Das Sexprojekt: Wie ich (mich) auszog, die beste Liebhaberin der Welt zu werden (German Edition)
Nehmen Sie es ruhig mit ins Büro und legen Sie es neben Ihr Handy. Man wird annehmen, es sei ein Inhalationsgerät für Menschen mit nur einem Nasenloch oder ein Taschenstaubsauger. Niemand wird hinter dem harmlosen Ding Eros vermuten. Eros funktioniert in etwa so wie eine Penispumpe – Sie wissen schon: diese kleineren Messbecher mit einer Handpumpe dran. Wenn man da einen Penis reinstopft und dann per Pumpe ein Vakuum erzeugt, sieht das sehr lustig aus (in etwa so lustig, wie wenn jemand eine Glasscheibe knutscht) und saugt dadurch Blut in den Penis. Der wird größer, man nimmt den Becher ab und montiert flugs einen elastischen Ring (Penisring) um die Wurzel (wie einen Haargummi um einen Pferdeschwanz), schön fest, damit das Blut nicht zurückkann. Das sieht dann so aus:
http://en.wikipedia.org/wiki/File:Different_variety_of_balloon_bears.jpg
Nein. War nur Spaß.
Der Eros CTD soll nun das Gleiche tun wie eine Penispumpe, nur an der Frau. Der kleine (auswechselbare) Schnürpel wird über die Klitoris gestülpt und per Unterdruck wird Blut hineingesaugt. Das hört sich unangenehm an, ist es aber nicht. Im Gegenteil. Ersonnen wurde der Eros (natürlich) von einer amerikanischen Firma, die sich mit Erektionsstörungen beschäftigt. Da es bis dato nur Gerätschaften für Männer gab, hatten die Herrschaften eine Riesenidee, nämlich einen enorm großen und ungenutzten Markt nutzbar zu machen: die Frauen. Dabei will sich der Eros nicht als Spielzeug missverstanden wissen: Er ist in rein medizinischer Mission unterwegs. Das sieht man ihm auch an, die Designer des G-Punkt-Seepferdchens würden die Hände über den Köpfen zusammenschlagen. Eros hat die beige- graue Farbe von Krankenhausbetten und verhält sich dem Seepferdchen gegenüber wie PC zu Mac. Nicht sexy. Außerdem trägt er das Wort Therapy im Namen, und das verpflichtet. Er ist ein medizinisches Gerät, in den USA sogar verschreibungspflichtig und als medizinisches Instrument durch die US-Gesundheitsbehörde Food and Drug Administration (FAD) anerkannt. Und die nehmen ihren Job ernst, das wissen wir von den Aphrodisiaka. In Deutschland ist er frei erhältlich 90 , leider übernehmen die Krankenkassen die Kosten für Eros aber (noch) nicht. Für die Penispumpe (die dann Vakuumerektionshilfe heißt) oder Viagra schon. Abgesehen vom Aussehen unterscheidet sich der Eros durch seinen exorbitanten Preis 91 , die Saugkomponente und seine Bestimmung von ordinärem Sexspielzeug: Er ist nicht zur direkten Befriedigung gedacht, sondern soll in einer Behandlung über mehrere Wochen langfristig eine körperliche Veränderung und damit folgende Ziele erreichen:
Sensibilisierung des Genitalbereichs
Vergrößerung der Klitoris
Erhöhte Orgasmusfähigkeit
Erhöhte sexuelle Zufriedenheit
Ob dies allein auch durch regelmäßige, normale Masturbation, die ja auch die Durchblutung fördert, hinzubekommen ist, ist noch nicht genau erforscht. Vom Arzt jedoch dreimal täglich masturbieren verschrieben zu bekommen, könnte ein großes Hallo verursachen.
Den Ansprüchen von L. genügt das Gerät überhaupt nicht. »Keine Knöpfe«, sagt er und wendet sich desinteressiert ab. Ich versuche, ihn mit den tollen Ergebnissen zu ködern, die der Eros bei Frauen in den USA geliefert hat:
eine Verbesserung der Empfindlichkeit von über 90 Prozent
eine Verbesserung der Scheidenbefeuchtung von über 80 Prozent
eine allgemein größere sexuelle Befriedigung von über 80 Prozent
eine verbesserte Orgasmusfähigkeit von über 55 Prozent
Und zwar für Frauen mit und ohne sexuelle Funktionsstörung. Juchhe. Unter Sexualstörungen fallen übrigens: eine mangelnde Lubrikation (Befeuchtung), Schmerzen beim Verkehr und damit nachlassende Lust, ein ausbleibender Orgasmus. Wenn Sie sich jetzt auch denken: Vielleicht wäre es sinnvoller, den jeweiligen Partner dieser Frauen in einen Kurs Sexuelle Erregung der Frau Teil I zu schicken: Der Eros zielt auf diejenigen ab, bei denen diese Probleme durch hormonelle Umstellung auftreten, zum Beispiel während und nach der Menopause oder bei Erkrankung des Stoffwechsels (wie Diabetes). Eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse kann ebenso schuld sein wie eine Erkrankung des Nervensystems oder einige medikamentöse Therapiemaßnahmen, die ebenfalls sexuelle Störungen verursachen.
Sexuelle Stimulation als Therapieform ist eigentlich ein alter Hut und war schon zu Hippokrates’ Zeiten verbreitet. Damals ging man davon aus, dass Frauen während eines
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