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Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Titel: Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Überlappungen von Ton und Bild stellen inhaltliche Bezüge zwischen den einzelnen Episoden her, musikalische Leitmotive verstärken und implementieren den Aspekt der »ewigen Wiederkunft«. Das eher sequenzielle Erzählen des Romans wird in der Kinoversion zu einer fragmentierten Darstellung, zu einem wahren Meisterstück des Filmschnitts, der hier neben den durchweg guten Darstellern die Hauptrolle spielt. Und spielen ist das Stichwort, denn Cloud Atlas ist mitnichten das unsehbare dreistündige Stück Kunstkino, das viele befürchteten; im Gegenteil sind hier drei ausgewiesene Kinofans mit großem Spaß bei der Sache, und das sieht man ihrem Werk an. Die Entscheidung, ihren Cast in allen sechs Geschichten in verschiedenen Rollen zu zeigen, ist sicherlich teilweise dem Reinkarnations-Thema geschuldet. Doch die vielen falschen Nasen, Zähne, Perücken, Fatsuits und albernen Kostüme, in denen Tom Hanks, Hugh Grant, Halle Berry, Hugo Weaving und der großartige Jim Broadbent hier stecken, zeugen in erster Linie von einer großen Lust an der Verwandlung, am analogen Spiel mit Masken und der Metamorphose, die das Kino von jeher mitbestimmte. Auch das lustvolle Springen zwischen den Genres, eine weitere Steilvorlage des Romans, gelingt ihnen mühelos. Dabei sind alle Beteiligten spürbar in ihrem Element – während Tom Tykwer (der auch den Score beisteuerte) die zwischenmenschlichen Aspekte der eher historischen Episoden mit der ihm eigenen formalen Strenge und psychologisch genauem Blick untersucht, geben die Wachowskis in den SF-Anteilen des Films dem Affen ordentlich Zucker und bewegen sich zwischen Matrix -Coolness und Speed-Racer -Farbenvielfalt stilsicher auf gewohntem Terrain.

    Im Lauf der annähernd drei Stunden wird das Tempo immer wieder angezogen und gedrosselt, den inhaltlichen Motiven je nach Bedarf Raum zur Entfaltung gegeben, um dann wieder die Schlagzahl zu erhöhen und eine Reihe von Cliffhangern zu schaffen, die sich im Minutentakt auflösen. Das ist stellenweise atemberaubend anzusehen – und bei aller Kinetik nicht ganz einfach zu verdauen, denn wer hier eine Sekunde lang nicht aufpasst, ist raus. Die notwendige Verdichtung der Geschichten sorgt für einen nicht enden wollenden narrativen Sog, von dem man sich aber gern mitreißen lässt.
    Eine Tatsache, die im Roman bereits angelegt ist. Denn bei aller Ambition und Komplexität ist David Mitchells »Der Wolkenatlas« vor allem auch ein waschechter Pageturner, der mit postmodernen Elementen eher spielt, als sie zum Fokus seiner Existenzberechtigung zu erheben. Mit anderen Worten: Man kann das so weglesen, eine in diesem Fall absolut begrüßenswerte Qualität. Tykwer und die Wachowskis haben einen Weg gefunden, auch in ihrer Kinoversion ständig zwischen Anspruch und Entertainment, zwischen Spiel und Ernst, zwischen Kunst und Kitsch zu oszillieren und dabei immer »lesbar« zu bleiben. Damit ist ihnen einer der besten Filme des Jahres geglückt. Und wenn dies zu einer Neubewertung des Begriffs »unverfilmbar« führen sollte – umso besser.
    Lars Zwickies

COSMOPOLIS
    Can/F/P/I 2012   ·  Regie: David Cronenberg   ·  Darsteller: Robert Pattinson, Juliette Binoche, Sarah Gadon, Jay Baruchel, Paul Giamatti, Samantha Morton, Mathieu Amalric
    ★★★★★✩

    Don DeLillo gehört neben Thomas Pynchon zu den größten postmodernen Autoren der Gegenwart. In Romanen, Theaterstücken und Kurzgeschichten erweist er sich spätestens seit seinem internationalen Durchbruch mit »Weißes Rauschen« (1985) als Chronist der Gegenwart, als eiskalter Analyst der Wechselbeziehung von Individuum und Gesellschaft und als eloquenter Meister der Paranoia. All diese Aspekte erreichten ihren spektakulären Höhepunkt mit seinem Opus Magnum »Unterwelt« (1998), in dem er ein amerikanisches Panorama der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts schuf, das in seiner Vielstimmigkeit, narrativen Dynamik und thematischen Breite bis heute seinesgleichen sucht. Seit diesem wahrlich großen Wurf veröffentlichte er eher kleinere Werke, die aber keinesfalls von weniger Anspruch zeugen. Im Gegenteil – kurze Romane wie »Körperzeit« (2001), »Falling Man« (2007) oder »Der Omega-Punkt« (2010) sind Kabinettstücke der Verdichtung; in Bezug auf ihre thematische Vielfalt und die Fülle der Fragen, die sie stellen, stehen sie dem epischen »Unterwelt« in nichts nach. Zu den beeindruckendsten dieser Kurzromane zählt »Cosmopolis« (2003) – auf der Handlungsebene die

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