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Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Titel: Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. C. Schmelz
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Sid und seinem Begleiter. Sid wusste gar nicht, woher Lergos‘ Männer so plötzlich gekommen waren, so sehr war er mit seinen Gedanken beschäftigt gewesen.
    „Was treibt ihr hier?“, schnauzte sie der größte der Männer an. Seine schwarzen Augen funkelten bedrohlich unter dem spitzen, silbernen Helm hervor.
    „Ich bringe dem König das Siebte Kind“, antwortete Sids Begleiter mit unsicherer Stimme.
    „Was? Der da? Der sieht eher aus wie ein einfältiger Bauerssohn“, lachte der Soldat.
    „Fragt ihn doch selbst, Herr“, meinte der Landstreicher kleinlaut.
    „Nun gut. Also Jungchen. Wer bist du?“
    „Ich heiße Sid und ich bin das Siebte Kind. Und zufällig bin ich auch auf einem Bauernhof aufgewachsen“, entgegnete Sid ruhig.
    „Er scheint freiwillig hierher zu kommen“, bemerkte einer der beiden anderen Soldaten mit misstrauischer Stimme.
    „Nein, das ist nicht so“, widersprach der Räuber heftig. „Seht doch, seine Hände sind gebunden.“
    Der große Anführer warf einen prüfenden Blick auf die Lederriemen. „Mag sein“, meinte er kühl und packte Sid grob an der Schulter. „Wir übernehmen deinen Gefangenen ab jetzt, und du scherst dich zum Teufel.“
    „Aber was wird aus meiner Belohnung?“, stammelte Sids Begleiter. „Ihr könnt doch nicht einfach …“
    Doch noch bevor er den Satz beenden konnte, traf ihn schon ein harter Schlag in den Magen. Entsetzt musste Sid zuschauen, wie die beiden untergebenen Soldaten sich über den Räuber her machten und ihn so brutal zusammenschlugen, dass er stöhnend auf dem Boden liegen blieb.
    „Aufhören!“, schrie Sid. „Oder ich erzähle König Lergos davon, dass ihr sein Wort gebrochen habt.“
    „Halts Maul, oder du bekommst auch eine Tracht Prügel“, fuhr ihn der große Soldat an und gab ihm eine harte Kopfnuss.
    „Ich habe die Gesetze der Welt gelesen und ich habe mehr Macht, als ihr es euch vorstellen könnt“, drohte Sid mit lauter Stimme.
    Da hielten die Schläger verunsichert inne und schauten ihren Anführer fragend an.
    „Der hat eh genug. Lasst ihn“, befahl er nach kurzem Zögern missmutig. Dann wandte er sich abfällig an den Räuber, der keuchend vor ihm auf dem harten Pflaster lag. „Komm morgen zum Palast und frage nach dem Schatzmeister. Der wird dir die Belohnung auszahlen, vorausgesetzt der König ist mit deinem angeblichen Gefangenen zufrieden.“
    Auf seinen Wink hin packten die beiden Schläger Sid rechts und links an den Armen und zogen ihn mit sich. Als Sid sich noch einmal umdrehte, sah er, wie der Landstreicher mit versteinerter Miene hinter ihm her blickte.
    Wortlos führten Lergos‘ Männer Sid weiter Richtung Stadtmitte, und Sid dachte schon, die prächtigen Herrenhäuser würden nie ein Ende nehmen, da tauchte plötzlich hinter den vielen Ziegeldächern die hohen Wachtürme der Wehrmauer auf. Zahlreiche goldene Banner wehten dort droben elegant im Wind und lockerten den düsteren Eindruck etwas auf, den die dunkelgrauen, massiven Türme mit ihren schwarzen Schießscharten hervorriefen. Die Soldaten passierten die letzten Häuserreihen und traten dann auf eine weite, gepflasterte Freifläche hinaus, die sich rings um die steinerne Festungsanlage zu ziehen schien. Jetzt, da die königliche Burg direkt vor Sid lag, verließ ihn fast der Mut, so überwältigt war er. Noch nie in seinem Leben hatte er solch ein mächtiges Bauwerk gesehen, und auch in seinen kühnsten Träumen war Lergos‘ Herrschaftssitz viel, viel kleiner gewesen. 
    Mit mulmigem Gefühl schritt er neben seinen Bewachern auf das breite, geöffnete Tor in der Außenmauer zu und versuchte dabei krampfhaft an die vielen Telminamas zu denken, die ihn wohl immer noch umschwirrten. Nervös biss er sich auf die Lippen. Irgendwo tief unter ihm musste seine Familie in einem der finsteren Kerker stecken.
    Als sie den Innenhof betraten, schweifte Sids Blick über die einfachen Soldatenunterkünfte hinweg, die sich an der Wehrmauer entlang zogen, hinüber zu dem gewaltigen, fast palastartigen Gebäude, von dem aus Lergos das ganze Reich beherrschte. Alles an dem beeindruckenden Bauwerk zeugte von Macht und grenzenlosem Reichtum: die vielen hohen Säulen und Laubengänge und die aufwändig verglasten Fenster in den oberen Stockwerken. Aber was Sid überhaupt nicht erwartet hatte, war die weitläufige Grünfläche, die sich vor der Burg erstreckte. Hier strotzte alles vor Sauberkeit und Ordnung: der breite Kiesweg, der kurz geschnittene Rasen und die

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