Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)
übertrieben. Ich hab den Vorjahres-Stapel von CDs neben die zwei mickrigen heurigen (auch übereinander, ohne zu schummeln!) gelegt und recht penibel vermessen – um mich zu vergewissern, um nur ja nichts falsch zu machen –, und man kann das wirklich nicht bestreiten: Es ist objektiv weniger geworden, schwer fassbar, fast unglaublich nach dem ersten Durchhören, aber unbestreitbar: Der Shortcut ist kürzer als das Original – und zwar um ziemlich viel, ganz unbestreitbar sogar. Zumindest rein objektiv gesehen. Also liegen mein und DAS Problem wohl im Subjektiven und in der Tatsache, dass ein Telefonbuch rein als Lektüre nicht viel spannender wird, wenn man von den, was weiß ich, 1800 Seiten 1720 willkürlich herausreißt. Es wird weniger, es wird ein sogenannter Shortcut: Der Inhalt bleibt vom Gehalt der gleiche, nur die Chancen, einen gewünschten Kontakt auch tatsächlich zu finden, werden wesentlich geringer – aber unbestritten ist es weniger.
Dies ließe sich jetzt fortsetzen bis zur Erträglichkeit, wir wechseln, eines Vergleiches wegen, ganz kurz das Medium … fortsetzen bis runter zur vielfach erwiesenen Tatsache, dass sich auch aus langweiligsten und miserabelsten Filmen ein Supertrailer herstellen lässt, ein Drei-Minuten-bester-Film-aller-Zeiten-Vorgaukelungs-Misch-Masch, der mit Inhalt und Qualität – beziehungsweise Nicht-Inhalt und Nicht-Qualität – des eigentlichen Werkes absolut nichts gemein hat außer ein paar vertraute Gesichter der Mitwirkenden. Was zu zweierlei Erkenntnis führt und zu einer Hoffnung. Beginnen wir mit der Hoffnung: Geht’s vom Shortcut noch kürzer? So 50 Minuten. »Bowlcut« (schon wieder ein Medium-Wechsel!) im nächsten Jahr, im Jahr darauf 20 Minuten. »Crewcut« und dann – bloß ein Vorschlag – gar nichts mehr? »Skinhead-Cut«?
Erste Erkenntnis: Hat sich nach meiner Erinnerung schon bestätigt, es gab ja Trailer, Vorschau-Spots, die das »Ende der Langeweile« vorspiegelten und zumindest ein SF-Hörspiel verhießen, und nicht bloß einen Rundgang durch ein verstaubtes Museum voller verschnörkselter Einzelbilder, deren Zusammenhang einzig darin bestand, dass sie im selben Museum hingen und in identischen Rahmen. Und beides immer wieder unterstrichen wurde, indem auch identische Bilder immer und immer wieder kamen; und die Tatsache, dass die erklärenden Worte zwischen den Bildern oft genug nichts mit den Bildern selber zu tun hatten, ließen schon damals Zweifel an der Kompetenz des Kurators der Schaustellung aufkommen. (Wobei, das ist mir wichtig, ich schon damals nicht dem Verfasser der Bilder die Schuld gab, ich hab diese Bilder noch immer nicht in ihrem ursprünglichen Zusammenhang gesehen, habe allerdings – bei aller Anerkennung des Arbeitsaufwands, des Fleißes, der, tja, wohl »Besessenheit« des Autors, alles, aber auch wirklich alles je Angeeignete unterzubringen in einem Opus magnum – auch nicht das unbändige Verlangen, das Buch zu lesen.) Ich merke, ich habe schon wieder das Medium gewechselt und beginne mich zu fragen, woran das liegt: Etwa daran, dass das, was als Hörspiel gelabelt den Markt betritt, bloß vorgibt zu sein, was es vorgibt zu sein?
Zweite Erkenntnis: Betrifft die vertrauten Gesichter, die hier wieder aufmarschiert werden (es ist wirklich bloß das willkürliche Herausreißen von neun Zehnteln der Seiten des Telefonbuchs!), sie sind alle da, die sorgenvoll Mütterliche, die salbungsvoll Allweise, der besorgte Schwarzseher, die hudelnde Endsilbenverschluckerin, auch all die Protagonisten, die keine Ahnung haben vom Inhalt ihres Textes, der hilflos zum Finale tapsende Hybrid-Held … und sie sind alle angetreten, um eines ganz unwiderlegbar zu beweisen: Das »Ende der Langeweile« ist noch lange nicht gekommen, es sei denn, sie würde jetzt, zur dankbaren Feier dieser Produktion, am Höhepunkt ihrer Karriere abtreten. Geht aber nicht, man müsste sie denn als Person sehen – da wären dann allerdings sogennante »Nasse Fetzen« eher angebracht, als auf Freiwilligkeit oder auf die Logik natürlicher Auslese zu setzen. (Die Langeweile ist da nicht unähnlich der Politik, und letztlich lassen sich auch beide an Personen festmachen, was natürlich nach »Namen!« schreit und sofort die Frage aufwirft … ich schweife ab, schon wieder.)
Jedenfalls (und beispielhaft): »Die Behausung des wichtigsten Wesens auf dem Gestirn war keine Höhle – man hatte sie nur aus dem warmen Stein geschnitten, als wäre sie eine, damit sie ihm
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