Das Sehnen der Nacht (German Edition)
nicht stören, aber draußen bei den Spieltischen gibt es ein Problem mit ein paar Gästen. Sie vergreifen sich an den Mädchen, schubsen sie rum und so. Ich hab dem Boss schon Bescheid gesagt, aber der meint, der Club wäre eben keine Anstalt für gutes Benehmen.«
»Und?«, fuhr Malcolm ihn an. Er war noch immer so wütend, dass er am ganzen Leib bebte. »Was geht mich das an?«
Thane hob nachlässig eine seiner massigen Schultern. »Der Boss sagt, er will heute nicht mit Club-Problemen belästigt werden. Da dachte ich, ich gehe mal runter und verpass den Arschlöchern auf eigene Faust ein paar Benimm-Lektionen. Vielleicht willst du ja mitkommen.«
Mal kniff die Augen zusammen und versuchte, aus dem Wachmann schlau zu werden. War das noch ein Test, den Reiver sich ausgedacht hatte? Oder eine Falle, die Thane selbst ihm stellen wollte? Beides kam Mal unwahrscheinlich vor. Und in diesem Augenblick war es ihm auch ziemlich egal.
»Gehen wir«, fauchte er und trat als Erster aus der Tür.
***
Eine Stunde vor Sonnenaufgang kam Mal zurück in die Burg. Danika döste mit dem kleinen Connor in ihren Armen. Sie hatte es sich auf einem breiten Polstersessel in der großen Halle im ersten Stock bequem gemacht und war sofort wach, als Mal den Wohnturm betrat. Sie hörte die Tritte seiner Stiefel und seine langen Schritte, als er die wenigen Stufen durch das Treppenhaus vom Eingang im Erdgeschoss hinaufstieg.
Unter dem Bogengang blieb er mit gerunzelter Stirn stehen, bis er sie und das schlafende Kind im Halbdunkel erkannte. »So, wie ich mich davongemacht habe, hatte ich schon halb damit gerechnet, dass du nicht mehr da bist«, sagte er leise.
Er wirkte so müde und grimmig, und sein Gesichtsausdruck war so niedergeschlagen und verzweifelt, dass sie ihn einfach fragen musste: »Hast du damit gerechnet? Oder darauf gehofft?«
Er gab ein kurzes, sarkastisches Lachen von sich, dann schüttelte er langsam den Kopf. »Wahrscheinlich beides.«
Damit wandte er sich um und ging weiter die Treppe hoch.
»Mal, warte.« Sie legte Connor in ein Nest aus Decken und Kissen auf den Sessel, dann folgte sie Malcolm nach oben. »Wohin gehst du?«
Seine tiefe Stimme war ein Stockwerk über ihr zu hören. »Ich muss mir den Gestank von Reivers Club abwaschen.«
Sie fand ihn im großen Schlafzimmer, wo er schon dabei war, seine Waffen abzulegen und die Kleider auszuziehen. Innerhalb weniger Augenblicke war er nackt. Er sah umwerfend aus. Seine mächtigen Muskeln bewegten sich unter seiner Haut, als er zum Badezimmer schritt. Danika griff nach seiner Hand, und er blieb stehen. Der penetrante Geruch von menschlichem Blut hing an ihm.
»Du hast heute Nacht Blut getrunken.« Sie blickte auf seine große Faust, die kampfbereit und schwer in ihrer Hand lag. Die Knöchel waren blutig und von dunklen Flecken übersät. Die Verletzungen waren neu und kaum verheilt. »Du hast gekämpft. Was hast du heute Nacht sonst noch getan?«
Er starrte sie lange schweigend an, dann löste er seine Hand aus ihrem Griff und fuhr sich mit den zerschlagenen Fingern durchs Haar. »Es ist ein Job, Dani. Du brauchst die Einzelheiten nicht zu wissen.«
Das war offenbar alles, was er ihr sagen wollte. Er ging ins Badezimmer und drehte die Dusche auf. Dann stellte er sich unter den Wasserstrahl und begann, sich am ganzen Körper kräftig zu schrubben.
Einen Moment lang beobachtete sie ihn. Seine knappen Worte hatten sie verletzt. Und mehr noch, sie konnte sehen, was sein Bedürfnis nach Rache aus ihm gemacht hatte. Sie fürchtete, dass es ihn noch viel mehr kosten würde.
»Ich denke, ich habe das Recht, mir um dich Sorgen zu machen, Mal. Wir sind keine Fremden. Dafür kennen wir uns schon viel zu lange.« Er sagte nichts, sondern scheuerte weiter wütend seine Haut. Seine scharfen Bewegungen verrieten, wie zornig er war, als er sich die dunklen Haare wusch und dann Kopf und Körper unter dem dampfend heißen Wasser abspülte. »Mir liegt etwas an dir, Malcolm. Ich habe Angst um dich.«
»Das brauchst du nicht.« Mit blitzenden Augen drehte er die Dusche ab und nahm ein Handtuch von einem Haken vor der gefliesten Duschnische. »Um dich selbst solltest du Angst haben, wenn Reiver herausfindet, was ich getan habe. Ich muss den Mistkerl zur Strecke bringen, und das nicht mehr nur um Fionas willen.«
Sie schüttelte den Kopf. In diesem Moment konnte sie nur sehen, wie der Hass auf Reiver sich in ihm
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