Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
Bediensteten auf ihren Rücken geschrieben ...
Halbblut!“
Serena
hielt scharf die Luft an. Halbblut . Mit diesem Wort verband sie die
unglücklich verlaufene Begegnung mit ihrer Schwester Aphrodite, doch wäre diese
so kalt, eine unschuldige junge Bedienstete hinzurichten? Serena wusste es
nicht. Sie konnte in diesem Moment nicht mehr klar denken. Der Druck auf ihren
Kopf hatte in den letzten Momenten zugenommen und sie spürte ein flaues Gefühl
in ihrem Magen.
Sie
hatte Helia auf dem Gewissen. Sie hatte sie getötet und alle wussten es!
„Athene!“,
polterte Zeus‘ herrische Stimme durch den Olymp und die Göttin, sichtlich erleichtert
endlich gehen zu dürfen, wandte sich noch ein letztes Mal der jungen Halbgöttin
zu, die auf dem Bett zusammenkauerte und warf ihr einen verbissenen Blick zu.
„Sei
stark Serena! Egal was in dieser Nacht passiert!“, flüsterte sie leise und ließ
sie alleine zurück. Serena war es in diesem Moment gleichgültig, ob sie ging
oder nicht. Man hatte sie wegen ihr getötet, um eine blutige Botschaft eines
grausamen Aktes zurückzulassen.
Halbblut
Sie
wurde gehasst. Nun mehr als zuvor. Nicht nur von ihren Feinden, sondern
sicherlich auch von Vertrauten des Olymps. Sie wussten nun, dass eine
Halbgöttin in ihren Reihen war und es würde nicht lange dauern, bis man sie gefunden
hatte …
„… Eine Gefahr für den ganzen Olymp!“ , hörte sie Heras Stimme wiederhallen. War sie es etwa? - Unmöglich. Sie hatte sich vor wenigen Stunden noch
bei ihr entschuldigt. Nur ein Vorwand?
Serena
schlug die Hände über ihrem Kopf zusammen. Der pochende Schmerz in ihrer Stirn
wurde unerträglich. Nur mit Mühe konnte sie Zähne zusammenbeißend aufstehen und
langsam zum Fenster humpeln, doch der Ausblick konnte auch ihr keine Zuversicht
sichern.
Mit
gequälten Blicken sah sie auf den Festplatz hinab. In ihren matten Augen
glänzte ein lodernder Rotton, doch es war nicht die Farbe ihrer Augen. Die
Götter hatten den leblosen Körper der Bediensteten in Brand gesteckt. Alle Beweise
über ihre Existenz mussten vernichtet werden.
Noch
immer standen sie darum, starrten auf das arme Ding hinab, das Opfer dieser
Kreaturen wurde. Schon Morgen, wenn Helios’ Glanz den Himmel in einen warmen
Orangeton tauchen und die Sonne jegliche Schatten der vergangenen Nacht verjagen
würde, hätte man sie wieder vergessen. Das offenherzige Mädchen war dann
lediglich eine verblasste Erinnerung. Man würde nicht nach ihr fragen, sich
nicht mehr an sie zurückentsinnen. Die Götter würden den übrigen Dienern ihre
Erinnerungen an sie nehmen, ebenso wie sie es wegen ihr getan hatten. Es würde
sein, als habe sie nie existiert, wie beschämend.
Serenas
Finger verkrampften sich und gruben sich in den kühlen Marmor der Fensterbank.
Sie
würde niemals vergessen. Nicht was damals geschah und auch nicht was in dieser
Nacht geschah, das war sie Helia schuldig.
Abrupt
drehte die junge Halbgöttin sich um, als sie das leise Stimmengewirr auf den
Fluren hörte. Unverkennbar vernahm sie die aufgebrachte tiefe Stimme ihres
Vaters und die beschwichtigende helle Stimme ihrer Schwester Athene.
Sie
stolperte zur Tür und zog diese vorsichtig auf, doch im Gang fand sie niemanden
vor, wie sie zunächst dachte. Die Stimmen kamen von unten und hallten durch die
leergefegten Gänge zu ihr hinauf.
Ein
lautes Klirren durchbrach den Streit zwischen den beiden. Heras Stimme ertönte.
Sie war aufgebracht und dennoch hörte Serena die offensichtliche Nervosität
heraus. Kurz darauf – ein lautes Poltern. Jemand hatte die großen Flügeltüren
des Festsaales zugeschmissen. Es klang wie ein nahendes Gewitter, das drohte,
der jungen Halbgöttin die Ohren zu zerreißen, während sie mit angehaltenem Atem
der Auseinandersetzung lauschte.
„Zeus,
es muss sein …“
„Ich
weiß es doch … Ich hätte nur nicht gedacht, dass es gleich sein muss …“, hörte
sie leise von unten herauf kommen. „Was sagt Dionysos?“, entfuhr es ihm
zögerlich.
„Sie
kamen durch den Irrgarten. Als die Satyrn es bemerkt hatten und Alarm schlugen,
war das arme Ding jedoch schon tot …“, erwiderte Hera beschämt.
„…
aber das würde bedeuten, dass jemand …“
„Zeus,
es ist besser wenn es gleich passiert … Wenn wir jetzt nicht handeln, wirst du
sie umbringen!“, hörte sie nun die energische Stimme des Sonnengottes.
Serenas
Blicke wurden ernster. Sie mochte seinen Tonfall nicht, denn es verhieß nichts
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