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Das Sexprojekt: Wie ich (mich) auszog, die beste Liebhaberin der Welt zu werden (German Edition)

Das Sexprojekt: Wie ich (mich) auszog, die beste Liebhaberin der Welt zu werden (German Edition)

Titel: Das Sexprojekt: Wie ich (mich) auszog, die beste Liebhaberin der Welt zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Reinwarth
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Leben lang anhören muss.« Da hatte ich noch gar nicht dran gedacht. Das klingt alles so spirituell wischiwaschi, dass ich mir klarmachen muss: Da fasst eine andere Frau meinen Mann an. Ja, auch da unten. Wahrscheinlich zumindest, nach dem, was ich da so herausgelesen habe. »Wir können jederzeit abbrechen « , ich sehe L. an. »Ja«, sagt L., »jederzeit.«
    Noch am gleichen Abend rufe ich in der Praxis an und mache einen Termin für den kommenden Samstag aus. Mit Ruth. Warum wir nicht gleich beide die schöne Erfahrung machen wollen, sondern nur einer, will sie wissen. Weil das 390 Euro kostet, denke ich und sage: »Och, wir schnuppern erst mal lieber.« Ruth hat vollstes Verständnis.
    Die ganze Woche über denke ich an Samstag. Ich befrage das Freundin-einer-Freundin -Netzwerk und alle machen Ah und Oh , finden das wahnsinnig aufregend, aber keine weiß etwas Genaues. Die werden alle am Sonntag anrufen, das weiß ich jetzt schon.
    »Wie sieht Ruth denn aus?«, fragt mich Jana am Telefon. Tja. Keine Ahnung. Ich sehe auf der Website nach, da gibt es einen Link zum Team . Tatsächlich, da sind Fotos. Lauter junge, hübsche Gesichter, fast nur Frauen. Die Vorletzte hier sieht allerdings aus wie ein umoperierter Mann. Unter dem Bild steht Ruth . Herrje.
    Das erzähle ich L. aber nicht, beschließe ich. Und dann ist es ja manchmal wie Gedankenübertragung. An diesem Abend fragt mich L.: »Gibt es eigentlich Fotos auf der Seite?« Mist. Im Lügen bin ich ganz schlecht, also zeige ich L. das Foto von Ruth. »Die sieht ja aus wie ein umoperierter Mann!« L. sieht mich verzweifelt an. »Ja, aber sonst war nur noch Jürgen frei, und der ist definitiv ein Mann « , antworte ich und nehme L.s Hand. Der seufzt resigniert. »Dafür kann Ruth jede Menge Sachen«, ich zeige ihm die Vita von Ruth: Feldenkrais, Yoga, Tao-Bauchmassage, Fußreflexzonenmassage, Progressive Muskelrelaxation, autogenes Training, Kalifornische Ganzkörpermassage, Joint Release-Gelenkmobilisation, Ayurvedische Massage (Abhyanga), bioenergetische Atemtechniken, Körpertypen nach Wilhelm Reich und Alexander Lowen, Meridianyoga, Sexualtherapie und natürlich tantrische Rituale.
    »Oh Gott«, sagt L.
    Am Samstag machen wir uns auf den Weg zu Ruth.
    L. sieht ein bisschen unglücklich aus. »Wenn es mir zu blöd wird, gehe ich«, sagt er.
    »Ach komm, das wird bestimmt schön«, versuche ich ihn aufzuheitern. Die Praxis befindet sich in einer ruhigen Wohngegend, auf dem Klingelschild steht Tantrapraxis . Wir stehen Hand in Hand vor der Haustür, L. klingelt. Wir drücken uns noch einmal schnell die Hände, dann ertönt der Summer, wie eine Hummel, die gegen das Fenster fliegt. In der offenen Wohnungstür steht Ruth. Sie ist Ende 30 oder Anfang 40, schlank, blond und trägt ein sommerliches Trägerkleid. In natura sieht sie nicht so sehr wie ein Mann aus, sie hat nur breite Schultern und definierte Armmuskeln, das gibt ihrer eher zarten Gestalt etwas Maskulines.
    »Hallo, ich bin Ruth«, ihr Händedruck ist warm, ihre Stimme freundlich. Wir stehen im Gang der Wohnung, es ist sehr warm und riecht nach Sakra-Chakra-Stäbchen. Wie ziehen Schuhe und Mäntel aus und gehen Ruth hinterher in den Massageraum. Der ist in Orange gehalten, Vorhänge, Wände, die Handtücher auf der Massageliege, die mitten im Raum steht, alles orange. 98 Wir setzen uns in die Korbstühle an einem kleinen Tischchen, im Hintergrund tönt leise Anne-Musik. Ruth fragt uns sanft nach unserem Vorwissen (»Keins«), nach unseren Erwartungen (»Wir gucken mal«), und ob L. auch eine Prostatamassage wünscht, damit hätte Ruth gute Erfahrungen gemacht. »Unter gar keinen Umständen!«, sagt L.
    Dann bittet sie L., im Bad nebenan zu duschen und sich danach den Kimono überzuziehen. Mir gibt sie auch einen Kimono. Obwohl ich auf meinem Korbstühlchen sitzen bleiben werde, ist es einfach viel zu warm für mehr Kleidung. L. verschwindet ins Bad, Ruth im Nebenraum, um sich vorzubereiten. Ich studiere derweil die Visitenkarten und Flugblätter, die auf dem Tischchen liegen. Ganz hinten liegt ein Faltblatt, das für einen Dunkelheilraum wirbt. Ich lese, dass ein Heilpraktiker und Souling-Körperpsychotherapeut 99 einen sogenannten Dunkelheilraum vermietet. Er selbst verbringt zweimal im Jahr drei bis sieben Tage in der Dunkelheit und schwört darauf. Es wirke unter anderem »öffnend für das innere Licht«. Das ist doch was. Ich suche nach einer Beschreibung und werde fündig. Den Dunkelraum kann man

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