Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
…
Hunde mit roten Augen … seltsame Wesen, nicht wahr? Eigentlich findet man
solche Ausgeburten nur in der Hölle.“ Wieder lachte die Schicksalsgöttin und
wieder stellten sich Serena alle Haare auf.
Sie
hasste es.
„Soll
das heißen …?“
„Hades
hatte schon immer eine Schwäche für junge hübsche Frauen, doch er konnte keine
dazu bewegen, bei ihm zu bleiben, also bemächtigte er sich ihnen einfach. Diese
Narbe wird eine Erinnerung an den Tag sein, an dem Hades dich vergiftete, um
dich zu sich zu holen und an dem somit dein Schicksal besiegelt wurde …“
Serena
wandte sich ab, ließ selbst Helios in diesem Moment der zügelnden
Selbstbeherrschung völlig außer Acht und versuchte sich wieder zu fassen. Vor
einigen Monaten wäre ihr dies noch leichtgefallen, doch die unglückliche Überraschung
stand ihr ins Gesicht geschrieben. Hades hatte ihr das angetan. Die Illusion
eines tollwütigen Hundes, dem sie begegnet war, weil sie einfach zur falschen
Zeit am falschen Ort war, siedete dahin und wich der Realität, einem kaltherzigen
Gott, der sich trotz Weib anderweitig erkundigte. Zeit hatte keine Rolle
gespielt. Er hatte ihr aufgelauert und diese hässliche Bisswunde würde dies
ewig bezeugen und sie an diese Zeit voller Kummer und Schmerz erinnern, doch
sie lebte. Atropos log!
„Aber
ich habe die Verletzung überlebt! Ich lebe!“, entgegnete sie rechtfertigend und
sah sie unverstanden an.
„War
das nicht das letzte Mal, dass du in den Feldern gespielt hast?“, erwiderte die
unheimliche Gestalt daraufhin unbeeindruckt und setzte erneut ihr unheimliches
Lächeln auf. Wie konnte sie nur so kühl sein, so herzlos und so schadenfroh?
„Dein
Vater hat so getrauert, doch gegen das Gift eines Gottes konnte selbst die
Heilkunst der Sterblichen nichts ausrichten! Er hat um dein Leben gefleht. Er
hat uns gebeten, dein Leben zu retten und seines zu nehmen, doch eines solchen
Geschenkes bedarf es eines großen Opfers.“
„Das
kann nicht sein!“
„Hast
du dich nie gefragt, warum du für eine Griechin so blass bist? Warum dein
eisiges Verhalten den anderen Menschen immer Angst gemacht hat oder warum deine
Haut kalt ist … wie die einer Toten? Du bist tot, nur das Siegel, die Kalte
Flamme , bringt dein totes Herz noch zum Schlagen und gibt dir wenigstens
das Empfinden eine Lebende zu sein! … Du bist das Siegel!“
Serena
blieb starr stehen. Die Worte dieses Monsters hallten in ihrem Kopf wieder und
wieder, doch begreifen konnte sie es allem Anschein nach nicht.
Sie ist das Siegel. Sie trägt es nicht in sich, sie ist es, wie
ernüchternd. Eine Wahrheit, die sie niemals erfahren wollte.
Helios
griff nach ihrer Hand, doch sie stieß sich von ihm weg. Ihre Augen glänzten im
fahlen Licht der Fackeln und ließen ihre Hautfarbe blasser als je zuvor
erscheinen. Sie schüttelte wild den Kopf. Selbstzweifel zermarterten ihren
Verstand. Sie wusste nicht ein noch aus. Alles was in ihrem Kopf noch Platz
fand, war das bittere Gefühl von Schuld.
„Die
vorherigen Halbgötter belasteten wir zum Schutze der Welt mit dieser Last, doch
dich belebten wir wieder, nachdem Hades dich aus dem Leben gerissen hatte. Er
hatte nicht lange Freude an deiner Anwesenheit in der Unterwelt. Nur die
zugefügte Wunde eines Gottes konnte nicht von der Kalten Flamme geheilt
werden, doch im Vergleich zu einem geschenkten Leben, ist dies wohl zu
verkraften. Du solltest dankbar für unser Geschenk sein!“
„DANKBAR!?“,
entstieg es Serenas rauer Kehle plötzlich, als sie sich zu ihr umwandte.
Ihre
Augen funkelten bläulich und glichen in diesem Moment denen einer Wahnsinnigen.
Sie hatte völlig die Kontrolle über sich verloren und stampfte wie eine Furie
auf die Spiegel zu.
„DANKBAR!?
… Dafür, dass ihr meinetwegen meine Familie getötet habt? Unschuldige Menschen?
Man hätte euch im Tartaros versiegeln sollen. Ihr seid grauenhafte Monster. IHR
SEID WIEDERLICHER ABSCHAUM!"
„Hüte
deine Zunge Halbblut!“, raunte es ihr entgegen, sodass einige Fackeln an den
Wänden erloschen. „Wir haben dir diese Gabe gegeben. Dein Leben ist nur ein
Geschenk, das wir uns jeder Zeit zurückholen können!“
„Ihr
rührt sie nicht an!“
Langsam
wandte Atropos ihren Kopf zu Helios um und faltete ihre knochigen bleichen
Hände vor sich.
„Ein
Gott, der sich für eine wertlose Halbgöttin einsetzt?“
Er
stellte sich wieder schützend vor Serena und verschränkte seine Arme vor seiner
Brust.
„Rührt
sie an und ich schwöre euch
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