Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

umtriebige US-Künstlerin Jill Thompson, die mit ihrem lieblichen Look neben diversen kinderfreundlichen Stoffen auch schon ein paar richtig fiese Horror-Comics realisiert hat. Auch Viewegs Figuren, ihr Strich und ihre Kolorierung rücken die Zombies sowie die Schonungslosigkeit und Brutalität der neuen Welt, welche die Untoten durch ihre allgegenwärtige Präsenz beherrschen, in einen gesonderten Kontrast. So wird das Unerwartete, das viel der nötigen Stimmung in guten Zombie-Comics ausmacht, innerhalb von Viewegs stilistischen Parametern automatisch, aber nie aufdringlich überzeichnet – und erzielt doch stets einen großen Effekt.
    Selbst der größte Kritikpunkt an Endzeit ist letztlich nur ein Kompliment: Die Geschichte erreicht ihr Ende etwas zu schnell, und mindestens doppelt so viele Seiten hätten das Lesevergnügen sicher noch mal gesteigert. Genug Potenzial hat Olivia Viewegs Untoten-Szenario allemal. Schließlich wird sogar eine Verschwörung hinter dem Ursprung der Zombies in Deutschland angedeutet. Um hier die nötige Tiefe zu schaffen, fehlt es dem Band dann aber schlicht und ergreifend an ein paar Seiten.
    Trotzdem ist Endzeit ein äußerst gelungener Zombie-Comic, der künstlerisch einen ganz eigenen, überzeugenden Ansatz wählt und sich erzählerisch nicht hinter der Konkurrenz zu verstecken braucht, selbst wenn eine über zweitausend Seiten starke Endzeit-Seifenoper wie The Walking Dead selbstverständlich anders tickt als ein Einzelband mit einem Bruchteil an Umfang und Möglichkeiten.
    Christian Endres

PIERRE WAZEM/FREDERIK PETERS
    KOMA
    Reprodukt, Berlin 2011–2013  ·  je 48 Seiten  ·  je € 12,–
    Der Vater der kleinen Addidas ist ein Schornsteinfeger ohne Lizenz. Addidas hilft ihm beim Reinigen der gewaltigen Schlote der industriellen Millionenstadt in der nicht allzu fernen Zukunft. Doch nicht nur der Ruß beherrscht Addidas’ Leben. Auch ihre mysteriösen Blackouts, die sie ohne Vorwarnung von den Beinen holen und für die zunächst niemand so recht eine Erklärung finden mag, bestimmen ihren Alltag. Während ihrer Ohnmachtsanfälle sieht Addidas riesige schwarze Monster, die unter der Stadt an seltsamen Maschinen hantieren – Monster und Maschinen, die sich plötzlich als ziemlich real und bedeutungsvoll für das Leben aller Menschen herausstellen, weshalb zwielichtige Mächte auch alles dafür tun, um selbst in Reichweite der Maschinen zu kommen. Dafür werden sogar so viele Leute wie möglich verknackt und zum Graben ins große Loch gesteckt, um so den Maschinen in der Unterwelt näher zu kommen.

    Autor Pierre Wazem legt mit Koma ein faszinierendes Meta-Konzept vor – wunderbar atmosphärische Arthouse-Science-Fiction mit liebenswerten Figuren, die sich trotz Arbeitslagern, folternden Verfolgern und surrealen Motels am Rand der Wirklichkeit nie entmutigen lassen. Dabei geht es auch immer wieder um die Beziehung eines alleinerziehendes Vaters zu seiner viel zu erwachsenen, altklugen und furchtlosen Tochter.
    Dazu kommt, dass der vielseitige Frederik Peeters ( RG , Blaue Pillen ) einmal mehr mit seinen fabelhaften Zeichnungen zu begeistern versteht. Seine klassisch komponierten Seiten geben dem mal surrealen, mal dystopischen, jedoch immer vollauf überzeugenden Genre-Mix den nötigen Halt, ohne der Geschichte ihre Magie zu rauben, die im Übrigen auch zu den filmischen Fieberträumen von Terry Gilliam oder den Anime-Märchen von Hayao Miyazaki passen würde.
    Zum Staunen schön!
    Christian Endres

JOHN ARCUDI/DOUG MAHNKE
    THE COMPLETE MAJOR BUMMER SUPER SLACKTACULAR!
    Dark Horse, Milwaukee 2011  ·  384 Seiten  ·  $ 29,99 (US-Import)

    In den letzten zehn Jahren hat sich der hoch veranlagte amerikanische Comic-Autor John Arcudi in erster Linie als Co-Pilot von Mike Mignola betätigt und das einstige Hellboy -Spin-off um die Behörde zur Untersuchung und Abwehr Paranormaler Erscheinungen zum eigentlichen Kern des populären Höllenjungen-Franchise gemacht. Aus diesem Grund wird gerne vergessen, dass Arcudi schon wesentlich länger als Autor aktiv ist und Anfang der Neunziger zum Beispiel maßgeblich mithalf, die mit Jim Carrey verfilmten Abenteuer der Maske in die passende Richtung zu lenken. Aber auch Barb Wire , Geschichten im Schwarz-Weiß-Comic-Magazin Savage Sword of Conan oder Comic-Adaptionen zu Terminator , Aliens , Predator und RoboCop finden sich im Porfolio des Comic-Texters aus Buffalo, der 2010 mit New Avengers: Luke Cage obendrein eine schöne