Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

formt das Regieduo eine Welt, von der man nicht weiß, ob sie die Realität ist oder nur in Anas Kopf existiert. Gefilmt an der Riviera, in einem alten, verfallenen Herrenhaus, entwickelt Amer mit seiner ganz speziellen Ästhetik eine erotisch aufgeladene Atmosphäre, die ganz ohne explizite Aufnahmen auskommt. Im besten Sinne surrealistisch ist dieser Film, der andeutet und nicht zeigt und dadurch so tief in die Fantasie des Betrachters wirkt, wie es das meist an allzu direkten Oberflächenreizen interessierte moderne Kino nur noch selten vermag.
    Michael Meyns

APPARITION – DUNKLE ERSCHEINUNG
    (THE APPARITION)
    USA 2012   ·  Regie: Todd Lincoln   ·  Darsteller: Ashley Green, Sebastian Stan
    ★★✩✩✩✩
    Man kennt sie zur Genüge, die dunklen Erscheinungen, die meist unbedarfte Menschen in Horrorfilmen heimsuchen. In Todd Lincolns Film ist es das junge Pärchen Kelly (Ashley Green) und Ben (Sebastian Stan), das – gerade in ein Haus in einer abgelegenen Siedlung gezogen – von zunehmend unheimlichen Phänomenen um den Schlaf gebracht wird. Erst stehen nur Türen offen, dann verrutschen Kommoden, doch bald hängt recht ekliger Fungus von der Decke, der zumindest Ben einen Hinweis auf die Ursache gibt: Vor Jahren hatte Ben an einem Experiment teilgenommen, bei dem die Geister der Zwischenwelt beschworen wurden. Zwar nur mit bedingtem Erfolg, aber inzwischen ist es seinem Kommilitonen Patrick (Tom Felton) gelungen, das Böse in unsere Welt zu holen. Gemeinsam versucht das Trio gegen die Bedrohung anzukämpfen, doch das ist leichter geplant als durchgeführt. Zunehmend unheimlicher werden die Manifestationen des Grauens, die Autor und Regisseur Todd Lincoln in seinem ersten Langfilm bedauerlicherweise arg konventionell in Szene gesetzt hat.

    Angesichts der hölzernen, weitestgehend uninspirierten Regie, der sich nahtlos auch die kaum als schauspielerische Leistung zu bezeichnenden Darstellungen anschließen, verpufft dann auch der interessanteste Aspekt des Films: Trotz des für das Horror-Genre recht stattlichen Budgets von 17 Millionen Dollar wirkt Apparition – Dunkle Erscheinung über weite Strecken angenehm altmodisch und vor allem handgemacht. Wie in der guten alten Zeit, bevor zunehmend günstige Computereffekte die Fantasie von Filmemachern eher einschränkten als beflügelten, wird das Grauen mit Schatten, Geräuschen und Kameratricks erzeugt. Erst gegen Ende des Films, wenn das ganze Ausmaß der Bedrohung deutlich wird, die Welt zunehmend ihrem Untergang entgegentaumelt, wird wieder tief in die Computertrickkiste gegriffen. Zu schade, dass dieser in Momenten angenehm altmodische Horrorthriller in den meisten anderen Bereichen eher das Niveau gehobener Direct-to-Video-Qualität erreicht, als Kinoformat zu besitzen
    Michael Meyns

THE AVENGERS
    USA 2012   ·  Regie: Joss Whedon   ·  Darsteller: Robert Downey Jr., Chris Evans, Chris Hemworth, Mark Ruffalo, Scarlett Johansson, Jeremy Renner, Samuel L. Jackson, Tom Hiddleston
    ★★★★★✩
    Sie haben alle fünf »Einführungsfilme« zu den Avengers gesehen und immer brav bis zu den Epilogen NACH dem Abspann abgewartet? Sie haben vielleicht sogar auf den Blu-Rays von Thor und Captain America die beiden wunderbaren Agent-Coulson-Kurzfilme gesehen? Na, dann kann ja nichts schief gehen, wenn sie sich The Avengers angucken, alle Hauptfiguren (es sind zehn!) sind bekannt, alle bisher ausgelegten Handlungsfäden eingeführt. Viel Spaß!

    Denn Spaßspaßspaß stand ganz offensichtlich auch für den Regisseur Joss Whedon im Vordergrund. Whedon, spätestens seit seinen TV-Serien Buffy , Angel und Firefly auch als König der Nerds bekannt, hat mit diesem Film eine gut gelaunte Achterbahnfahrt für Superheldenfans inszeniert, 140 Minuten Action bis zum Abwinken. Plausibilität bleibt dabei gerne mal auf der Strecke, aber wer fragt schon nach solchen Kleinigkeiten, wenn man sich so amüsiert?
    Der germanische Gott Loki (Tom Hiddleston) bekommt den Kosmischen Würfel, dessen Quelle ihm uneingeschränkte Macht verleihen könnte, in die Hände und sinnt nun auf Rache. Gleichzeitig entführt er den Geheimagenten Hawkeye (Jeremy Renner) und den Forscher Dr. Selvig (Stellan Skarsgård) und zwingt sie, ihm bei der Aktivierung der Quelle zu helfen. Also bleibt Geheimdienstboss Nick Fury (Samuel L. Jackson) und seinem attraktiven Helferlein Maria Hill (erstmals dabei: How I Met Your Mother- Star Cobie Smulders) keine andere Wahl: Sie bringen die