Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
und sie errötete zutiefst.
Richard fasste Shota bei den Schultern, schob sie behutsam von sich, sodass sie ihre Hände von seinen Schultern gleiten lassen musste. Gleichzeitig unternahm er noch einmal den Versuch, seine Beherrschung wiederzuerlangen.
»Ihr habt es selbst gesagt – Cara ist eine Freundin, deshalb fürchte ich auch nicht, was sie für mein Leben vorgesehen hat. Ihr müsst wissen, was immer meine Freunde und Angehörigen mir wünschen, was immer sie hoffen, dass ich erreichen werde, es ist mein Leben, und ich selbst entscheide, was ich daraus zu machen versuche. Die Menschen können sich für die, denen sie zugetan sind, erhoffen, so viel sie wollen, am Ende muss jeder selbst die Verantwortung für sein Leben tragen und seine Entscheidungen alleine fällen.«
Hinter ihrem strahlenden Lächeln sah man ihre weißen Zähne aufblitzen. »Wie aufreizend naiv du doch bist, dass du das wirklich denkst.« Sie strich ihm mit den Fingern durchs Haar. »Dennoch möchte ich dir den dringenden Rat geben, sie zu fragen, welches Komplott sie für dein Herz geschmiedet hat.«
Er warf einen kurzen Blick hinüber zu Cara, die gleichzeitig kurz vor einem Zornesausbruch und einer panikartigen Flucht zu stehen schien. Tatsächlich tat sie keins von beiden, sondern blieb standhaft und enthielt sich jeden Kommentars. Richard hatte zwar keine Ahnung, wovon Shota redete, aber er wusste, dass dies kaum der geeignete Zeitpunkt oder Ort war, es herauszufinden. Er durfte nicht zulassen, dass Shota ihn von seinem Vorhaben abbrachte.
Außerdem hatte er bemerkt, dass die Knöchel der Hand, in der Cara ihren Strafer hielt, bereits weiß hervortraten.
»Schluss mit dieser Scharade, Shota. Caras Sehnsüchte und Sorgen gehen nur mich etwas an, nicht Euch.«
Nicci lächelte betrübt. »Das glaubst du, Richard. Das glaubst du nur.«
Der Dunsthauch, der sie umgab, schimmerte kurz auf, und plötzlich war Nicci nicht mehr Nicci, sondern Shota. Sie war nicht länger eine traumhafte Sinnestäuschung, sondern war klar und deutlich zu erkennen. Ihr Haar, eben noch blond, war, obschon genauso voll, jetzt wellig und von kastanienbrauner Farbe. Das schwarze Kleid hatte sich in ein hauchzartes, aus mehreren Stoffschichten bestehendes Gebilde aus changierenden Grautönen verwandelt, das ebenso tief ausgeschnitten war und dessen lose Spitzen kaum merklich in der Brise flatterten. Sie war in jeder Hinsicht so schön wie das Tal ringsum.
Als sie ihre Aufmerksamkeit schließlich auf Cara richtete, bekamen ihre Züge einen erschreckend eindringlichen Zug. »Ihr habt Samuel wehgetan.«
Cara zuckte nur mit den Achseln. »Tut mir Leid. Das war nicht meine Absicht.«
Shota, ein bedrohliches Funkeln in den Augen, zog herausfordernd eine Braue hoch, so als wollte sie sagen, sie glaube ihr kein Wort.
»Ich hatte eigentlich vor, ihn umzubringen«, setzte Cara hinzu.
Im Nu war Shotas Ärger verflogen, und ein strahlendes Lächeln begleitete ihren aufrichtigen, wenn auch knappen Lacher. Das Lächeln noch immer auf den Lippen, betrachtete sie Richard mit einem schrägen Seitenblick.
»Sie gefällt mir. Von mir aus kannst du sie behalten.«
Vage erinnerte er sich, dass Cara sich einst mit genau denselben Worten über Kahlan geäußert hatte.
»Wie ich bereits sagte, Shota, ich muss Euch dringend sprechen.«
Ihre leuchtenden, klaren Mandelaugen maßen ihn mit erstauntem Blick. »Dann bist du also gekommen, um dich mir als Liebhaber anzudienen?«
Ein Stück entfernt, zwischen den Bäumen, bemerkte er Samuel, der sie, die gelben Augen sprühend vor Hass, beobachtete.
»Ihr wisst genau, dass das nicht stimmt.«
»Ah.« Ihr Lächeln kehrte zurück. »Dann möchtest du also sagen, dass du gekommen bist, weil du etwas von mir willst.« Sie bekam eines der wehenden Enden ihres Kleides mit der Hand zu fassen. »Oder stimmt das etwa auch nicht, Richard?«
Er musste sich ermahnen, nicht ständig in ihre alterslosen Augen zu starren, nur war es so unendlich schwer, sich zu zwingen, den Blick abzuwenden. Es war, als lenkte Shota seinen Blick, sodass er ernstliche Schwierigkeiten hatte, sich auf die schicklichen Teile ihres Körpers zu konzentrieren.
Einst hatte Kahlan ihm erklärt, Shota habe ihn verhext. Ihrer Ansicht nach war sie nicht einmal schuld daran, es war eben das, was eine Hexe tat, es entsprach einfach ihrer Natur. Kahlan – der Gedanke an sie rüttelte seine Gedanken wach.
»Kahlan ist verschwunden.«
Ein kaum merkliches Kräuseln ging über
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