Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)
Beispiele, dass es schon versucht und sogar erfolgreich gemacht wurde, gerade in den letzten Jahren. Nochmals klar: Die Abschaffung der Arten ist kein »Doktor Faustus« und kein »Ulysses« und kein » Prozess«, da wäre es ganz gewiss mehr Mühe gewesen – aber wenn man sich dem Werk schon nähert? Und – auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Wenn einem das zu viel ist, warum dann nicht einfach eine Lesung? Wenn die Kompositions-Maus ein guter Freund ist, kann man ja auch ihm zuliebe bei einer Lesung seine Musik-Kloake drüber gießen, also das kann’s nicht sein.
Zusammenfassend und gleichsam zum Abschluss noch eine Definition, »Shortcut: 1. a route more direct than the one ordinarily taken. 2. a method or means of doing something more directly and quickly than and often not so thoroughly« (Merriam-Webster Online). Auch das hätte man also nachschlagen können, dann hätte man es vielleicht nicht »Shortcut« genannt, denn es wurde hier weder eine Abkürzung genommen, noch wurde ein Ziel »direkter« angesteuert und erreicht. Hier wurden wahllos, wenn auch der Reihe nach, Brocken aus dem Ganzen geschnitten und zusammengekleistert zu einem Zweck, der sich schwer bis gar nicht erschließt. Quasi aus dem »Brock-Haus« ein Sammelsurium von »Brock-Häufchen«. Im Simpel-Sinn also »auf kurz geschnitten«.
Das ist besonders in der ersten Hälfte ziemlich furchtbar, die Aneinanderreihung von Herausgepicktem entlarvt quasi post festum noch das (Radio-)Lang-Original: Auch in der totalen Langfassung beginnt erst mit »Feuer« so etwas wie ein großer Handlungsbogen, beginnt mit einer Figur, die wenigstens umher geschickt wird, sogar mit etwas wie Plan und Sinn dahinter, etwas wie »Geschehen« (im Gegensatz zu referiert Behauptetem und bedeutungsschwanger Aufgesagtem und hochesoterisch Interpretiertem). Darum ist die Art, wie diese »auf kurz geschnittene Fassung« vollbrochen ward, auch in der ersten Hälfte wesentlich unerträglicher als die Fortsetzung (»con fuoco« bis »Finale«, »allegro ma non troppo«), mit endlich dem/einem Hoffnungsträger.
Wohlgemerkt: Es gibt eine ganze Menge von Möglichkeiten, Texte fürs Radio herzustellen, bis runter zu Marx’ »Kapital« in 50 Minuten, es gibt experimentelle Spielwiesen und Verbal-Vokales von Kagel aufwärts, es gibt absichtsvoll sinnentleerte Konstruktionen voller Spannung und neue und immer wieder neuere Näherungsweisen an das Medium, das alles hat seinen Platz und seine Berechtigung. Warum ich das alles hier keine Sekunde lang bedenke und berücksichtige, begründet sich in dem Anspruch, den dieses Werk an sich selber stellt. Wenn es schon ein SF-Hörspiel sein will und keine illustrierte Lesung, dann muss es sich diese Messlatte SF-Hörspiel auch gefallen lassen.
Einer der besonders enervierenden Punkte dieses »Shortcuts« sind die im Druck nicht störenden drei Sternchen, die Kapitel voneinander trennen: Vor allem im ersten Teil ist das ein ewiges Hinauf- und Hinunter-Gedudel, »Musik« genannt, das Trennung/Schauplatzwechsel/Schichtwechsel beim Tonschnitt/Kaffeepausen im Studio signalisieren soll und das Ganze noch zusätzlich weiter hinunter zerrt. Weil es die Absicht so transparent macht. Weil es so offensichtlich macht, dass es sich nicht um etwas Neues aus dem Alten handelt, sondern um eine »Irgendwas of …« (gewiss nicht »Best of …«). Es wurde offensichtlich nicht einmal der Versuch unternommen, die Lang-Version sinnvoll zu straffen, sondern mehr oder weniger willkürlich Ausschnitte aneinandergehängt. Und die penetrante Jingle-Wiederholung macht die Kläglichkeit des Unternehmens noch sichtbarer, es wurde an die »Afro«-Version der Bartschneider angesetzt, Shortcut-Version, 8-mm-Einstellung: Jetzt sind’s ein paar Tonnen weniger Haare, Frisur ist’s aber immer noch keine.
Ernst Petz
URSENDUNGEN VON SCIENCE-FICTION-HÖRSPIELEN
im Zeitraum von 1. 1. bis 31. 12. 2012
in der Reihenfolge der Sendetermine
Erfasst sind alle uns bekannt gewordenen deutschsprachigen Science-Fiction-Hörspiele des Rundfunks in Deutschland, Österreich und der Schweiz, unabhängig davon, ob sie innerhalb der jeweiligen Anstalten von der Redaktion Hörspiel, Unterhaltung, Bildung, Kultur oder Jugendfunk produziert wurden. Unberücksichtigt blieben nicht dramatisierte Funkerzählungen, Lesungen, Hörbilder, Features und dergleichen sowie Fantasy und andere phantastische Genres. Bei kommerziellen Sendern findet wegen der Ausrichtung des Programms als
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