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Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Titel: Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Katastrophe gewesen sein: Scott, der endlos an einer einzelnen Einstellung feilen konnte, zerstritt sich nicht nur mit seinem Hauptdarsteller Harrison Ford, sondern war praktisch vom ersten Tag an gegenüber dem Drehplan im Rückstand. Die Kosten stiegen immer mehr an, zwischenzeitlich wurde der Regisseur sogar gefeuert, und als der Film endlich fertig war, fielen zuerst die Testvorführungen und dann auch die Reaktionen von Kritik und Zuschauern äußerst negativ aus. Bei Erscheinen war Blade Runner ein Flop, und es ist in erster Linie VHS und Laserdisc zu verdanken, dass sich allmählich Fans um den Film scharten, die endlos über die Frage diskutieren konnten, ob die Hauptfigur Deckard nun ein Replikant ist oder nicht. Mittlerweile existieren – je nach Zählweise – rund ein halbes Dutzend Fassungen des Films, wobei vor allem die drei »großen« wichtig sind: Die ursprüngliche Kinofassung von 1982, der sogenannte Director’s Cut von 1992 (der diesen Titel streng genommen gar nicht verdient, da Scott an ihm keinen Anteil hatte) sowie der Final Cut , der 2007 als Teil einer Special-Edition-DVD erschien. Diese letzte, angeblich endgültige Fassung konnte Bukatman in der ersten Auflage seines Buchs noch nicht berücksichtigen; allerdings zeigt er nun wenig Begeisterung für den Final Cut , der ihm zu sauber ist und einige lieb gewonnene Widersprüche bereinigt.
    Die zwei folgenden Kapitel widmen sich den Themenkomplexen Großstadt und künstlicher Mensch. Während die Nacherzählung der Produktionsgeschichte noch relativ unspektakulär ist, werden im Folgenden die Eigenheiten der Bukatman’schen Schreibe sichtbar, die für die theoretische Richtung, die er vertritt, insgesamt charakteristisch sind: Präzise Beobachtungen und mitunter geistreiche Überlegungen wechseln sich mit kaum verständlichem theoretischem Kauderwelsch ab; angereichert wird das Ganze mit einem Geflecht von Zitaten, in dem von Roland Barthes und Michel Foucault über Fredric Jameson und Donna Haraway bis zu Slavoj Žižek alles aufgefahren wird, was im Postmoderne-Diskurs gut und teuer ist. Im Vergleich zu anderen Publikationen hält sich Bukatman in diesem als Einführung konzipierten Buch zwar zurück, doch angesichts von rätselhaften Sätzen wie » Blade Runner definiert die Stadt als fraktale Geografie « (S. 69) oder »wie die Kamera des urbanen Kinos überschreitet Roy die Geografie des städtischen Raums« (S. 97) bleibt zumindest mir nur ein Schulterzucken übrig.
    Was Bukatmans Buch dennoch anregend macht und im gewissen Sinne sein eigentliches Thema darstellt, ist die offensichtliche Begeisterung des Autors für die überwältigende Wucht des Films, die allerdings stets mit einer gewissen Hilflosigkeit gepaart ist. Gemäß Bukatman ist Blade Runner ein Film über Wahrnehmung; das wichtigste menschliche Wahrnehmungsorgan, das Auge, bildet sein zentrales visuelles Motiv, und Handlung dreht sich primär um die Frage, ob Schein und Sein übereinstimmen, ob die Menschen (und Tiere), denen Deckard begegnet, echt oder bloße Imitationen sind. Zugleich ist Blade Runner aber auch eine Art Wahrnehmungstest für das Publikum. Seine visuelle Dichte lässt den Zuschauer sprachlos zurück und fordert ihn zugleich heraus, dieser konstanten sensorischen Überforderung auf analytischer Ebene beizukommen.
    Simon Spiegel

DIETMAR DATH
    PULSARNACHT
    Roman  ·  Wilhelm Heyne Verlag, München 2013  ·  495 Seiten  ·  € 13,99

    »Der Diebstahl eines Gesichtes, das drei zivilisierte Galaxien schon so gut wie vergessen hatten, (…) weil sich niemand gern an die Linienkriege erinnert – die Entwendung eines solchen Relikts aus einem sehr schnellen Objekt, das sich in voller, aber erratischer Fahrt befindet, ist keine einfache Sache.«
    Wohl gesprochen, Häuptling Zukunftszunge. In voller, wenn auch erratischer Fahrt befindet sich auch der Roman »Pulsarnacht«, und seines Gesichtes (sagen wir mal: des Antlitzes der Zukunft) habhaft zu werden ist ebenfalls kein leichter Griff. Denn die »Pulsarnacht« klingt, und zwar nicht nur in ihren besten Stellen, so, als wäre es kein Roman über die Zukunft, sondern ein Text, der aus der Zukunft stammt und wenig bekümmert ist um altertümliche Leser wie uns.
    Stellen wir uns für einen Moment vor, wir könnten uns die Zukunft vorstellen, nicht etwa die lineare Verlängerung der Gegenwart, die sich in den Star Treks oder den Jurassic Parks der Unterhaltungsindustrie präsentieren, sondern eine

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