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Das Schwert in Der Stille

Das Schwert in Der Stille

Titel: Das Schwert in Der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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Herz. Ich glaubte nicht, dass ich je von meinem Schmerz befreit würde.
    Die Tage vergingen und ich konnte den Tempel nicht verlassen. Ich wusste, dass ich eine Entscheidung treffen und gehen musste, aber jeden Tag verschob ich es. Ich merkte, dass der alte Priester und Makoto sich Sorgen um mich machten, doch sie ließen mich allein und kümmerten sich nur in praktischer Hinsicht um mich, erinnerten mich daran zu essen, zu baden, zu schlafen.
    Jeden Tag kamen Menschen, um an Shigerus Grab zu beten. Zuerst war es ein Rinnsal, dann ein Strom zurückkehrender Soldaten, Mönche, Bauern und Landarbeiter, die ehrfürchtig zum Grab gingen und sich davor niederwarfen, ihre Gesichter waren nass von Tränen. Shigeru hatte Recht gehabt: Er war im Tod noch mächtiger, wurde mehr geliebt als im Leben.
    »Er wird ein Gott werden«, prophezeite der alte Priester. »Er wird zu den anderen im Schrein kommen.«
    Nacht um Nacht träumte ich von Shigeru, wie ich ihn zuletzt gesehen hatte, das Gesicht von Wasser und Blut überströmt, und wenn ich erwachte, hämmerte mein Herz vor Entsetzen. Ich hörte die Flöte. Wenn ich schlaflos dalag, sehnte ich mich nach den traurigen Tönen. Ich fand die Musik schmerzlich und tröstlich zugleich.
    Der Mond nahm ab; die Nächte wurden dunkler. Von den zurückkehrenden Mönchen hörten wir vom Sieg in Kushimoto. Das Leben im Tempel normalisierte sich, die alten Rituale schlossen sich wie Wasser über den Köpfen der Toten. Dann kam die Nachricht, dass Lord Arai, jetzt Herr über fast die Gesamtheit der drei Länder, nach Terayama kommen werde, um Shigerus Grab seine Verehrung zu erweisen.
    Als ich in dieser Nacht die Flötenmusik hörte, machte ich mich auf die Suche nach dem Spieler. Es war, wie ich halb vermutet hatte, Makoto. Ich war sehr gerührt, weil er über mich gewacht und mich in meiner Trauer begleitet hatte.
    Er saß am Teich, wo ich ihn manchmal am Tag gesehen hatte, wenn er den goldenen Karpfen fütterte. Er beendete die Weise und legte die Flöte beiseite.
    »Du wirst zu einer Entscheidung kommen müssen, sobald Arai hier ist«, sagte er. »Was wirst du tun?«
    Ich setzte mich neben ihn. Der Tau fiel, und die Steine waren nass. »Was soll ich tun?«
    »Du bist Shigerus Erbe. Du musst sein Vermächtnis antreten.« Er schwieg einen Augenblick, dann fuhr er fort: »Aber es ist nicht so einfach, nicht wahr? Etwas anderes ruft dich.«
    »Es ruft mich nicht gerade. Es befiehlt mir. Ich habe eine Verpflichtung… Es lässt sich schwer erklären.«
    »Versuch es«, sagte er.
    »Du weißt, dass ich ein scharfes Gehör habe. Wie ein Hund, hast du einmal gesagt.«
    »Das hätte ich nicht sagen sollen. Es hat dich verletzt. Verzeih mir.«
    »Nein, du hattest Recht. Nützlich für deine Herren, hast du gesagt. Nun, ich bin für meine Herren nützlich, und sie sind nicht die Otori.«
    »Der Stamm?«
    »Du kennst ihn?«
    »Nur ein wenig«, sagte er. »Unser Abt hat ihn erwähnt.«
    Einen Augenblick lang dachte ich, er werde noch etwas sagen, er werde auf meine Frage warten. Aber damals fiel mir die richtige Frage nicht ein, ich war zu sehr in meine Gedanken versunken und in mein eigenes Bedürfnis, sie zu erklären.
    »Mein Vater gehörte zu dem Stamm, und meine Talente habe ich von ihm. Der Stamm hat Anspruch auf mich erhoben und glaubt sich im Recht. Ich habe mit den Leuten vereinbart, dass sie mir erlauben, Lord Shigeru zu retten; als Gegenleistung komme ich danach zu ihnen.«
    »Welches Recht haben sie, das von dir zu verlangen, wenn du Shigerus gesetzlicher Erbe bist?«, fragte Makoto ungehalten.
    »Wenn ich versuche, ihnen zu entfliehen, werden sie mich töten«, antwortete ich. »Sie glauben dieses Recht zu haben, und weil ich mit der Abmachung einverstanden war, glaube ich es auch. Mein Leben gehört ihnen.«
    »Du musst diese Übereinkunft unter Druck eingegangen sein«, sagte er. »Niemand wird erwarten, dass du sie erfüllst. Du bist Otori Takeo. Ich glaube, dir ist nicht klar, wie berühmt du geworden bist, wie viel dein Name bedeutet.«
    »Ich habe ihn getötet.« Zu meiner Beschämung spürte ich wieder die Tränen aufsteigen. »Ich kann mir nie verzeihen. Ich kann nicht seinen Namen und seine Lebensweise annehmen. Er ist durch meine Hand gestorben.«
    »Du hast ihm einen ehrenhaften Tod geschenkt«, flüsterte Makoto und nahm meine Hände in die seinen. »Du hast jede Pflicht erfüllt, die ein Sohn gegenüber seinem Vater hat. Überall wirst du dafür bewundert und gelobt. Und du

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