Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
einem ernsteren Ton, der
Serena zusammenschrecken ließ. In diesem Moment empfand sie jeglichen Schmerz
wieder, der ihr versicherte, dass sie noch am Leben war. Natürlich, sie war den
Klauen des Todes erneut nur knapp von der Schippe gesprungen und wieder hatte
sie es einem Gott zu verdanken.
Ein
brennender Schmerz ließ sie plötzlich zusammenfahren. Helios hatte ein Teil
seines roten Umhanges abgerissen und band es um ihren linken Oberschenkel. Blut
klebte an seinen Händen, ihr Blut.
Sie
hatte nicht einmal den Schmerz in ihrem Bein gespürt, doch sie wusste, dass er
ihren Körper lähmen würde, sobald das Adrenalin in vollständig verlassen hatte.
Der
Sonnengott legte seinen Umhang um ihren geschundenen Körper und half ihr
langsam auf die Beine. Nur mit Mühe konnte sie sich aufrecht halten, doch von
ihm tragen lassen, wollte sie sich keinesfalls. Der beißend süßliche Geruch
seines Gewandes benebelte ihre Sinne auch jetzt schon, ein anziehender Duft,
der sicherlich die ein oder andere Nymphe verzaubert hatte, doch nicht sie. Sie
redete sich selbst ein, dass sie laufen könne, obwohl die Schmerzen unerträglich
waren.
Seinen
einen Arm stützend um ihre Taille gelegt, führte er sie schließlich langsam
zurück zum Olymp. Sie konnte sich seiner Nähe nicht entziehen. Sie war auf
seine Hilfe angewiesen, auch wenn sie es noch so sehr hasste. Das hinderte sie
aber nicht daran, auf dem gesamten Rückweg so abweisend wie möglich zu sein.
Auf seine Fragen: Was sie so spät hier draußen suchen würde, warum sie alleine
dort war oder warum sie sich den deutlichen Anweisungen ihres Vaters wiedersetzte,
antwortete sie erst gar nicht. Es ging ihn nichts an.
Doch
die junge schlagfertige Halbgöttin wurde prompt eingeschüchtert, als sie den
hellerleuchteten Olymp sah. Die Götter waren aus ihrem Schlaf erwacht. Hypnos
und Morpheus hatten sie nicht länger in ihrem Bann, ganz zu Serenas Leid, denn
Helios würde ihrem Vater sicherlich verraten, wo er sie gefunden hatte und was
passiert war. Seine Bestrafung würde ihr nun den Rest geben. Die Tage im Kerker
waren dagegen das reinste Paradies. Ihr Schicksal war ihr einfach nicht gnädig
gestimmt.
Bereits
aus der Ferne hörte sie das Stimmengewirr auf dem Festplatz und filterte Athene
und Zeus heraus, die sich aufgebracht mit anderen Göttern unterhielten. Ein
regelrechter Tumult hatte sich gebildet und der große Platz war gerade zu
belagert. Hatte ihr Verschwinden einen solchen Götterauflauf ausgelöst?
Ihr
wurde ganz mulmig zu Mute, bei dem Gedanken, wie Zeus reagieren würde, wenn er
sie so sah, doch seine Begrüßung fiel ganz anders aus als von ihr befürchtet.
Er rannte auf sie zu, riss sie aus Helios‘ schützenden Armen und schloss sie
eng in seine.
„Den
Göttern sei Dank ist dir nichts zu gestoßen!“, sagte er erleichtert, als er sie
an seinen Körper presste. Serena war völlig verwirrt von seinem Verhalten und
sah fragend zu Helios, der ihren Blicken jedoch auswich.
„Athene,
bring deine Schwester in ihre Gemächer und achte auf sie!“, wies der Herrscher
die Göttin an und übergab seine halbgöttliche Tochter an die Göttin der
Weisheit, die sie mit ernsten Blicken strafen wollte, denn diese schien sehr
wohl zu wissen, dass Serena erneut gegen die Regeln verstoßen hatte.
„Was
ist hier los?“ Serenas Stimme ging in der Aufregung völlig unter. Sie wurde
nicht weiter beachtet, auch von Athene erhielt sie keine Antwort. Sie wollte sie
einfach nur so schnell wie möglich vom Festplatz weg schaffen und erst als
Serena sich umsah, erkannte sie auch warum. Inmitten der Göttermeute lag jemand
auf dem kalten Boden neben dem Brunnen, doch die neugierigen Herrscher standen
zu dicht, als dass sie hätte erkennen können, wer es war.
Widerstandslos
ließ sie sich von ihrer Schwester mitreißen, die sie nicht schnell genug in
ihre Gemächer zurückbringen konnte.
Darin
angekommen ließ sie die geschwächte Halbgöttin auf ihrem Bett nieder, schloss
die Tür und ging auf Nummer sicher, dass diese auch wirklich verschlossen war,
das hatte sie nie getan.
„Was
ist hier los Athene?“, brachte es Serena gerade laut genug über ihre Lippen,
dass die Göttin es vernehmen konnte. Diese blickte aufgebracht in ihr Gesicht,
als hätte man sie bei einer schlimmen Tat erwischt, doch auf eine Antwort
musste die junge Halbgöttin vergebens warten. Zeus hatte ihr den Mund verboten,
ganz ohne Frage.
Sie
schüttelte schweigend den Kopf und löste Helios‘
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