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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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der Herr und der Apostel sollen sehen, dass ich mich geändert habe.«
    Das Edelfräulein umarmte ihn. »Ich danke dir aus tiefstem Herzen. Es tröstet mich, deiner Freundschaft sicher zu sein und dein Schwert an meiner Seite zu haben.
    Sie verabschiedeten sich vom Pfarrer und von den Mönchen des Cebreropasses. Die Benediktiner gaben ihnen reichlich Proviant mit, und Juliana trug nun auch die Münzen, die sie in Vaters Bündel gefunden hatte, in ihrer Tasche. In raschem Trab ließen sie die Pallozas und die Kirche des Eucharistiewunders hinter sich. Juliana fragte sich, wohin Gott wohl gesehen haben
mochte, als ihr Vater elendig an seiner Bauchwunde starb. Nach Cebrero jedenfalls nicht.

    Juliana und André ritten durch eine großartige Landschaft. Weit schweifte der Blick über die Bergketten, deren grüne Wiesen, Wälder und graue Schieferabbrüche sich im Sonnenlicht zu einem harmonisch gemusterten Teppich verwoben. Doch die beiden Reiter hatten keinen Blick für die Schönheit von Gottes Natur. Sie trieben ihre Pferde den immer steiler abfallenden Weg entlang, ohne sich eine Pause zu gönnen. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichten sie Triacastela, eine kleine Stadt in einem engen Tal, die von drei halb zerfallenen Burgen auf den Bergschultern bewacht wurde. Die Flanken des grünen Tals wirkten an einigen Stellen wie von einer Verletzung aufgerissen. Als sie näher kamen, sahen sie, dass es Steinbrüche waren. Zwei Männer im Pilgergewand packten gerade je einen Steinblock in ihr Bündel. Als sie die Reiter herankommen sahen, winkten sie ihnen.
    »Seid Ihr auf dem Weg nach Santiago? Wollt Ihr nicht auch ein paar Steine für die Kathedrale mitnehmen? San Jacobo wird es Euch danken.« Juliana schüttelte den Kopf und ritt weiter.
    »Die wollen diese Brocken bis nach Santiago tragen?«, wunderte sich André und schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich wäre froh, wenn meine Füße mein eigenes Gewicht bis dorthin trügen.«
    In Triacastela verbrachten sie die Nacht und erkundigten sich nach dem weiteren Weg. Ihr Wirt war sich unschlüssig, ob sie die kürzere Route direkt nach Vila Nova de Sarria 31 einschlagen oder über das berühmte Kloster Samamos 32 reiten sollten, das ein wenig weiter südlich lag.
    »Die meisten Pilger gehen nach Samamos«, fügte er hinzu. »Siebenhundert Jahre soll das Kloster bereits alt sein«, sagte er und schüttelte ungläubig den Kopf. »Die Mönche haben ihr Kloster dem Märtyrerehepaar Julian und Basilisa geweiht. Sie waren wohl die Ersten, die den Menschen in dieser Gegend den christlichen Glauben brachten.«
    Juliana und André beschlossen, sich zu trennen und sich in Vila Nova de Sarria wiederzutreffen. Juliana ritt nach Samamos, während der junge Ritter den direkten Weg nahm. Das Pferd des Wappners war nicht das beste, und er fürchtete, es würde lahmen, wenn er es auch an diesem Tag zu sehr antrieb.

    Es war um die Mittagszeit des 11. Oktobers, als das Kloster Samamos vor Juliana auftauchte. Es lag in einem Tal am Ufer eines klaren Baches zwischen Feldern und grünen Wiesen. Das Ritterfräulein wollte gerade auf das Tor zureiten, als es unten am Bach eine einfache Kapelle aus Schiefersteinen entdeckte. An einer Zypresse waren vier Pferde angebunden. Stattliche Tiere, wie sie die Ritter in Schlachten zu reiten pflegen. Ein Mann im braunen Mantel der dienenden Brüder stand neben ihnen, um über sie zu wachen. Langsam ritt Juliana näher. Sie hatte die Kapelle noch nicht erreicht, als sich die Tür unter dem hufeisenförmigen Tor öffnete und drei Männer in weißen Mänteln heraustraten. Die roten Kreuze auf ihren Gewändern leuchteten Juliana entgegen. Das Mädchen schwang sich aus dem Sattel und trat näher. Sie verbeugte sich.
    »Verzeiht, dass ich Euch anspreche, Herr Tempelritter«, wandte sie sich auf Französisch an den Ältesten der drei, dessen Haar und Bart ergraut waren, der aber immer noch die Statur eines Kämpfers zeigte. »Seid Ihr Don Fernando Muñiz, der Comandador von Ponferrada?«
    Der Templer neigte den Kopf zum Gruß und kam auf sie zu. »Ja, der bin ich, und wer bist du?«
    »Ju – Johannes von Ehrenberg in Franken im Reich des deutschen Kaisers«, sagte sie. Sicher war es jetzt nicht die Zeit, sich als Fräulein erkennen zu geben. Sie ahnte, dass diese Beichte ihrer Glaubwürdigkeit bei den Tempelrittern schaden würde.
    »Franken?« Der Ritter runzelte die Stirn. »Liegt dort nicht die Burg Streichenberg?«
    Juliana nickte. »Ja, es ist nicht weit von

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