen nicht. Ich sollte endlich lernen, meinen Mund zu halten.«
»Ihr habt nichts zu befürchten, wenn Ihr Richard von diesen Dingen erzählt, Ihr habt auf der ganzen Welt keinen besseren Freund. Und von mir übrigens auch nicht, nur weil ich von diesen Dingen weiß, denn dass er mir davon erzählt hat, war lediglich ein Beweis für die Hochachtung, die er für Euch empfindet. Aber ich werde es für mich behalten. Eure Gefühle sind bei mir sicher aufgehoben, Cara.«
Gedankenversunken spielte sie mit den Haarsträhnen am Ende ihres einen Zopfes. »Ich glaube, so habe ich das wohl noch nie gesehen – ich meine, dass es ein Zeichen seiner Achtung für mich ist, wenn er Euch davon erzählt.«
»Liebe, das ist leidenschaftliche Lust am Leben, die man mit einem anderen Menschen teilt. Man verliebt sich in einen Menschen, den man für großartig hält. Es ist die höchste Wertschätzung, die man einem Menschen zollen kann, und dieser wiederum ist das Spiegelbild dessen, was man am meisten schätzt im Leben. Tief empfundene Liebe kann demnach eine der größten Belohnungen sein, die das Leben zu bieten hat. Es sollte Euch also nicht beschämen oder verlegen machen, verliebt zu sein, vorausgesetzt natürlich, Ihr liebt diesen General Meiffert von ganzem Herzen.«
Cara dachte einen Moment darüber nach. »Ich schäme mich nicht deswegen, ich bin eine Mord-Sith.« Ein Teil der Anspannung wich aus ihren Schultern. »Aber ich weiß auch nicht, ob ich ihn wirklich liebe. Ja, ich weiß, dass ich ihm sehr zugetan bin, aber ob das Liebe ist, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Es fällt mir schwer, mir über diese Dinge klar zu werden, ich bin es nämlich nicht gewohnt, dass meine Gedanken oder Gefühle zählen.«
Nicci nickte und begann, gemächlich durch die Schatten zu schlendern. »Ich habe einen Großteil meines Lebens auch nicht verstanden, was Liebe ist. Manchmal war sogar Jagang der Meinung, dass er so etwas wie Liebe für mich empfindet.«
»Jagang? Im Ernst? Er ist in Euch verliebt?«
»Nein, ist er nicht. Er glaubt es nur. Aber selbst damals wusste ich schon, dass es keine Liebe war, auch wenn mir der Grund nicht bewusst war. Jagangs Maßstab der Wertschätzung für andere bewegt sich irgendwo zwischen abgrundtiefem Hass und körperlicher Begierde. Er verachtet und verunglimpft alles, was gut ist im Leben, deshalb ist es ihm völlig unmöglich, wahre Liebe zu empfinden. Er vermag sie nur als schwachen Duft des Verlockenden und Geheimnisvollen, für ihn aber Unerreichbaren wahrzunehmen, das er besitzen möchte.
Damals war er im Glauben, er könne Liebe erfahren, indem er mich bei den Haaren packte und zwang, ihm zu Willen zu sein. Das Vergnügen, das er beim Zusehen empfand, deutete er als Ausdruck seiner Liebe für mich. Er war der Meinung, ich müsste dankbar sein, dass er so starke Gefühle für mich empfand, dass sein
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