Das Sexprojekt: Wie ich (mich) auszog, die beste Liebhaberin der Welt zu werden (German Edition)
mir die Illustration zur Handhabung an. Da ist praktischerweise eingezeichnet, wo sich die Klitoris befindet, falls die eine oder andere diese nicht finden sollte. Curt Olson, einer der Miterfinder des Eros, erzählt in BONK , dass hin und wieder Frauen bei der Firma anriefen, die ihre Klitoris nicht orten könnten. Die pumpen auf etwas anderem herum. Vermutlich deshalb die Zeichnung. Die Amis. Mann, Mann, Mann.
Mir wird ferner empfohlen, ein Eros-Therapie-Tagebuch zu führen. ( Lieber Eros, heute habe ich wieder den halben Tag nur an Dich gedacht ... ). Dazu gibt es Vordrucke, in die man Daten eintragen kann. Zwecks der Kontrolle und dem sichtbaren Erfolg: schwarz auf weiß. Ich beschließe, kein Eros-Therapie-Tagebuch zu führen. Ich habe da diese unangenehme Vorstellung, dass L. zufällig die Papiere in die Finger bekommt und dann liest, dass nach zwei Wochen, während des dritten Therapiezyklus, bei mittlerem Vakuumlevel, der Scheidenfeuchtigkeitsgrad befriedigend war. Das klingt so – unsexy.
Der natürliche Feind von Eros sind Kritiker, wie die bekannte Sexualforscherin Beverly Whipple. Sie halten ihn für eine Schnapsidee, drücken es aber eleganter aus. Auf der Internetseite www.netdoktor.de ist in dem Artikel von Ingrid Müller, Beglückende Lustmittel, zu lesen:
Kritisch sieht das der Gynäkologe und Sexualtherapeut Marc Ganem von der französischen Gesellschaft für klinische Sexologie in Paris: »Wer Sexualität auf die Durchblutungseigenschaften der Genitalien reduziert, macht einen großen Fehler « , sagte er. Die Suche nach Medikamenten, die die Durchblutung der Klitoris steigern und so den Sexgenuss fördern sollen, hält er für unsinnig: » Selbst wenn man solche Stoffe finden sollte, wird diese Strategie keinen Erfolg haben. Wir wissen längst, dass eine Frau auch ohne gesteigerten Blutfluss und ohne die Bildung von Gleitflüssigkeit in der Scheide (Lubrikation) einen Orgasmus haben kann .«
Wie Ganem warnte auch die Sexualforscherin Beverly Whipple von der State University of New Jersey in Rutgers davor, Sexualstörungen bei Frauen mit männlicher Impotenz gleichzusetzen. »Der Körper einer Frau funktioniert einfach anders als der eines Mannes « , betonte Whipple. Und die Psychologin Leonore Tiefer vom Institut für Urologie des Montefiore Medical Center in New York wirft der Pharma-Industrie sogar vor, einen neuen Markt schaffen zu wollen. Nach ihrer Ansicht hätten viele Frauen nur deshalb sexuelle Probleme, weil sie »Ängste, falsche Moralvorstellungen oder Probleme mit ihrer Partnerschaft haben«. Nur bei einem sehr kleinen Teil aller Frauen mit Sexualstörungen würden tatsächlich körperliche Defekte eine Rolle spielen. Der Grund dafür liegt für den Gynäkologen Ganem auf der Hand. »Nicht die Genitalien, sondern das Gehirn ist das Hauptorgan der menschlichen Sexualität.«
Das mag ja alles sein, aber Schnickschnack, ich will jetzt anfangen. Eros und ich haben schließlich einen langen Weg vor uns. Zwei Wochen habe ich als Therapieminimum angesetzt. Immerhin rät die Bedienungsanleitung:
Bitte werden Sie nicht ungeduldig!
Frauen und Studien berichten, dass sich normalerweise erste Verbesserungen und sexuelle Befriedigung innerhalb der ersten Wochen einstellen werden.
Wie viele Wochen sind die ersten Wochen? Eine Woche wäre die erste Woche, aber zwei, das ginge gerade noch. Und schließlich gibt es bei mir nichts zu reparieren, sondern nur zu profitieren.
Kennen Sie dieses Lied Das erste Mal tat’s noch weh, beim zweiten Mal nicht mehr so sehr … , in dem Stefan Waggershausen die Gesetzmäßigkeiten des Liebeskummers beschreibt? 95 Ich muss da jetzt immer an meinen Eros denken. Es ist zwar reichlich übertrieben, zu behaupten, unsere erste Sitzung hätte wehgetan, aber es war etwas unangenehm. Er war wie ein unbelehrbarer Liebhaber, der während des Oralsex stur sein Programm durchzog, egal, wie man sich windet oder versucht, ihn in die richtige Position zu schieben. Ich war fast etwas sauer auf Eros. Obwohl es nicht seine Schuld war: Er kann ja nur saugen. Die Aussicht auf eine zwei Wochen dauernde Wiederholung dieser Nummer, und zwar zweimal täglich, geht mir auf den Wecker.
»Wohin so grantig, mein Herz?«, fragt L. vom Sofa, als er mich das erste Mal mit Eros in der Hand und einem Minus im Gesicht Richtung Schlafzimmer gehen sieht. Zu meiner großen Freude ändert sich unser Verhältnis nach wenigen Anwendungen. Also das von Eros und mir. Von unangenehm zu geht so
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