Das Schwert des Königs - Dark City ; 3
müssen wir ja doch meinen Spinnenmantel nehmen, um reinzukommen!
«Was habt Ihr jetzt vor?», fragte Katara und wandte sich gespannt Arlo zu.
«Ich werde es öffnen», sagte Arlo.
«Ihr habt den Schlüssel?», meinte Miro überrascht.
«Ich bin der Schlüssel!», war Arlos noch verblüffendere Antwort. Er lächelte die Jugendlichen an. «Kommt mit. Drakar und seine Armee warten drüben auf uns.»
«Drakars Armee?!», rief Aliyah, blieb stehen und ließ ihren Blick suchend über die Ebene schweifen. «Und wo ist Eure Armee?»
Arlo drehte sich um und sagte mit einer schier unglaublichen Gelassenheit: «Ihr seid doch soeben eingetroffen.»
Die Gefährten sahen sich schockiert an.
« Wir sind Eure Armee?», quiekte Sihana und blinzelte nervös mit den Augen. «Das kann unmöglich Euer Ernst sein! Wir sind zu sechst!»
Die Freunde sahen Arlo erwartungsvoll an und hofften, er würde irgendeinen Trumpf ausspielen, den er ihnen bisher verschwiegen hatte. Doch er tat es nicht, was sie umso nervöser machte.
«Hab ich das richtig verstanden, ey?», hakte Joash nach. «Wir sollen tatsächlich zu sechst gegen ein ganzes Heer antreten? Ich meine, ich nehm es gerne mit ein paar Riesen auf, wenn es sein muss. Aber ein ganzes Heer? Wie sollen wir das anstellen? Oder habt Ihr eine Geheimwaffe, von der wir nichts wissen? Was ist Eure Gabe?»
Noch immer gab ihnen Arlo keine Antwort.
«Was ist mit all den anderen Propheten? Mutter? Andora? Master Kwando?», fragte Aliyah hoffnungsvoll. «Sind sie es, die auf der anderen Seite zu uns stoßen? Haben wir da drüben irgendwelche Verbündete?»
«Vielleicht ein paar Onovans?», überlegte Miro.
«Onovans?», fragte Katara.
«Erinnerst du dich nicht an die weißblonden Typen in den schwarzen Anzügen, die uns damals entführten und zu Mutter brachten?», erklärte ihr Miro.
«Du meinst die großen, schweigsamen Männer, die sich glichen wie ein Ei dem andern?», fragte Katara zurück.
«Ja, genau die», bestätigte Miro. «Ein paar von der Sorte könnten wir jetzt wirklich dringend gebrauchen.»
Aliyah sah flehend zu Arlo auf. «Bitte sagt uns, dass wir nicht alleine gegen Drakars Armee antreten werden! Sagt uns, dass sich uns noch mehr Propheten anschließen werden!»
«In der Stunde der größten Anfechtung offenbaren sich die wahren Helden, Aliyah», antwortete ihr der König. «Es gibt nur euch. Es ist eure Bestimmung, mich in dieser Stunde zu begleiten. So wurde es seit tausend und abertausend Jahren vorhergesagt.»
«Aber wir sind doch viel zu schwach», piepste Sihana kleinlaut.
«Wir werden sterben», murmelte Aliyah mit bleichem Gesicht. «Können wir diese Armee wirklich besiegen, Arlo?»
Der König sah sie liebevoll an. «Aliyah, ihr seid alle längst gestorben, als diese Mission begonnen hat. Was gäbe es jetzt noch zu fürchten? Habt keine Angst. Vertraut mir.»
Die Freunde sahen sich gegenseitig an. Sie mussten an all die Abenteuer denken, die sie gemeinsam bestanden hatten. Arlo hatte Recht. Sie hatten alles aufgegeben, sogar sich selbst, um die Mission, die ihnen anvertraut wurde, zu erfüllen. Warum sollten sie jetzt so kurz vor dem Ziel aufgeben? Wenn es ihre Bestimmung war, an Arlos Seite zu kämpfen – und vielleicht sogar mit ihm zu sterben –, wenn dies das letzte Opfer war, das sie bringen mussten, um Dark City zu befreien, dann wollten sie es tun.
Katara war es, die sich als Erste durchrang, etwas zu sagen.
«Bringen wir es zu Ende», rief sie entschlossen, wandte sich Arlo zu, legte ihre Faust auf die Brust und neigte ihr Haupt. «Die Eure bis in den Tod.»
«Ziehen wir’s durch», sagte Miro.
«Ja», piepste Sihana zustimmend.
«Tun wir’s», sagte auch Aliyah, und Joash knackte mit den Knöcheln und knurrte heldenhaft:
«Geben wir diesen ausgefransten Butterkeksen einen Kampf, den sie ihr Leben lang nicht vergessen werden!»
Arlo holte das Buch der Prophetie aus der Tasche, hielt es an seine Brust gedrückt und nickte den Jugendlichen anerkennend zu. «So möge es beginnen!»
Sie schritten auf das Tor zu, Arlo in der Mitte, Sihana, Miro und Aliyah zu seiner Rechten, Katara und Joash zu seiner Linken. Unmittelbar vor dem Tor blieb Arlo stehen. Er streckte seine rechte Hand aus und berührte das Tor mit seinen Fingerspitzen. Ein kratzendes Geräusch war zu hören. Es klang, wie wenn zwei Mühlsteine sich aneinander reiben oder wie wenn die verrosteten Zahnräder einer überdimensionalen Maschine sich nach Jahrzehnten wieder zu
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