Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)
besonders ausgeklügelte Handlung – viel mehr ging es dem 1954 in Chicago geborenen Ausnahmekünstler um die Frage, welches Monster, welchen Schurken, welche Krypta oder welches Geisterhaus er denn heute zeichnen könnte.
Am Ende ist das zwar art for art’s sake , also Kunst um der Kunst willen, aber in seinem gestochenen Detailreichtum eben auch immer wieder wunderschön anzusehen.
Christian Endres
ROBERT CRUMB
NAUSEA
Reprodukt, Berlin 2012 · 112 Seiten · € 29,–
Man kann viel Gutes über Robert Crumb sagen. Das Beste? Robert Crumb ist immer und ganz und gar unverkennbar Robert Crumb! Originalerscheinungsjahr, Umfang, Genre oder selbst nur das Medium spielen keine Rolle für den einflussreichen Godfather der amerikanischen Underground-Comix, bei dem man das Gefühl hat, dass er irgendwie schon immer da gewesen ist und auch immer da sein wird. Allerdings hat der 1943 geborene Amerikaner, der seit den Sechzigern durch die internationale Comic-Szene tingelt, heute in Frankreich lebt und dieses Jahr seinen 70. Geburtstag feiert, seine stärksten Momente zweifellos immer dann, wenn er biografische, historische oder autobiografische Stoffe ohne Tabus in die für ihn typischen Schraffuren und textlastigen Captions presst – und wenn es dabei um Sex, Obsessionen, Perversionen und andere Attraktionen dieser Art geht.
Der Berliner Reprodukt Verlag hat Ende 2012 eine schmucke neue Hardcover-Werkausgabe mit den kürzeren Comics des Schöpfers von Fitz the Cat gestartet, nachdem hierzulande zuletzt die Crumberland-Version der biblischen Genesis sowie ein Komplettsatz von Crumbs Skizzenbüchern veröffentlicht wurden. In Nausea , dem ersten Band der einmal mehr in der Übersetzung von Harry Rowohlt erscheinenden Edition, finden sich unter anderem Crumbs Annäherung an die Tagebücher des lüsternen Reisenden James Boswell, eine klassische Voodoo-Horror-Geschichte, mächtig versexte Fantasy, der legendäre Mr. Natural, Crumbs Interpretationen von Dr. Richard von Krafft-Ebings »Psychopathia Sexualis«; und vor allem der grandiose Kurzcomic Die religiöse Erleuchtung des Philip K. Dick , der damit endlich mal wieder im richtigen Großformat vorliegt, da Robert Crumbs Comic-Erzählung über PKDs Visionen und seine Paranoia zuletzt nur im Taschenbuch-Begleitbändchen zur ansonsten unbedingt empfehlenswerten Neuauflage mit Dicks Prosa-Kurzgeschichten bei Zweitausendeins verfügbar gewesen ist. Auf stattlichen 22 x 29 Zentimeter und im edlen Halbleinen macht das logischerweise viel mehr Spaß.
Darüber hinaus bietet der Band, der neben all dem klassischen Material ungefähr vierzig Seiten neuen Stoff plus diverse Porträts und Skizzen und einen schönen Essay enthält, die ideale Gelegenheit, um endlich mal in das Schaffen des sagenhaften Robert Crumb reinzuschnuppern.
Oder um als echter Crumb-Collector einen Ahnungslosen mit dem Crumb-Virus zu infizieren – wenn man sich lange genug von diesem lesebuchartigen Crumb-Querschnitt lösen kann.
Christian Endres
KEN GARING
PLANETOID
image, Berkeley 2012 · 5 Hefte, je 24 Seiten · je $ 3,99 (US-Import)
Es ist nicht die Story, die Ken Gerings Planetoid zu einem so guten Survival-Science-Fiction-Abenteuer macht. Seine Mischung aus Terminator und The Walking Dead strotzt schließlich nicht gerade vor Innovationen. Doch die bemerkenswert atmosphärisch und kernig visualisierte Bruchlandung eines raubeinigen Antihelden auf einem öden, von intelligenten Robotern tyrannisierten Planetoiden, auf dem sich um den gestrandeten toughen Schmuggler aus vielen Individuen eine funktionierende Flüchtlingskultur und ein organisierter Widerstand formen, brilliert auch abseits der coolen Inszenierung mit vielen vereinnahmenden Kleinigkeiten: mit Figuren, die binnen weniger Panels und Sprechblasen zu glaubhaften Charakteren und Mitgliedern des Verbunds werden. Mit Riesenechsen, für die man als Leser ungehörig viel Sympathie entwickelt. Oder mit kleinen, froschartigen Alien-Flüchtlingen, von denen niemand weiß, was genau sie der instabilen Gruppe überhaupt bringen, bis sie das Geheimnis essbarer Pilze in einem alten Raumschiffwrack enthüllen. Solche Ideen sind es, die Planetoid trotz seiner geradlinigen Geschichte zu einer spannenden, guten SF-Lektüre in Comic-Form machen.
Der erste Storybogen umfasste in den Staaten fünf Hefte, zwei weitere Miniserien ähnlichen Umfangs waren da bereits geplant, dazu sollen noch One-Shots mit den
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