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Das Schwert - Thriller

Das Schwert - Thriller

Titel: Das Schwert - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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einfach. Höfliche Zurückhaltung bringt uns nicht weiter. Wir müssen ihn kidnappen. Nur für ein paar Stunden. Dann können wir ihn bearbeiten, bis er uns glaubt.«
    Eine halbe Stunde später war Jack auf dem Weg nach Zamalek, begleitet von Dschamila und Samiha. Sie waren beide verschleiert. Ihm hatten sie Haar und Bart blond gefärbt, mittels einer Tinktur aus einer Flasche in Georginas Schlafzimmer. In dieser kosmopolitisch geprägten Gegend erregte er damit kaum Aufmerksamkeit, im Gegensatz zu manch anderen Vierteln Kairos. Vorbei an Girlanden und Fahnen, die schon jetzt unter dem Grauschleier des ewigen Smog ihre Leuchtkraft eingebüßt hatten, fuhren sie nach Zamalek.
    Das Haus fanden sie auf Anhieb, danach aber wurde es schwierig. Das Gebäude hatte einen gesicherten Vordereingang, bewacht von einem livrierten Türsteher. Das hieß, sie mussten ihn beziehungsweise seinen Vertreter mit auf die Rechnung setzen, zusätzlich zu Selims Leibwächtern.
    »Ich gehe und schaue mir die Rückfront an«, sagte Jack. »Ihr wartet hier.«
    Von hinten sah das Gebäude um einiges weniger gepflegt aus, als die Fassade vermuten ließ. Eine schmaleGasse verlief als Trennstrich zwischen den Rückseiten zweier Straßenzüge. Die Menschen, die in dem exklusiven Appartementhaus logierten, mit ihren Armani-Anzügen und dicken Brieftaschen, benutzten selbstverständlich nur das vornehme Portal und ahnten nichts von der ihren Blicken verborgenen Schattenwelt.
    Dort in den Gassen, in die kein Tageslicht drang, lebten Menschen, die sich mehr schlecht als recht ihren Lebensunterhalt zusammenkratzten, die Glücklosen.
    Wir müssen hier jemanden postieren, dachte Jack. In Sichtweite des Hinterausgangs, wo man ein Auge darauf haben kann, wer kommt oder geht: die Putzkolonnen, dienstbare Geister, Lieferanten. Vielleicht nutzte auch Selim diese Möglichkeit, ins Haus zu gelangen? Es gab keine Feuerleiter, keinen anderen Ein- und Ausgang, nur diese Tür. Er machte sich in Gedanken eine Notiz, den Türsteher zu fragen, welchen Eingang der Sicherheitschef benutzte. Wie in Paris die Concièrges, wussten die bauabs von Kairo minutiös Bescheid über das Kommen und Gehen ihrer Arbeitgeber und waren fast ausnahmslos bestechlich.
    Bevor er die Gasse verließ, warf Jack noch einen Blick auf die armen Menschen, die sich hier häuslich eingerichtet hatten. Er empfand Mitleid mit ihnen in einem Ausmaß, wie er es bisher nicht gekannt hatte. Sein eigener Verlust und das Wissen um die drohende Katastrophe ließen ihn diese Bettler, die im Lauf der vielen Jahre, die er in Kairo lebte, bedrückend vertrauter Teil seines Alltags geworden waren, in einem anderen Licht sehen. Darsch fiel ihm ein und sein Versprechen, dem Jungen eine Zukunft zu ermöglichen. Und er erinnerte sich an die Freundlichkeit der Zabbalin in dem Dorf, in dem Dschamila mit ihm nach der blutig beendeten Hochzeitsfeier Zuflucht gesucht hatte.
    Auf dem Weg nach Zamalek waren sie einer kleinen Familie dieser Abfallsammler begegnet, Mann, Frau undzwei kleine Kinder, die langsam und immer wieder Halt machend, die Straße hinunterwanderten.
    Der Gedanke an die Zabbalin brachte Jack auf interessante Ideen. Diese unermüdlichen Leute verrichteten ihre Tätigkeit vor aller Augen und waren doch gleichsam unsichtbar, wie die Bettler. Man sah sie, aber nahm sie nicht zur Kenntnis oder verschwendete einen zweiten Gedanken an sie.
    »Aber natürlich ...«, sagte er. »Natürlich.«
    Er verteilte sein Kleingeld und einige Scheine in die ausgestreckten Hände und kehrte dorthin zurück, wo Samiha und Dschamila warteten. Die zwei von Kopf bis Fuß verschleierten Gestalten sahen sich zum Verwechseln ähnlich, doch auf den zweiten Blick erkannte er Samihas Augen. Wie hatte er sie verwechseln können? Die Iris war golden. Und sie schaute ihm unverwandt ins Gesicht.
    In diesem Moment veränderte sich das Licht. Die letzten Strahlen der Sonne liebkosten die Spitzen der zahllosen Minarette, dann loderte sie als Feuerbrand am westlichen Horizont, versank hinter den Pyramiden und den Totentempeln, überzog die Zeltstadt mit goldenen Schleiern. Von jedem Minarett stieg die Stimme des Muezzin himmelwärts und rief zum Abendgebet, mit welchem das neue Jahr begann.
    »Wo haben wir diese Zabbalin gesehen?«, fragte Jack.
    Samiha hatte sich der ungewohnte Anblick eingeprägt. Sie deutete zum Flussufer.
    »Ein paar Straßen weiter dahinten«, sagte sie.
    Sie brauchten nicht weit zu gehen. Die Familie war noch bei der

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