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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Sobald die Klinge aus der Scheide fuhr, brüllten sie wie wilde Tiere und stürzten sich auf die Pilger. Ritter Raymond schlug mit einem Schwung seines Schwerts dem ersten Angreifer dessen Klinge aus der Hand. Der Mann wich zurück, der Ritter setzte ihm nach. Pater Bertran taumelte zur Seite und kroch unter die tiefen Zweige eines Baumes. Die mageren Arme schützend über den Kopf gelegt kauerte er sich auf den Boden und betete lautlos. Noch hatten die Angreifer ihn nicht ins Visier genommen. Dafür ging einer mit einer gebogenen Klinge auf den Bettelmönch los. Bruder Rupert ballte die Fäuste. Er duckte sich unter der Schneide hindurch und versetzte dann seinem Angreifer einen solchen Fausthieb gegen die Schläfe, dass dieser, ohne einen Laut von sich zu geben, bewusstlos zusammenbrach.
    Andrés Hand schoss zu seiner Schwertscheide und griff ins Leere. Einen Augenblick zögerte er – ein dünner Kerl drang
mit einer Keule auf ihn ein. André zog sein Messer aus dem Gürtel, wich dem Schlag des anderen aus und stach zu. Auch sein Gegner war nicht träge und sprang zur Seite, so dass die Klinge seinen Oberarm traf. Der Mann heulte auf und zog den Arm zurück. Der Messergriff entglitt Andrés Fingern. André trat dem Mann gegen das Knie. Mit einem Stöhnen knickte er ein.
    »André!«, brüllte Bruder Rupert. »Hinter dir!« Bevor der junge Ritter reagieren konnte, traf ihn der Holzknüppel auf den Kopf. Das Geräusch fuhr Juliana durch die Eingeweide und ließ sie würgen. André wankte und brach zusammen. Noch ehe er im Morast aufschlug, stand Bruder Rupert neben ihm und stieß den Knüppel zur Seite, bevor er ein zweites Mal sein Ziel fand. Der Bettelmönch rang mit dem Mann und erschlug ihn mit seiner eigenen Keule. Mit eingedrücktem Gesicht fiel er rückwärts in den Schlamm.
    Das Mädchen stand wie versteinert mitten auf dem Weg und versuchte zu begreifen, was um es herum vor sich ging. Waren sie nicht vor wenigen Augenblicken noch durch die einsame Natur gewandert, und schienen Regen und Wind ihre einzigen Feinde gewesen zu sein? Und nun erscholl Waffengeklirr um sie, Todesschreie klangen in ihren Ohren, und Blut färbte den Morast des Weges.
    Juliana bemerkte die Gefahr, die ihr drohte, zuerst in Bruder Ruperts Miene. Sein Entsetzen sprang auf sie über. Er streckte die Hände aus und stürzte auf sie zu, doch da umschlang sie bereits ein kräftiger Arm. Eine Klinge drückte kalt gegen ihren Hals. Die Augenblicke dehnten sich. Es war ihr, als stehe sie neben sich und könne sich selbst beobachten. Sie bemerkte das ungewöhnlich dichte, schwarze Haar auf dem Unterarm, der ihre Mitte umschlang, sie fühlte ganz deutlich, wie die Schneide in ihre Haut drang, bis die ersten Blutstropfen hervorquollen, sie sah, wie die Adern an Bruder Ruperts Schläfen vor Anstrengung hervorquollen. Seine Hand zog das Messer in seinem Gürtel. Er sprang – er flog, mit weit vorgestreckten Armen
auf sie zu – oder war er nur über seine lange Kutte gestolpert? Das Mädchen wurde samt seinem Angreifer umgerissen und fiel nach hinten über.
    Jetzt ist es vorbei, dachte sie, und kniff die Augen zusammen. Ein Schmerz fuhr durch ihren Hals.



26
Die neue Erbin
    Burg Ehrenberg im Jahre des Herrn 1307
     
     
    J uliana kann sich nicht rühren. Sie ist nicht einmal mehr in der Lage zu atmen. Sie steht in der Tür des Waschhauses und starrt in die Finsternis. Ein Fackelschein nähert sich von hinten.
    »Seid Ihr das, Jungfrau Juliana?«, erkundigt sich Carl von Weinsbergs Stimme. »Habt Ihr etwas gefunden?«
    Sie rührt sich noch immer nicht. Der Ritter zieht die Tür weit auf und tritt neben sie. Der Feuerschein wandert über Körbe mit schmutzigen Gewändern, Fässer mit Lauge, eine Kiste Holzkohle und den großen Trog, in dem die Wäsche geklopft wird. Als das Licht über die beiden vollen Kessel streicht, zieht der Ritter scharf die Luft ein. Noch ehe er den ersten erreicht hat, beginnt Juliana zu schreien. Der Dekan kommt herbeigelaufen, die Mutter in seinem Schatten. Auch der Vater und die anderen Gäste rennen herbei. Als Letzter kommt der junge Kochendorfer, der, wie er sagt, mit einem der Wächter auf den Bergfried gestiegen war. Als er eintritt und über die Köpfe hinwegzuspähen versucht, haben Carl von Weinsberg und der Dekan den leblosen Körper längst aus dem Wäschekessel befreit und die Linnen von ihm gezogen, die ihn wie Leichentücher umwickelt haben. Die Edelfrau weint hemmungslos, der Ritter ist erstarrt. Er

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