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Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Titel: Das Schwert des Königs - Dark City ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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waren, die ihn keiner gelehrt hatte und die er dennoch beherrschte, als hätte er sie mit der Muttermilch aufgesogen. Mit zitternden Fingern fuhr er über die verschlungenen handgeschriebenen Buchstaben, und sein Herz begann auf einmal zu brennen wie Feuer. Die geheimnisvollen Schriftzeichen, die er bisher nie hatte deuten können, schienen sich mit einem Mal vom Papier zu lösen und ihm entgegenzuspringen. Ja, sie begannen sich vor ihm zu enthüllen wie die Blätter einer sich öffnenden Blütenknospe.
    Und dann geschah etwas Merkwürdiges: Licht drang durch die Worte hindurch wie Sonnenstrahlen durch die Ritzen in einer Holzhütte. Das Licht wurde stärker und stärker. Es strahlte aus dem Buch heraus und erfüllte den ganzen Raum. So etwas hatte Arlo noch nie zuvor gesehen. Er starrte auf das Buch, das in seinen Händen lag, und Tränen rollten ihm übers Gesicht. Er begann zu weinen und wurde in ein Wechselbad von Gefühlen hineingenommen. Furcht und Zittern erfassten ihn, und sein Herz krampfte sich in ihm zusammen, während sich ihm das Wort wie von selbst offenbarte und ihm Dinge aufzeigte, die ihn bis ins Innerste erschütterten. Die Vision dauerte nur wenige Augenblicke, aber Arlo kam es vor wie eine Ewigkeit.
    Irgendwann klopfte es an die Tür.
    «Eure Hoheit?» Es war derselbe Diener, und die Aufregung in seiner Stimme war nicht zu überhören. «Ist wirklich alles in Ordnung mit Euch?»
    Arlo schreckte zusammen, und als er auf das Buch in seinen Händen blickte, war das Licht verschwunden.
    «Ruft die Propheten», befahl er mit nervöser Stimme. «Sie sollen mich bei Sonnenaufgang im Kyros-Tempel treffen. Beeilt Euch!»
    «Sehr wohl, Eure Hoheit», antworteten die Diener vor der Tür, und Arlo hörte ihre schnellen Schritte, als sie davoneilten. Erschöpft lehnte sich der König gegen die Wand und schloss die Augen.
    «Gott stehe uns bei», hauchte er.

5
    Als die ersten Sonnenstrahlen die Dächer Vardjas streiften, hatten sich vierzig Propheten in der großen Marmorhalle eingefunden. In lange Gewänder gehüllt standen sie in Grüppchen zusammen und warteten gespannt darauf, was der König ihnen zu sagen hatte. Es musste offenbar von äußerster Wichtigkeit sein, sonst hätte er sie nicht zu so früher Stunde rufen lassen. König Arlo marschierte in seinem königlichen Gewand aus mit Goldfäden besticktem dunkelblauem Samt durch die Schar der Propheten hindurch und begab sich hinter den Tisch, worauf das wertvolle Original des Buches der Prophetie lag. Er schaute sich um.
    «Meine Brüder und Schwestern, geliebte Propheten, ich danke euch, dass ihr alle gekommen seid. Ich habe diese Versammlung einberufen, um euch in eine brisante Angelegenheit einzuweihen.»
    Leises Geflüster machte die Runde. Eine junge, leidenschaftliche Prophetin namens Isabella raunte ihrem Nachbarn etwas zu, worauf Arlo sie direkt ansah und sagte: «Ihr wundert euch, warum Prinz Drakar nicht anwesend ist. Er wird nicht kommen. Ich habe meine Gründe, meinen Bruder aus dieser Sache herauszuhalten. Was ich heute mit euch bespreche, unterliegt der strengsten Geheimhaltung und muss unter uns bleiben. Habe ich darauf euer Wort?»
    Die Propheten nickten, und Arlo schlug das Buch der Prophetie auf. Das tausendjährige Pergamentpapier raschelte, während der junge König durch das Wort blätterte, bis er die Stelle gefunden hatte, die er suchte. Vierzig Augenpaare waren auf ihn gerichtet. Selbst die Luft schien vor Spannung zu knistern.
    «Oneyum messío ardomine ekleyí», las Arlo laut aus dem uralten Buch vor, worauf ein erneutes, diesmal äußerst aufgeregtes Gemurmel durch die Menge ging. Die Worte, die Arlo ausgewählt hatte, waren allen wohlbekannt. Jeder Prophet kannte ihren Klang. Seit Anbeginn des Zeitalters der Könige hatten die Propheten auf eine Erleuchtung gehofft, was diese mysteriösen Worte anbelangte. Aber selbst den Weisesten und Gelehrtesten unter ihnen war es bisher nicht gelungen, den Code zu knacken, mit dem sie versiegelt waren. Sollte der König am Ende das Rätsel dieses Schriftabschnitts gelöst haben, über das sich die Propheten seit Generationen den Kopf zerbrachen?
    Erwartungsvoll blickten die Zuhörer zu ihrem König auf. Arlo reckte sein Kinn. Er sah sie mit feierlicher, aber dennoch ernster Miene an. «Meine Brüder und Schwestern, heute, da ihr dieses Prophetenwort aus meinem Munde hört, ist es unter euch in Erfüllung gegangen. Ich stehe vor euch, weil mir das Geheimnis dieser Worte in der vergangenen

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