Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)
selbst die Abenteuer der Bone-Cousins im am Ende gar nicht mehr so friedfertigen Tal waren im weiteren Verlauf letztlich von einer gewissen Härte und Düsternis geprägt.
RASL , dessen erstes US-Heft im Frühjahr 2008 erschien, geht allerdings noch einen Schritt weiter und lässt diese sehr erwachsene Seite von Smith, die er in Bone gerade zu Anfang gern hinter einem Berg an Niedlichkeit verborgen hat, stärker zum Tragen kommen: RASL ist eine Geschichte um Mord, Gewalt, Verrat, Leidenschaft, Geheimnisse, Legenden und Physik – düster und definitiv noir , brutal und blutig, und zuweilen extrem sinister und sexy. Neo-Noir at its best, und eine logische Konsequenz, wie Smith selbst in einem Interview festhält. Denn die allseits beliebten Bones, so Smith, begleiteten ihn eine lange Zeit und verkörpern alle gewisse Teile seiner eigenen Persönlichkeit. Bei Rasl war das anders. Er sei nun älter und gehe in Kneipen und verstünde die härteren Aspekte des Lebens, und das spiegelt sich eben in seinem neuesten Werk und dessen gleichnamigem Hauptcharakter wider.
Nicht nur deshalb gibt Smith im Nachwort des vierten und letzten großformartigen US-Sammelbandes von 2012 auch zu, dass RASL , das zwischendurch unter anderem wegen Smith’ kinderfreundlichem Comic-Lehrbuch Little Mouse Gets Ready einmal mehr mit einigen Verzögerungen zu kämpfen hatte, für ihn etwas Besonderes sei. Was aus künstlerischer Sicht gewiss auch daran lag, dass Smith für seine Verhältnisse ungewöhnlich viel visuelle und inhaltliche Recherche betrieb, wie er im eben erwähnten Nachwort weiter ausführt. Immerhin geht es in der markanten Geschichte nicht nur um Ex-Militär-Ingenieur Rasl, der mit Hilfe zweier bedingt handlicher Antriebe den Drift erreichen kann, durch den er wiederum zwischen den Parallelwelten hin und her teleportieren und seiner Karriere als interdimensionaler Kunstdieb nachgehen kann. Es geht auch um düstere Machenschaften der US-Regierung, die Rasls alte Kollegen anstiftet, die existierenden Parallelwelten ohne Rücksicht auf ihre Bewohner auszubeuten – und um die Arbeit des ebenso genialen wie legendären Erfinders Nikola Tesla, um den sich bis heute ein Haufen wilder Verschwörungstheorien ranken.
Wenn die Härte, der Sex und der knallharte Science-Fiction-Ansatz in RASL auf den ersten Blick schon überraschen, dann tut das Teslas Bedeutung für die Geschichte erst recht. Zumal Smith dieser umstrittenen Figur der Science und des beständigen Fortschritts in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine zentrale Bedeutung in seiner innovativen Comic-Erzählung zukommen lässt und Tesla selbst in historischen Rückblenden inszeniert, die sich mit seinem Wirken, dem Mythos um seine Person und dem Tod des Erfinders auseinandersetzen. Dabei findet Smith sogar Raum für Verknüpfungen zwischen der Symbolik der indianischen Wüsten-Ureinwohner und Teslas Theorien, die in der Serie letztlich das Erreichen des Drifts und somit das Umherspringen zwischen den Welten ermöglichen, auch wenn jeder Teleport beim Verlassen des Drifts den Körper mit Schmerzen geißelt und seinen Tribut fordert.
Am Ende dreht sich die Jagd um Teslas Journale jedoch nicht um etwas so Banales wie die berüchtigten Todesstrahlen des verschrobenen Tüftlers und nicht allein um persönliche Gefühle und skrupellose Verschwörungen – sondern um das Schicksal allen Lebens auf den Parallelwelten sowie die moralische und ethische Verpflichtung, die man gegenüber den Menschen dort hat, egal welcher Theorie man nun anhängt und wie man ihre Existenz erklärt und demzufolge definiert.
Nicht nur die Geschichte in RASL ist mindestens so ausgeklügelt wie sexy – auch Smith’ Artwork ist wieder über jeden Zweifel erhaben und in seiner Einfachheit und Klarheit ein echtes Vergnügen, egal ob man es nun im ausladenden Überformat und in Schwarzweiß genießt oder im kleineren Sammelband, in dem Steve Hamaker, der mit seinen Farben schon Smith’ Bone -Epos nachträglich für diverse Neuauflagen digital eingefärbt hat, auch wieder RASL kolorierte. Smith weiß in beiden Farbvarianten ganz genau, wie er seine ohne Frage reichlich komplizierte und verschwubbelte Story mit ihren handlungsrelevanten interdimensionalen Szenenwechseln und dramatischen Kehrtwendungen, in der es auf viele Details und Kleinigkeiten ankommt, mit simplen Mitteln und dennoch größtmöglicher Wirkung zeichnerisch umsetzen muss. Was die mutige, erfreulich originelle Story zwischen Zeit und
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