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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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fast so rothaarig wie Rainulf. Doch der Kerl war verstockt und wollte nichts sagen, bis Ragnar und ein paar andere sich daran machten, ihn an seinen Eiern von den Deckenbalken aufzuhängen. Da war die Liebe zu seinem Herrn nicht mehr so groß, und er verriet uns, wo der Bischof sein Geld aufbewahrt hielt.
    Wir fanden es in einer Truhe aus soliden Eichenbohlen, die im Keller hinter einer falschen Wand mit einer Eisenkette gesichert war. Wir brauchten bis zum Morgen, um sie aufzubrechen, doch zu aller Freude war die Mühe nicht umsonst gewesen. Dieser Bischof hatte sich ein kleines Vermögen zusammengerafft. Wir fanden byzantinische und maurische Goldmünzen in Mengen. Dazu Geschmeide, Perlen und wertvolle Steine.
    Rainulf meinte, nun hätten wir genug Beute gemacht und sollten heimkehren, bevor wir einem größeren Trupp Byzantiner über den Weg liefen. Doch Robert schien der Erfolg den Kopf verdreht zu haben, denn er war Reynards Gerede verfallen, der immer wieder von Monte Sant’Angelo auf Gargano anfing und den Schätzen, die sich angeblich dort befanden.
    Manch einen kann die Gier nach Gold so heftig packen, dass er an nichts anderes mehr denken kann. Doch wenn ich Robert richtig einschätzte, so bedeuteten ihm Prunk und Reichtum wenig, außer wenn er sich damit Macht erkaufen konnte. Wahrscheinlich rechnete er sich aus, wie viele Krieger er würde anheuern können, wenn wir die Beute verdoppelten. Und ganz gewiss hatte er auch Alberadas verzücktes Lächeln im Sinn, wenn er ihr ein fürstliches Brautgeschenk machen könnte.
    Arichis riet allerdings davon ab, Sant’Angelo zu überfallen. Er bestätigte zwar, dass es Gerüchte von Schätzen gab, aber ganz gewiss wären sie übertrieben, schließlich handelte es sich nur um eine kleine Mönchsgemeinde.
    »Und warum hat noch niemand versucht, es herauszufinden?«, fragte Robert.
    Arichis zuckte mit den Schultern. »Der Ort ist schwer zugänglich, auf einem hohen Berg. Und die eigentliche Basilika San Michele liegt tief im Fels in einer Grotte. Ist außerdem gut bewacht.«
    »Ich bin sicher, es gibt einen Weg hinein.«
    Man sah Arichis an, dass ihm die Sache unangenehm war.
    »Sant’Angelo ist ein ehrwürdiges Heiligtum, Herr.«
    »Die ganze Gegend ist voller Heiligtümer. Vor ein paar Wochen haben wir auch eines geplündert.«
    »Dieses ist anders. Schon lange vor uns Christen sind Menschen dorthin gepilgert, um zu beten und den Göttern nahe zu sein. Es heißt, wer die heilige Grotte betritt, dem sind alle Sünden erlassen. Aber nur, wenn er im Guten kommt. Selbst für Normannen wäre es ein ungeheurer Frevel, den Frieden dieses Ortes zu stören. Heißt es nicht, der Engel Michael vernichtet seine Feinde mit flammendem Schwert?«
    Es war sehr still geworden, als er das sagte. Nicht wenige bekreuzigten sich, besonders da die Worte aus dem Mund eines abgebrühten Kerls wie Arichis kamen. Auch mir lief ein Schauer den Rücken herunter. Lange Zeit sprach niemand. Robert hielt den Blick unverwandt auf Arichis gerichtet und dachte nach.
    »Was sagst du dazu, Reynard?«, fragte er schließlich.
    Der kratzte sich am Bart, bevor er sprach. »Ich glaube nicht an diesen ganzen Heiligenkram. Es ist nichts als eine Grotte, Robert, ein Loch im Fels. Und davor ein gemauerter Eingang. Wir Normannen haben schon viele Kirchen und Klöster um ihr Gold erleichtert, und keinen hat dabei das flammende Schwert getroffen. In irgendeine dämliche Hölle ist auch noch niemand gefahren. Ich sage, wir holen uns das Gold.«
    Man sah in Roberts Augen, dass die Entscheidung längst gefallen war, noch bevor er nickte. Rainulf versuchte noch einzuwenden, dass es vielleicht zu gefährlich sei und es dort wegen des regen Pilgerzulaufs vor byzantinischen Truppen nur so wimmeln müsse. »Wir könnten alles verlieren, Robert, wenn wir zu gierig sind«, fügte er hinzu, wie immer vorsichtig und besonnen.
    Und sicher hatte er recht. Besser, wir kehrten um und teilten in Ruhe die Beute, die wir schon gewonnen hatten. Aber Robert wollte nichts davon hören. In seinen Augen glühte ein Feuer. Er hatte es eilig, sich einen Namen unter den Normannen zu machen. Und Monte Sant’Angelo war die Gelegenheit dazu.
    Da meldete sich Fulko zu Wort.
    »Vielleicht sollten wir Christen den Rückzug sichern«, sagte er mit Bedacht, »beteiligen uns aber nicht an dem Überfall. Damit wäre allen gedient.«
    Fulko war einer, der gern auf Ausgleich und Einvernehmen bedacht war. Sein Vorschlag war gewiss gut gemeint, aber

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