Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
Welt.
Richard besann sich darauf, was er vorhatte, und bedeutete ihnen mit einer Geste, sich unmittelbar neben ihn zu hocken.
»Hier«, sagte er und zeigte. »Seht ihr?« Behutsam zeichnete er mit dem Finger eine kaum wahrnehmbare Vertiefung im dichten Wirrwarr der Waldstreu nach. »Das ist Caras Fußabdruck.«
»Überrascht mich überhaupt nicht«, sagte Cara. »Schließlich sind wir auf unserem Weg von der Straße zu der Stelle dort hinten, wo wir unser Lager aufgeschlagen haben, hier entlanggekommen.«
»Richtig.« Er beugte sich ein Stück vor und fuhr zeigend fort. »Seht ihr, hier und dann dort drüben? Das sind weitere Fußspuren von Euch, Cara. Könnt Ihr sehen, wie sie in einer geraden Linie herführen und Euren Weg markieren?«
Sie zuckte skeptisch mit den Schultern. »Sicher.«
Er bewegte sich ein Stück hinüber nach rechts, die anderen folgten ihm. Wieder zeichnete er behutsam eine Vertiefung nach, damit sie sie erkennen konnten. Solange er die Umrisse nicht dicht über dem Boden mit dem Finger nachzeichnete, vermochte Nicci auf dem Waldboden überhaupt nichts zu erkennen, doch dann schien der Fußabdruck, wie durch Magie, vor ihren Augen Gestalt anzunehmen. Ein Fingerzeig von ihm genügte, und schon erkannte Nicci, was es war.
»Das ist mein Fußabdruck«, sagte er und fixierte ihn so fest mit dem Blick, als fürchtete er, er könnte sich in Luft auflösen, sobald er die Augen abwandte. »Der Regen bewirkt, dass sie vergleichsweise schnell undeutlich werden – an manchen Stellen mehr, an anderen weniger -, aber noch hat er sie nicht ganz verwischt.« Behutsam pflückte er mit Daumen und Zeigefinger ein regennasses braunes Eichenblatt aus der Mitte des Abdrucks. »Seht, hier drunter kann man erkennen, wie der Druck meines Körpergewichts die kleinen Zweige unter meinem Fußballen zerdrückt hat. Seht ihr? Solche Details vermag nicht einmal Regen unkenntlich zu machen.«
Er sah zu ihnen hoch, um sich zu vergewissern, dass alle Acht gaben, dann deutete er in den nebligen Dunst. »Wie ihr seht, führen meine Fußspuren in diese Richtung, auf uns zu, wie Caras auch.« Er streckte sich und zeichnete zum besseren Verständnis rasch noch zwei weitere kaum erkennbare Abdrücke in der wirren Streu des Waldbodens nach. »Seht ihr? Man kann sie noch immer erkennen.«
»Aber worauf wollt Ihr hinaus?«, fragte Victor.
Richard warf erneut einen Blick über seine Schulter, ehe er auf den Bereich zwischen den beiden Fährten deutete. »Seht ihr, wie weit Caras und meine Spuren auseinander liegen? Auf dem Weg hierher bin ich links gegangen, und Cara rechts von mir. Seht ihr, wie weit die Spuren auseinander liegen?«
»Ja, aber was besagt das?«, fragte Nicci und zog sich die Kapuze ihres Umhangs ins Gesicht, um sich gegen den eiskalten Nieselregen zu schützen, ehe sie ihre Hände unter den Umhang nahm und sie in den Achselhöhlen verbarg, um sie zu wärmen.
»Sie liegen so weit auseinander«, fuhr Richard fort, »weil auf dem Weg hierher Kahlan in der Mitte ging, zwischen uns.«
Nicci starrte abermals auf den Waldboden. Sie war keine Expertin und daher nicht sonderlich überrascht, dass sie keine weiteren Spuren erkennen konnte. Nur glaubte sie, dass auch Richard diesmal keine sah.
»Und, kannst du uns nun Kahlans Spuren zeigen?«
Richard bedachte sie mit einem derart durchdringenden Blick, dass ihr für einen Moment die Luft wegblieb.
»Genau das ist der Punkt.« Er hob einen Finger, mit der gleichen bewussten Sorgfalt, mit der er auch seine Klinge führte. »Ihre Fußspuren sind verschwunden – nicht etwa vom Regen verwischt, sondern verschwunden … so als wären sie nie da gewesen.«
Victor stieß einen sehr leisen, sehr besorgt klingenden Seufzer aus. Falls Cara schockiert war, so wusste sie dies ausgezeichnet für sich zu behalten. Nicci wusste, dass er mit seinen Ausführungen noch längst nicht am Ende angelangt war, daher formulierte sie ihre Frage erst einmal vorsichtig.
»Du willst uns also zeigen, dass von dieser Frau keine Fußspuren existieren?«
»So ist es. Ich habe mich genau umgesehen und an verschiedenen Stellen sowohl meine Fußspuren als auch die Caras gefunden, aber dort, wo Kahlans Spuren sein müssten, ist nichts zu sehen.«
Niemand mochte das beklommene Schweigen brechen, bis Nicci dies schließlich auf sich nahm.
»Richard, der Grund dafür muss dir doch klar sein. Begreifst du nicht? Es ist nur dieser Traum, den du hattest. Es sind keine Spuren zu sehen, weil diese Frau
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