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Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Titel: Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. C. Schmelz
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hoch. „Krieg ich dich auch noch zu fassen, genau wie den Rest deiner Familie“, höhnte er. Dann kramte er in der Tasche seiner Schürze und holte ein eigenartig geformtes Eisenteil hervor. Sids Herz pochte nun so heftig in seiner Brust, dass er glaubte, es müsse jeden Moment zerspringen. Er hoffte mit aller Macht, dass er die „Erinnerung“ dieses Mannes bei sich hatte und sagte mit leicht bebender Stimme: „Telminama des Foltermeisters, ich gebe dich frei.“ Und während der riesige Mann mit seinen kräftigen Fingern gerade Sids Mund aufdrückte, wich plötzlich jegliche Muskelspannung von ihm. Er fiel wie vom Blitz getroffen zu Boden und war tot. Mit weit aufgerissenen, verlassenen Augen starrte er hinauf zu Sid, der wie versteinert da stand.
    Die Wachen, die um Sid herum postiert gewesen waren, wichen verängstigt vor ihm zurück.
    „Er ist ein Zauberer. Er hat ihn mit seinen Worten getötet“, riefen sie laut durcheinander.
    Sid wandte sich langsam um und sah, dass der König schneeweiß im Gesicht geworden war, aber er selbst fühlte sich auch nicht gut. Er hatte nicht erwartet, dass es sich so grausam anfühlen würde, einen Menschen zu töten, selbst wenn es sich dabei um einen schlimmen Feind handelte. Die starren Augen des Foltermeisters lasteten Sid schwer auf der Seele und er musste sich dazu zwingen, seinen Blick von dem Toten abzuwenden. Dieser riesige Mann zu seinen Füßen war durch ihn gestorben. Nur durch seine paar Worte.
    Und plötzlich wusste er, dass er seine Entscheidung, alle Telminamas möglichst schnell freizugeben, nicht aufrecht halten konnte. Niemals würde er sonst in seinem Leben wieder glücklich werden. All die Bilder, die er heute gesehen hatte, blitzten noch einmal in seinem Kopf auf: die verfallenen Hütten, die dreckigen Gassen, die prächtigen Herrenhäuser, der Sklavenmarkt; und Sid traf einen ganz anderen Entschluss.
    „Ja, ich bin ein Zauberer“, sagte er und seine Worte klangen ruhig und bestimmt.
    Ehrfürchtige Stille trat ein.
    „Ich kann euch alle töten, wenn es sein muss. Aber ich werde euch unter ein paar Bedingungen verschonen.“ - „Ich möchte, dass meine Familie sofort freigelassen wird. Außerdem brauche ich sechs Pferde und ausreichend Proviant.“ - „Dann will ich, dass ihr alle bis morgen die Hälfte eures Besitzes mit den Armen am Stadtrand teilt.“ - „Überdies werden sofort die Steuern halbiert, und König Lergos muss all sein Hab und Gut an die Landbevölkerung abgeben.“
    Aufgebrachtes Murmeln erfüllt die große Festhalle und Sid spürte, dass die Stimmung zu kippen drohte. „Ich werde euren König jetzt die Nähe des Todes spüren lassen“, verkündete Sid und murmelte: „ Telminama des Königs, berühre deinen Menschen, aber wirklich nur berühren.“
    Kaum hatte Sid die Worte gesprochen, da fuhr der König erschrocken zusammen und wedelte panisch mit den Händen vor seiner Brust herum. „Geh weg!“, schrie er und rutschte auf seinem Thron so weit zurück wie nur irgendwie möglich. „Hör auf! Ich werde deine Bedingungen erfüllen!“
    „Gut“, antwortete Sid kühl und überblickte die eingeschüchterte Hochzeitsgesellschaft. „Dann erteile die notwendigen Befehle und achte darauf, dass auch die anderen meine Forderungen erfüllen, denn wer bis zum Morgengrauen nicht geteilt hat, wird sterben.“ - „Telminamas bleibt hier, aber haltet euch noch von eurem Menschen fern. Bringt nur die nach Hause, die mir nicht gehorchen“, murmelte Sid, dann wandte er sich an die Soldaten, die direkt neben ihm standen. „Ihr Wachen nehmt mir die Lederriemen ab und kommt dann mit mir. Ich werde draußen auf meine Familie warten und möchte nicht von euren Kameraden belästigt werden.“
    Die Männer blickten verdutzt Lergos an, der zusammengesunken und immer noch totenbleich auf seinem Thron saß. Als er kraftlos nickte, trat einer der Wächter ehrfürchtig auf Sid zu, zog sein Schwert und durchtrennte damit vorsichtig die Fesseln. Erleichtert rieb sich Sid die schmerzhaften Handgelenke. Dann schritt er gefolgt von fünf Soldaten durch die erstarrte Menschenmenge.
    Ohne jeglichen Zwischenfall gelangte Sid hinaus aus der Burg und an den vielen Wächtern auf der Treppe vorbei in den Innenhof der riesigen Wehranlage. Angespannt schlenderte er dort auf der Grünfläche auf und ab. Er konnte es nicht fassen, welch große Macht ihm die Telminamas verliehen hatten. Immer noch rechnete er damit, dass Lergos ihm seine Mannen nachschicken würde,

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