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Das Schwert - Thriller

Das Schwert - Thriller

Titel: Das Schwert - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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erreicht. Sie fuhren einen billigen Gebrauchtwagen, den Jack in Imbaba gekauft hatte. Es war ein Peugeot 405, Baujahr 1994, der aussah wie alle anderen Peugeots in Kairo. Wenn sie erst Zamalek verlassen hatten, konnten sie damit rechnen, im Verkehrsgewühl unauffindbar zu sein.
    Vorher hatte er eine fürstliche Leihgebühr für den Karren samt Esel bezahlt und für ein Bündel Lumpen, mit denen sie sich als Abfallsammler verkleiden konnten. Das alles wartete auf sie in einer Seitengasse der Saray-al-Gazira-Street, bewacht von einem älteren Sohn der Zabbalin-Familie. Sie zogen die Lumpen über, denen ein infernalischer Gestank anhaftete. In einer dunklen Nacht wie dieser und beschienen nur von den Straßenlampen vor dem Wohnblock, mussten sie überzeugend wirken.
    Der Junge, schätzungsweise fünfzehn Jahre alt, unterzog sie einem gründlichen Schnellkurs: wie man geht (schnell, unauffällig), wie man Abfall aus den Mülltonnen auf den Wagen lädt (achtsam, nichts fallen lassen), wie man den Esel zum Laufen bringt oder zum Stehen (durch Gutzureden, Knüffe, Püffe, Schieben und manchmal Brüllen). Zur Übung wanderten sie einige Male die Gasse hinauf und hinunter. Eine bessere Tarnung gab es nicht. Niemand würde ihnen Beachtung schenken.
    Sie hatten den Wagen ein paar Meter unterhalb des Vordereingangs des bewussten Hauses abgestellt. Jack hatte im Vorfeld mit dem Türsteher gesprochen und erfahren, dass man ihm den Abend freigegeben hatte, wie jeden Donnerstag. Also war niemand da, der sich über den ramponierten Peugeot beschweren konnte. Jack machte einen Abstecher zu dem Wagen und nahm die zwei Pistolen heraus, beide frisch geladen. Eine war für ihn bestimmt, die andere für Dschamila. Samiha wollte er keine Schusswaffe anvertrauen.
    Als Jack wieder bei seinen Mitstreiterinnen angelangt war, begannen sie mit der übelriechenden und anstrengenden Arbeit, in den Seitenstraßen den Müll einzuladen. Der Junge, der seine Aufgabe erfüllt und sie in sein merkwürdiges Gewerbe eingewiesen hatte, verabschiedete sich und ging auf die Suche nach einem Taxi, um in sein Dorf zurückzufahren.
    Stundenlang an einem Fleck auszuharren wäre unklug gewesen. Sie beschlossen stattdessen, wie echte Zabbalin die nähere Umgebung abzugrasen. Anfangs hielten sie sich an die breiteren Straßen und taten alles, um den Eindruck zu erwecken, dass sie sich an Mülltonnen und Abfallhaufen zu schaffen machten. Sie entfernten sich nie weiter als ein paar Querstraßen vom Eingang des Wohnblocks. Jedes Mal wenn ein Auto kam, hielten sie inne, aber immer fuhr es weiter, und alles war wieder still.
    Aus Dr. O’Malleys Klinik hatte Jack mehrere Fläschchen Gebauer’s Äthylchloridspray mitgebracht sowie Einmalspritzen mit Diprivan Propofol. Wenn es darauf ankam, musste alles schnell gehen, und sie hatten den Ablauf vorhin in Georginas Wohnung nur einmal geprobt.
    Es war eine klare Nacht, und sogar von der Stadt aus sah man den Himmel voller Sterne. Flackernde Straßenlaternen säumten die Straße und breiteten ihren mattgelben Schein auf das Pflaster. Aus einem offenen Fenster tönte Musik, ein lebhaftes Stück von Mohammed Rechem. Irgendwo stritten ein Mann und eine Frau darüber, wer mit dem Hund Gassi gehen sollte. Ein älteres Paar schlenderte Hand in Hand vorbei, hinunter zum Flussufer. Von den Vergnügungsschiffen auf dem Nil wehten westliche Rhythmen herüber.
    Die Stunden vergingen. Alle drei wussten, was es bedeutete, falls Selim heute Nacht nicht auftauchte, ausgerechnet heute Nacht. Lächerlich der Gedanke, dass das Schicksal Tausender, vielleicht der ganzen Welt davon abhing, ob es einen Mann nach seiner Geliebten gelüstete. Oder nicht.
    Kurz vor Mitternacht bezogen sie Posten in unmittelbarer Nähe des Wohnblocks. Kleine Wolkenfetzen huschten über die Sterne, die Straßen waren erfüllt von Schatten und den Träumen der Schlafenden. Das stete Brausen des Verkehrs waberte in der Luft. Hier, in einem der wohlhabendsten Viertel der Stadt, herrschte immer noch Leben. Autos kamen an und fuhren weg, Menschen verließen ihre Wohnungen, kehrten nach Hause zurück, Taxis luden Fahrgäste ein, setzten sie ab, das ältere Paar spazierte wieder vorbei, immer noch Hand in Hand. Das Leben geht weiter, dachte Jack, doch über allem spürte er den eisigen Hauch von den Schwingen des Todesengels.
    Ein Auto näherte sich langsam mit voll aufgeblendeten Scheinwerfern, rollte vor dem Haus an den Straßenrandund hielt an. Das Licht der Laterne

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