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Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Titel: Das Schwert des Königs - Dark City ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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Einen Sturz aus dieser Höhe würde er niemals überleben.
    Die Strömung trieb Drakar genau auf Arlo zu. Im letzten Moment gelang es dem jungen Prinzen, die Rettungsleine zu erhaschen. Aber der Sog des Wasserfalls war so unglaublich stark, dass sich Drakar kaum daran festhalten konnte. Seine Beine zog es wie mit einem Magneten in die Tiefe, und auch Arlo spürte das Reißen und hatte das Gefühl, dass sich sein linker Arm gleich auskugeln würde. Der Lederriemen des Zügels schnitt ihm ins Fleisch, während sein Bruder sich mühsam Knoten um Knoten daran hochzog.
    «Gut so!», rief ihm Arlo durch das Brausen zu. «Du schaffst es! Weiter!»
    Als Drakar bis zu den Knien aus dem Wasser war, streckte ihm Arlo seine rechte Hand entgegen. Und unter Aufbringung seiner letzten Kräfte ergriff Drakar seine Hand, und Arlo hievte ihn das letzte Stück hoch. Keuchend ließen sich die Brüder nebeneinander auf die schwingende Hängebrücke fallen.
    «Danke», sagte Drakar außer Atem. «Du hast mir das Leben gerettet.»
    «Mach so was nie wieder», stöhnte Arlo. «Hörst du? Du könntest jetzt tot sein!»
    Drakar schloss die Augen und verschnaufte eine Weile. Dann zog sich plötzlich ein breites Grinsen über sein nasses Gesicht.
    «Aber es hat funktioniert», stellte er fest. «Du hast es gesehen, nicht wahr? Das Experiment war erfolgreich.»
    «Erfolgreich?», rief Arlo empört und setzte sich auf. «Deine Erfindung hätte dich beinahe das Leben gekostet, falls du das schon vergessen haben solltest! Ich hatte Angst, du würdest in den Tod stürzen!»
    «Aber das Licht hat gebrannt. Hast du es nicht gesehen? Es hat … gebrannt!»
    «Ja», bestätigte Arlo verärgert und löste den Zügel von seiner Hand. «Es hat funktioniert, bevor die Bambusstange Feuer fing, das Lichtrad am Felsen zerschmettert wurde und du in den Fluss geworfen wurdest. Gratuliere. Du bist ein Genie, Drakar!»
    Arlo zog sich an den Verstrebungen hoch und warf einen letzten Blick in den Abgrund. Dann ging er über die Hängebrücke zurück zu dem Felsvorsprung, auf dem er sein Pferd zurückgelassen hatte. Drakar rappelte sich auf und folgte seinem Bruder.
    «Wann wirst du endlich vernünftig?», fragte ihn Arlo, während er sich seine Tasche über die Schulter warf und danach den Zügel entknotete.
    Drakar strich sich das tropfende Haar aus dem Gesicht. «Du verstehst das nicht, Bruderherz», sagte er, triefend nass, erschöpft, aber von einem neuen, unersättlichen Ehrgeiz beflügelt. «Ich habe künstliches Licht hergestellt! Zugegeben, die Idee muss noch etwas ausreifen, aber du wirst sehen: In ein paar Jahren wird jeder sein eigenes künstliches Licht zu Hause haben. Und plötzlich werden sich alle fragen, wie sie jemals ohne überleben konnten. So ist das immer mit Erfindungen. Ich sag’s dir.»
    Arlo sah ihn kopfschüttelnd an. «Gehn wir nach Hause. Für heute hab ich genug von deinen Experimenten.» Er befestigte den Zügel am Halfter, schwang sich in den Sattel und reichte seinem Bruder die Hand, damit er sich hinter ihn setzen konnte. «Und tu mir einen Gefallen: Bring dich bitte nicht mehr in Lebensgefahr. Ich will dich nicht verlieren, kleiner Bruder.»
    «Keine Sorge», beruhigte ihn Drakar. «Du wirst mich nie verlieren. Großes Bruderehrenwort.»
    Sie ritten durch den Wald zurück an den Steilhang, um Drakars Pferd zu holen. Dann galoppierten die beiden Prinzen durch die sonnendurchflutete Landschaft zurück in die Königsstadt.

4
    Drei Jahre später …
    Schweißgebadet wachte Arlo auf. Es war mitten in der Nacht. Der Mond stand silbern am klaren Himmel über Vardja und warf sein sanftes Licht in des Königs Schlafgemach. Irgendwo in der Ferne heulten ein paar Mirin-Wölfe. Alles war friedlich. Doch der Schein trog. Arlo wusste es. Es war die berühmte Ruhe vor dem Sturm, der kurze Moment, bevor sich sein Zimmer wieder in ein Schlachtfeld verwandelte, obwohl außer ihm niemand etwas davon mitbekam.
    Eine dunkle Wolke schob sich vor den Mond, und eine eisige Kälte machte sich in dem Raum breit. Ein Windhauch blähte die seidenen Vorhänge vor den Fenstern auf, und mit einem Schlag ging das Licht sämtlicher Kerzen aus. Es flüsterte und zischelte in der Dunkelheit. Arlo hatte das Gefühl, sein Herz würde gleich explodieren. Sie war wieder da: die Finsternis. Keine gewöhnliche Finsternis. Nein. Eine Finsternis, die fühlbar war, die anwesend war wie eine Person, eine düstere Präsenz, die von allen Seiten in sein Zimmer kroch und sich

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