Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)
verschwand. Der schwarze Sklave, den ich aus Modena kannte, stand mit einer Öllampe in der Hand neben der Tür. Ich lief an ihm vorbei.
Das Innere des Hauses war prunkvoll und überladen. Die Teppiche an den Wänden verdeckten einander, überall standen goldene Statuen und verzierte Kelche. Es sah aus wie das Warenlager eines Mannes, der es gewohnt war, Könige auszustatten.
Über mir polterte es, Stimmen schrien. Ich lief eine breite Treppe hinauf. Der Sklave blieb am Absatz zurück und sah mir nach.
Ein Gang führte durch das obere Stockwerk. Eine Zimmertür stand offen. Von dort kamen Geräusche, und ich hörte auch jemanden schreien – Lukas? – und lief hinein.
Der Anblick nahm mir den Atem …
Ich stand in einem Schlafzimmer. Ein großes, dunkles Himmelbett nahm fast die gesamte Rückwand ein. Daneben stand ein Tisch mit einer Karaffe voller Wein. Das Fenster war geöffnet. Wind bewegte die Vorhänge.
Hugo lag auf dem Bauch am Boden, Lukas und Konrad traten auf ihn ein. Jakob stand neben einer geöffneten Tür, die Fäuste geballt, das Gesicht verzerrt. Er feuerte sie an.
Im nächsten Moment flog Diego an mir vorbei. Er prallte gegen Lukas und Konrad, riss beide mit sich zu Boden. Mit einem Bein riss er den Tisch um, die Karaffe rutschte herunter und zerbrach, Wein spritzte durch den Raum wie Blut.
Ich lief zu Hugo und zog ihn an beiden Armen von den anderen weg. Er war benommen, seine Nase blutete. »Ich habe es dir gesagt«, stieß er hustend hervor.
Ja, das hatte er.
Lukas kam als Erster wieder auf die Beine. Auf einmal hatte er den Griff der Karaffe in der Hand. Die Scherbe, die daran hing, war spitz wie eine Klinge.
Er stach damit nach Diego, der sich im letzten Moment wegdrehte, sodass sich die Scherbe zwischen die Dielen bohrte.
»Bring ihn um!«, schrie Jakob.
Diego sprang auf, als Konrad nach dem umgestürzten Tisch griff und damit ausholte.
»Nein!«, rief ich, aber er zögerte nicht einmal. Diego wich ihm knapp aus, der Tisch traf nur die Wand und wurde Konrad aus den Händen geprallt.
Mit einem Schritt war Diego neben ihm. Sein Schlag warf Konrad auf das breite Bett.
Hugo kam taumelnd hoch. Ich sah, dass Lukas immer noch versuchte, die Scherbe aus den Dielen zu ziehen. Ich lief auf ihn zu, doch als ich ihn fast erreicht hatte, kam sie frei.
Triumphierend hob er den Kopf – nur um im nächsten Moment von Diegos Tritt zu Boden geworfen zu werden.
»Was habe ich mir nur für Volltrottel ins Nest gesetzt?«, schrie Jakob. Ihm schien die Wendung, die der Kampf genommen hatte, nicht zu behagen. Fluchend zog er die Tür hinter sich zu. Ich hörte seine schweren Schritte auf einer Treppe. Es schien noch ein Stockwerk über uns zu geben.
Einen Moment lang dachte ich darüber nach, ihm zu folgen, doch dann stöhnte Konrad auf dem Bett, richtete sich auf die Ellenbogen auf.
»Bleib liegen!«, befahl ich ihm.
Er sah mich an. Die Kälte in seinem Blick war verstörend. »Lass mich in Ruhe.«
Aus den Augenwinkeln sah ich eine schnelle Bewegung. Ich wusste nicht, woher Hugo das Messer hatte, mit dem er ausholte, nur, dass ich verhindern musste, was er tun wollte.
Er stürzte auf Konrad zu, ich fiel ihm in den Arm, trieb ihn mit aller Kraft zurück.
Wir prallten gegen die Wand. »Werde kein Kain, Hugo, bitte!«
Er versuchte sich aus meinem Griff zu winden. Mit beiden Händen krallte ich mich in seinen Arm, mit den Beinen drückte ich ihn gegen die Wand.
Hinter mir polterte es. Diego war über den umgestürzten Tisch gestolpert.
Lukas erkannte seine Gelegenheit. Mit einem lauten Schrei, die Scherbe hoch über den Kopf erhoben, warf er sich auf Diego.
Er konnte nicht mehr ausweichen. Er versuchte es nicht einmal, sondern trat mit beiden Füßen gegen den Tisch.
Lukas versuchte darüber hinwegzuspringen, stieß sich ab.
Beinahe hätte er es geschafft, doch seine Stiefelspitze blieb an dem Tischbein hängen. Schwer schlug er auf die Dielen.
Und blieb liegen.
Stille legte sich über das Zimmer. Ich hörte nur Diegos Keuchen und meinen eigenen Atem.
Konrad stieg langsam aus dem Bett. Neben Lukas ging er in die Knie. Dann drehte er ihn herum.
Lukas lebte noch. Blut lief ihm aus dem Mund. Seine Augen waren weit aufgerissen, seine Brust hob und senkte sich in kurzen raschen Stößen.
Der Griff der Karaffe steckte in seinem Bauch. Er hatte die Hände immer noch um ihn geklammert. Die Knöchel traten weiß hervor. Der Boden unter ihm war voller Blut.
Einen Atemzug später war Lukas
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