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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Frühlingsblumen durch den harten Boden. Auf den der Sonne zugewandten Hanglichtungen bildeten sie sogar zartbunte Teppiche.
    Endlich überwanden wir den letzten Pass und stiegen in den fruchtbaren Norden Apuliens ab, der unter byzantinischer Herrschaft lag. Mehr denn je galt es, wachsam zu sein. Deshalb ritt ständig Arichis oder einer seiner Männer voraus, um die Gegend zu erkunden. Lando schloss sich ihnen ebenfalls als Späher an.
    Flach wie in der Gegend um Capua war es auch hier nicht, eher eine Landschaft sanft geschwungener Hügel voller Wiesen und Ackerflächen, hier und da liebliche Haine, in denen man ein Bächlein plätschern hörte. Hier war der Frühling schon länger eingezogen. Es blühte überall, und ein grüner Flaum von jungem Weizen zeigte sich auf den Feldern. Die Dörfer sahen wohlhabender aus, das Vieh war besser genährt, und auf den Straßen war viel Volk unterwegs. Ich hatte schon so einiges Schöne in diesem Italia gesehen, aber jetzt verstand ich, warum so viele Herren um Apulien kämpften und es besitzen wollten.
    Leider waren die Blicke der Leute, die uns begegneten, noch finsterer als in Capua oder Benevento. Sie erschraken bei unserem Anblick und machten nicht selten das Zeichen der corna, wie um sich vor dem Satan zu schützen. Und einmal bewarfen kleine Jungs uns sogar mit Steinen. Ragnars Gaul scheute und hätte ihn beinahe abgeworfen. Aber wir verfolgten sie nicht. Es waren ja nur Kinder.
    Ich fragte Arichis, warum die Menschen sich so feindselig gaben. Als Antwort bedachte er mich mit einem Blick, als sei ich ein Tölpel.
    »Hast du vergessen, was wir selbst hier treiben? Für die Einheimischen in Apulien sind Fremde zunächst einmal Feinde. Entweder byzantinische Steuereintreiber, die ihnen die Ernte oder das Ersparte nehmen, Kriegsherren, die ihr Land rauben, oder Normannen, die beides tun. In letzter Zeit besonders ihr Normannen. Nichts ist vor euch sicher.«
    Natürlich, dachte ich beschämt. Wie dumm von mir.
    »Aber du hilfst uns doch dabei. Warum?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich diene nur meinem Herrn.«
    »Bist du gläubiger Christ?«
    Er bedachte mich mit einem giftigen Blick. »Was geht dich das an, Normanne?«
    Ich dachte schon, ich hätte ihn verärgert, da sagte er: »Für die meisten in diesem Land ist die Kirche das Einzige, auf das man sich verlassen kann, und der Glaube ein Trost, um das zu ertragen, was man nicht abwenden kann.«
    Damit beendete er abrupt die Unterhaltung und gab seinem Pferd die Sporen. Also doch ein gläubiger Christ, dachte ich, erstaunt darüber, solche Worte aus dem Mund eines Mannes zu vernehmen, den ich mir so gar nicht im frommen Gebet vorstellen konnte. Und wie mochte er wohl sein Tun mit dem Gebot der Nächstenliebe vereinbaren? Da fiel mir ein, dass die Christen ihre Verfehlungen einem Priester beichteten und danach wieder reinen Gewissens waren. Ein seltsamer Brauch, aber nicht ohne Vorzüge. Ob die Christen unter den Gefährten, so wie Fulko, Herman und andere, wohl das Gleiche taten? Ich hatte sie noch nicht dabei gesehen. Aber den Feind zu berauben ist schließlich Kriegsrecht und keine Sünde.
    Einmal gelang es uns nur im letzten Augenblick, einem größeren Trupp byzantinischer Soldaten auszuweichen. Mindestens hundert Mann schwerbewaffneter Fußkämpfer, begleitet von einem Dutzend gepanzerter Reiter. Sie transportierten etwas auf zwei Ochsenkarren. Konnten das Steuereinnahmen sein? Wir hätten sie gern angegriffen, aber es waren zu viele. Mit großem Bedauern blieben wir in unserem Versteck und ließen sie vorüberziehen.
    Arichis führte uns schließlich zu einem Ort mit Namen Civitate. Nicht wirklich eine Stadt, aber ein großes, mit hohen Mauern befestigtes Dorf. In der Nähe bewohnte angeblich ein Bischof einen großen Gutshof mit vielen Landarbeitern und Bediensteten. Wäre doch verwunderlich, wenn es dort nichts zu holen gäbe, sagte er zu Robert.
    Kurz vor Morgengrauen schlugen wir zu, ritten einfach vor das Tor, schafften uns mit Äxten Zugang und stürmten das Haupthaus, bevor sich größerer Widerstand bilden konnte. Trotzdem gab es ein paar Tote unter den Bewachern. Zum Glück blieben die Unsrigen verschont, außer Herman, dem ein Messer die Wange aufgeschlitzt hatte. Hamo vernähte es notdürftig, und Gerlaine legte ihm Kräuter auf die Wunde und einen Verband um den Kopf.
    Der Bischof war nicht zugegen, aber als wir nur mäßig Wertvolles fanden, hielten wir uns an den Verwalter, einen hageren Lombarden,

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