Das Sehnen der Nacht (German Edition)
dass es ihm so schwerfallen würde. Malcolm ließ Danika an diesem Abend bei Sonnenuntergang in der Burg zurück und ging wieder zum Club, bevor Reiver auftauchte und sich wunderte, wo sich die streunende »Brandogge« den ganzen Tag herumgetrieben hatte. Malcolms Wut regte sich wieder, wenn er an die Rolle dachte, die er so lange für Reiver hatte spielen müssen. Lange würde er das nicht mehr mitmachen können. Und er konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass sein Rachefeldzug ihn mehr kostete, als er gedacht hatte. Er hatte nicht gewusst, wie viel ihm an Danika lag.
Es war schon einige Stunden her, seit er sich von ihr verabschiedet hatte. Ein seltsames Gefühl von Endgültigkeit hatte in ihren letzten Worten gelegen, sie hatte ihn resigniert geküsst, ihn fast zu zärtlich umarmt, ohne jede Forderung.
Er verlor sie schon nach einer Nacht.
Verdammt, er hatte sie ja selbst weggestoßen.
Er sollte froh sein. Romantische Verwicklungen waren das Allerletzte, was er gerade in seinem Leben brauchen konnte. Er hatte vorsichtig selbst die oberflächlichsten Flirts vermieden, seit er seine unschuldige Gefährtin und ihr ungeborenes Kind begraben hatte. Es hatte Monate gedauert, bis seine Trauer und Wut sich zu einer kalten, stählernen Entschlossenheit verhärtet hatten.
Er hatte alles unter Kontrolle gehabt. Bis er vor drei Nächten zufällig das bleiche, schöne Licht erblickt hatte, das von Danika MacConn ausging. Sie hatte nur ein paar Meter entfernt von ihm auf der Party im Dunklen Hafen gestanden. Wenn er sie doch nur nicht gesehen hätte. Vielleicht hätte er sie dann nicht den ganzen Abend mit seinen Blicken verfolgt, hin und her gerissen zwischen der Hoffnung, dass sie ihn nicht entdeckte, und dem drängenden Wunsch, sich direkt vor sie zu stellen und abzuwarten, ob sie sich an ihn erinnerte. Ob sie ihn doch erkannte, trotz seiner maskenhaften Narben und des falschen Namens, mit dem er seine wahre Identität schützte.
Es war leichtsinnig gewesen, dass er ihr an dem Abend eine Warnung geschickt hatte. Damit hatte er verraten, dass er von ihrem Talent wusste. Arrogant war es gewesen, denn es war klar, dass er sich nach dieser Warnung nicht mehr zurückziehen konnte.
Aber jetzt war es zu spät. Er hatte sich Danika genähert, auch wenn er jetzt wünschte, es nicht getan zu haben. Er konnte nicht mehr zurück zu dem Leben, das er geführt hatte, bevor sie in Schottland aufgetaucht war.
Und er konnte sich nicht mehr vormachen, dass ihm nichts an Danika lag … konnte sich nicht selbst belügen und so tun, als hätte er nicht bereits zum zweiten Mal sein Herz an sie verloren.
Er liebte sie.
Etwas in ihm hatte sie schon immer geliebt.
Die Erkenntnis war so überwältigend, dass er für einen Moment fast das Gleichgewicht verlor. Mit aller Gewalt musste er sich zusammenreißen, sonst wäre er hinaus aus diesem verfluchten Club den ganzen Weg zu Danika gerannt und hätte ihr seine Gefühle gestanden. Er hätte es ihr schon vorhin sagen sollen, als sie sich zum Abschied geküsst hatten. Doch da war er noch überzeugt gewesen, dass er sie nicht bei sich behalten könnte. Wie hatte er nur denken können, dass es ihm nicht die Seele zerreißen würde, wenn er eine mögliche Zukunft mit Dani einfach so aufgab und sich stattdessen an seine Rache für die Toten klammerte.
Malcolm stieß einen Fluch aus und schmetterte die Faust in eine unbezahlbar teure römische Vase, die in einer der Privatsalons des Clubs herumstand. Das antike Kunstwerk zerbarst in tausend winzige Scherben.
»Dafür wird dir der Boss eine ganze Stange Geld vom Lohn abziehen.« Thane lachte leise hinter ihm.
Malcolm drehte sich um, und als er den Wachmann erblickte, explodierte er. Er stürzte sich mit einem Schrei und vor Wut ausgefahrenen Fängen auf den Vampir. Im Grunde war er wütend auf sich selbst, aber er suchte Streit, um sich abzureagieren, und da kam Thane ihm gerade recht. Außerdem hatte das Arschloch ihm in letzter Zeit tausend gute Gründe geliefert, warum er Prügel verdiente. Mal packte ihn am Kragen und fauchte ihn an: »Schlechtes Timing, Thane. Du solltest mich besser in Ruhe lassen.«
»Prügel dich, mit wem du willst, Bran, aber nicht mit mir«, zischte Thane zurück. »Ich soll dir ausrichten, dass Reiver uns für heute Nacht als Wachschutz für das Treffen abkommandiert hat.«
Malcolm kniff die Augen zusammen. »Was für ein Treffen?«
Thane warf ihm einen wissenden
Weitere Kostenlose Bücher