Das Sehnen der Nacht (German Edition)
gestanden haben, nachdem sie tot war. Ich wusste, dass mein Körper verbrannte, aber ich spürte nur Leere in mir. Dunkle Wolken zogen über der Stadt zusammen und es fing an, in Strömen zu regnen. Der Regen verschaffte mir Zeit, die Stadt zu durchsuchen. Ich suchte nach ihr, bis mir zufällig ein Drogendealer in die Hände fiel. Der hatte von einem Zuhälter gehört, der riesige Summen als Belohnung einstrich, wenn er einem Kunden mit ganz besonderen Wünschen hübsche junge Frauen und sogar ein paar Männer und Kinder zuführte.«
»Lebende Menschen als Beute«, flüsterte Dani kaum hörbar. »Für Reiver und seine Blut-Clubs.«
Mal nickte. »Ich hatte keine Ahnung, wer Reiver war, bis der Zuhälter endlich seinen Namen ausspuckte. Es waren seine letzten Worte. Er hat zugegeben, dass er Fiona an dem Tag überfallen hat, ein paar Straßen entfernt von dem Laden, zu dem sie wollte. Der Kerl hat sie in sein Loch von einer Wohnung gebracht, wo er sie für das Geschäft zurechtmachen wollte. Aber sie hat sich gewehrt. Sie hat gekämpft für sich und unser Baby. Der Zuhälter hatte ein Messer. Als sie abhauen wollte, hat er es ihr direkt ins Herz gestoßen.«
»Oh nein.« Eine Träne rann Danika über die Wange.
»Mit dem Messer hat er mir das Gesicht zerschnitten in den paar Sekunden, bevor ich ihm mit bloßen Händen den Schädel zerquetscht habe.« Malcolms Stimme klang selbst in seinen Ohren flach und ausdruckslos. »Am liebsten hätte ich Reiver gleich am selben Tag erledigt. Ich wollte mich sofort und mit größter Grausamkeit an ihm rächen. Aber Fiona war wichtiger. Ich konnte sie nicht in diesem Loch liegen lassen, mit diesem menschlichen Abschaum. Ich brachte sie nach Hause und habe sie hier begraben. Am Grab habe ich ihr geschworen, dass Reiver und alle, die seine Geschäfte finanzieren, mit ihren Leben bezahlen würden für das, was sie ihr angetan haben. Diesen Schwur werde ich halten. Ich werde sie alle vernichten.«
»Deshalb hast du für diese Kerle gearbeitet und deinen Schmerz die ganze Zeit zurückgehalten.« Danika blickte ihn besorgt an, fast mitleidig. »Aber welchen Preis hast du dafür bezahlt, Mal?«
»Kein Preis ist zu hoch.« Er stand hastig auf. Er hatte nicht damit gerechnet, dass er sich heute Nacht jemandem anvertrauen würde, und er war nervös. »Es ist schon spät, Dani. Ich kann es nicht riskieren, dass ich noch länger im Club fehle. Ich möchte, dass du hier in der Burg bleibst, solange ich weg bin. Wenn ich es irgendwie einrichten kann, bin ich vor Tagesanbruch wieder zurück.«
Er wartete nicht auf ihre Antwort. Mit langen Schritten ging er zum angrenzenden Badezimmer und stellte mental schon die Dusche an, als er sich vom Bett entfernte und Danika schweigend zurückließ.
7
Als Malcolm wieder im Club auftauchte, wartete Reiver schon auf ihn.
»Ziemlich beschäftigt heute Nacht, was, Brandogge?« Reiver lag mit aufgeknöpftem Hemd und in Anzugshosen auf einer Ledercouch in einem der Nebenzimmer des Clubs. An seiner Seite lag eine halb nackte Brünette, eine nur mit einem roten Spitzen-BH und einem Höschen bekleidete Blondine auf der anderen. Die beiden gehörten zum Personal, aus dem Reiver sich regelmäßig Mädchen für seinen eigenen Bedarf nahm, und standen noch ganz unter seinem Bann, die Bisswunden an ihren Hälsen und Armen waren deutlich sichtbar. Sie streichelten ihn am ganzen Körper, während er Malcolm mit einem misstrauischen Blick empfing. »Ich habe vor ein paar Stunden nach Ihnen rufen lassen. Thane sagt, Sie wären für eine Weile rausgegangen. Ein wichtiger Auftrag oder so etwas, meinte er.«
Thane, dieser verdammte Arschkriecher. Hatte er Sorge, Mal könnte es auf seine Position als Reivers rechte Hand abgesehen haben? Keinen blassen Schimmer hatte er, was Mal für ihren Boss alles in petto hatte. Sollte Thane ihm in die Quere kommen, wenn es endlich so weit war, dann würde Malcolm ihn ohne mit der Wimper zu zucken auch erledigen.
Wenigstens hatte er Reiver mit den beiden Frauen abgelenkt, wie Mal ihn angewiesen hatte. Allein schon deshalb würde er es bedauern, wenn Thane am Ende auch dran glauben musste.
Aber was Thane auch immer über seine Abwesenheit hatte verlauten lassen, Mal durfte Reiver auf keinen Fall im Glauben lassen, dass er ihn bei einer Lüge oder einem Vertrauensbruch erwischt hatte.
»Ich bin Packard und Kerr nach«, gab er sofort zu. »Ich wusste nicht, wer noch in Ihre
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