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Das Schwert - Thriller

Das Schwert - Thriller

Titel: Das Schwert - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Tatsache, dass sie neu war, gehörte sie bereits zu einem inneren Zirkel aus alten Schulfreunden, Oxbridge-Absolventen und Verwandten von Diplomaten und militärischem Personal. Einer ihrer Onkel war in den Siebzigern Botschafter in Ägypten gewesen und einer ihrer Uronkel in den fünfziger Jahren. Nicht, dass sie das je erwähnte – schlechter Stil! –, aber man wusste es, und sogar viel ältere Kollegen vertrautenihr heikle Interna an, von denen ein sozialer Aufsteiger mit einem Diplom von einer der neuen Universitäten so schnell nichts erfahren haben würde.
    Sie brauchte fünfzehn Minuten, um sich einzuhacken, Selims Akte aufzuspüren und sie zu lesen.
    Ins Wohnzimmer zurückgekehrt, berichtete sie den anderen, was sie herausgefunden hatte.
    Selim hatte eine Mätresse, eine Französin, die in Zamalek lebte, der nördlichen Hälfte der großen Nilinsel, auf der auch Naomis Schule lag. Er besuchte sie immer donnerstagnachts – am Freitagabend nach dem muslimischen Kalender – in ihrer großen und luxuriös eingerichteten Wohnung in einem der alten, von den Briten errichteten Wohnblocks an der Saray-al-Gazira-Street. Auch wenn es nicht gerade ein offenes Geheimnis war, eine Handvoll Leute wusste davon, eingeschlossen seine Ehefrau. Sie pflegte ihre eigene außereheliche Affäre mit einem am Hungertuch nagenden ägyptischen Poeten namens Misbah und zog es vor, die Liebschaft ihres Mannes stillschweigend zu tolerieren.
    Selims französische Freundin war Korrespondentin für »Le Monde« in Ägypten, 28 Jahre alt, unglaublich hübsch, trés chic und brünett, trickreich und schlau wie Houdini, und versiert in gewissen sexuellen Stellungen, die nur ein Produkt französischer Eltern und französischer Erziehung im Repertoire haben konnte. Selim war vernarrt in sie, und der »Französischunterricht« in ihrem Boudoir war das Einzige, was ihm half, klaren Kopf zu bewahren auf seinem wichtigen, aber auch mit großer Verantwortung verbundenen Posten.
    Selim besuchte die anbetungswürdige Adrienne stets nach Einbruch der Dunkelheit. Manchmal verließ er sie zu später Stunde und fuhr nach Hause, ein andermal blieb er bis zum Morgen. Hielten seine Pflichten ihn über die Zeit hinaus im Mubahath fest, erschien er um Mitternacht oderspäter. Sie ihrerseits besuchte ihn nie, und sie zeigten sich nie zusammen in der Öffentlichkeit.
    Zum Stelldichein fuhr er regelmäßig in einem Privatwagen, einem schwarzen Lexus, den sein Chauffeur anschließend vor dem Clarendon House parkte, einem Wohnblock aus den 30er Jahren, um dort zu warten. Ein zweiter Wagen, ein Mercedes, folgte dicht dahinter. Darin saßen zwei Leibwächter, immer dieselben Männer, von Selim wegen ihrer Verschwiegenheit geschätzt.
    »Heute Nacht wird er wohl kaum ein Schäferstündchen halten«, meinte Jack. »Nicht in der kritischsten Phase vor dem Beginn der Konferenz.«
    Dschamila wiegte den Kopf.
    »Vielleicht doch. Heute Abend findet im Mena House Hotel eine Neujahrsgala statt. Er wird in seiner Eigenschaft als Sicherheitschef anwesend sein. Das Dinner endet gegen 22.00 Uhr; man will den Gästen Gelegenheit geben, sich zu erholen und auszuschlafen, bevor es morgen losgeht. Gut möglich, dass er sich stattdessen ein bisschen therapeutischen Sex gönnt, zur Beruhigung der Nerven.«
    »Aber bestimmt wissen wir es nicht«, wandte Georgina ein.
    Ein Anruf im Kairoer Büro von Le Monde erbrachte die Auskunft, dass Mlle. Dussolier an der vor dem Bankett stattfindenden Pressekonferenz teilnehmen werde, aber an keiner anderen Veranstaltung an diesem Abend. Georgina führte das Gespräch mit Hilfe ihres Schulfranzösisch. Sie bemerkte scherzhaft, Adrienne lasse wohl ein wenig die gebotene Arbeitsmoral vermissen.
    »Sie hat die ganze Woche über zahlreiche Termine wahrgenommen«, erfuhr sie daraufhin von der pikierten Sekretärin. »Wir haben zusätzliche Leute aus Paris hier, und sie war die letzten Tage ständig eingespannt. Ich nehme an, sie will früh zu Bett, um frisch zu sein, wenn morgen dieKonferenz eröffnet wird. Für welches Blatt schreiben Sie noch, haben Sie gesagt?«
    » The Times . Bestellen Sie Adrienne, dass ich mich nach ihr erkundigt habe. Vielleicht laufen wir uns morgen über den Weg. Au revoir. «
    »So weit, so gut«, meinte Jack. »Und nun? Lädt Georgina sich auf ein paar Drinks ein, um mit Selim zu plaudern?«
    Keiner antwortete. Sie saßen nur da und schauten sich bedrückt an. Endlich brach Georgina das Schweigen.
    »Im Grunde ist es ganz

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