Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Superheldenfilm, so erklären Produzent Adam Schroeder und Hauptdarsteller Alex Russell im Interview, kamen vom Drehbuchautor Max Landis, dem Sohn des großen John ( Kentucky Fried Chicken , American Werewolf ). Das passt, hat doch Landis gerade einen sehr komischen Kurzfilm online gestellt, in dem er mit einigen befreundeten Stars über den »Tod und die Rückkehr von Superman« philosophiert. Für den Drehbuchautor hat Russell dann auch nur Lob: »Ich fand das Drehbuch extrem komprimiert. Wie die Seele eines Menschen beeinflusst wird, wenn er solche unermesslichen Kräfte bekommt, das war sehr gut beschrieben.« Um das Motto Spider-Mans abzuändern, man kann Chronicle mit einem Satz beschreiben: Mit großer Macht kann man auch zum großen Arsch werden.
    Der heiterste Teil von Chronicle ist nämlich die »Testphase« der Superboys. Denn erst mal haben sie nur Flausen im Kopf, spielen ihren Mitmenschen mehr oder weniger harmlose Streiche oder imponieren den Girls. Doch die Euphorie kippt, als Andrew merkt, dass er trotz allem immer noch so unglücklich ist wie zuvor – er fängt an, sich für erlittene Demütigungen zu rächen. Das Kinodebüt von Regisseur Josh Tank bietet mit seiner radikal subjektiven Erzählperspektive – der größte Teil des Films ist im Stil einer Found-Footage-Mockumentary mit den Bildern aus Andrews Kamera montiert – eine ebenso interessante wie spannende Variation des Superhelden-Genres.
    Da war die spektakuläre Werbeaktion, bei der drei Superhelden am Himmel über New York kreisten, nur noch die Sahne auf dem Kuchen. Es waren natürlich ferngesteuerte Modellflugzeuge in menschlicher Form, aber selbst einige der extrem abgeklärten Einwohner des Big Apple trauten ihren Augen nicht.
    Lutz Göllner/Jörg Wunder

CHUCK
    USA 2007–2012   ·  Darsteller: Zachary Levi, Yvonne Strahovski, Joshua Gomez, Adam Baldwin, Ryan McPartlin, Sarah Lancaster
    ★★★★★✩
    Im November 2012 erschien hierzulande die fünfte, finale Staffel von Chuck auf DVD. Bis zu ihrem krönenden Abschluss drehte sich die von Josh Schwartz und Chris Fedak geschaffene Spionage-Nerd-Comedy-Romance-Science-Fiction-Action-Serie um den liebenswerten Durchschnittstypen, Computer-Experten, Elektronikfachmarkt-Angestellten, Ober-Geek und unfreiwilligen Super-CIA-Spion Charles »Chuck« Bartowski. Der sucht auf dem Weg durch die verwirrenden Zwanziger seinen Platz im Leben und wird durch die Geburtstags-E-Mail eines alten Freundes auch noch unvorhergesehen zum Medium des Intersect – des kompletten interaktiven CIA-Datenbestands, der Chuck nach dem Upload auf sein Gehirn mit spontanen Geistesblitzen auf visuelle Eindrücke reagieren lässt, woraufhin alle möglichen relevanten Geheiminformationen und Akteninhalte abgespult werden. Spätere Versionen des Intersect machen Chuck gar zu einem versierten Über-Agenten, gegen den die Herren Bond und Bourne beide ganz schön alt aussehen.

    Aber es geschah noch wesentlich mehr in den fünf Seasons seit 2007: Chuck (Zach Levi) verliebt sich – wie nicht anders zu erwarten – in die unwiderstehliche CIA-Agentin Sarah Walker (Yvonne Strahovski, die inzwischen bei Dexter Herzen bricht), die ebenso wie der bärbeißige Offizier John Casey ( Firefly -Raubein Adam Baldwin) den Auftrag hat, Chuck und den Intersect um jeden Preis zu beschützen – und deshalb in so manchen Interessenskonflikt gerät, je länger Mission und Serie dauern. Sarah, Chuck und Casey werden im Lauf der Zeit allerdings ein gut funktionierendes Dreigespann und obendrein richtig gute Freunde, die einander mehr als einmal das Leben bzw. gemeinsam ein ums andere Mal den Tag retten. Sein chaotisches Doppelleben stellt trotzdem eine erhebliche Belastung für Chuck dar, der das Wohl seiner Familie und Freunde in jedem Fall vor sein eigenes stellt. Chuck lernt und gewinnt viel, verliert noch weit mehr, und ob ihm am Ende etwas bleibt, das soll hier nicht verraten werden.
    Das Team hinter Chuck hat über die Jahre viel Herzblut investiert. Das ist jederzeit zu spüren. Überdies hat man es verstanden, die von einem genialen Soundtrack untermalte Serie nicht allein über ihre Action- und Comedy-Elemente zu definieren, und stattdessen ein wesentlich umfassenderes Gesamtpaket geschnürt: Die Figurenbeziehungen machen einen Großteil des Charmes aus, der Chuck eine so treue Fanbase eingebracht hat. Die familiären und freundschaftlichen Bande sind für diese bemerkenswert vielseitige Show mindestens so wichtig wie die