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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Ehrenberg. Meine Mutter ist eine Edelfrau von Gemmingen.«
    Die Miene des Comandadors hellte sich auf. »Bringst du mir etwa Nachricht von unserem Bruder Swicker?«
    »Ja, Herr, aber es ist keine gute Botschaft. Er ist tot! Ermordet von einem, der sich im weißen Kleid der Templer zeigte.« Die anderen Ritter sahen sich verwundert an.
    »Bevor Euer Bruder Swicker starb, gab er meinem Vater einen Auftrag. Ich bin an seiner Stelle hier, dies letzte Versprechen an einen Sterbenden einzulösen, denn auch mein Vater ist tot. Er starb gestern auf dem Cebreropass durch eine Schwertklinge.«
    Der Comandador von Ponferrada starrte den jungen Pilger einige Momente lang schweigend an, so als müsse er abwägen, ob dessen Geschichte es wert sei, angehört zu werden.
    »Gehen wir in die Capilla. Dort kannst du mir alles in Ruhe erzählen.« Er wies seine Tempelritter an, Wache zu halten und dafür zu sorgen, dass sie nicht gestört würden. Juliana trat hinter ihm in den kleinen, rechteckigen Kirchenraum und setzte sich neben den Templer auf die einzige Holzbank nahe des Altars, auf dem die Figur des Heilands stand, von zwei brennenden Öllichtern erhellt. Juliana erzählte ihm alles, was sich auf Burg Ehrenberg, in Wimpfen und auf dem Weg bis Cebrero zugetragen hatte. Dann zog sie den Brief aus ihrer Tasche und reichte ihn dem Comandador. Don Fernando hielt das Pergament näher an die Flammen, betrachtete die Siegel und brach sie dann mit einer raschen Handbewegung.
    »Hast du die Siegel gesehen?«
    Juliana nickte. »Eines ist vom französischen König.«
    »Und das andere von Wilhelm de Nogaret!«, rief der Templer.
    »Wer ist das?«
    »Der Bluthund des Königs!« Fast zögerlich faltete er das Blatt auseinander und begann zu lesen. Wie unter Zwang erhob er sich von der Bank und starrte auf das Schreiben. Juliana kam es vor, als würde alle Farbe aus seinem Antlitz weichen, sicher konnte sie das jedoch beim Flackern des Lichts nicht sagen. Der Ausdruck in Don Fernandos Gesicht allerdings war reines Entsetzen.
    »Hatte Ritter Swicker Recht? Geht es um eine große Verschwörung?«, fragte das Mädchen mit bebender Stimme. Zu ihrer Überraschung reichte ihr der Comandador den Brief. Erst fiel es ihr schwer, die schwungvollen Buchstaben zu entziffern, dann aber sank ihr Kiefer hinab, und sie starrte mit offenem Mund auf die Nachricht.
    »Aber, aber, das kann er nicht machen«, stotterte das Edelfräulein und sah zu Don Fernando auf. »Er hat kein Recht dazu. Die Templer unterstehen nur dem Heiligen Vater. Das muss ein Scherz sein.«
    »Der König der Franzosen scherzt mit solchen Dingen nicht«, widersprach Don Fernando grimmig. »Wenn er in diesem Brief die Anweisung gibt, alle Templer am Morgen des 13 . Oktobers im Jahre des Herrn 1307 zu verhaften und in die Kerker der Krone werfen zu lassen, dann wird diesem Befehl Folge geleistet. Hast du nicht gelesen? Alle Güter sind aufzunehmen, Geld und Schätze zu beschlagnahmen! Das ist bitterer Ernst!«
    Ein Lächeln der Erleichterung huschte über das Gesicht des jungen Mädchens. »Wie schrecklich, wenn der Brief an sein Ziel gelangt wäre! Nun aber weiß der König nicht, dass sein Schreiben Ungarn nie erreicht hat! Und Ihr könnt die Brüder warnen. Die Templer sind ein großer Orden und haben mehr Macht als der Franzosenkönig. Sein böser Anschlag ist misslungen!«
    Don Fernando schüttelte den Kopf. Seine Miene war ernst.
»Nein, du hast nicht ganz verstanden. Die Templer in Ungarn mögen dem französischen Arm durch diesen Zufall entgangen sein. Aber glaubst du wirklich, dass dies der einzige Brief ist? Wird Philipp le Bel nicht seine Seneschalle und Kommissäre im ganzen Reichs mit solchen Anweisungen bedacht haben, so weit sein Arm reicht?«
    Juliana sprang auf. Sie fühlte, wie nun auch ihr alle Farbe aus dem Gesicht wich. »Aber dann werden alle Templer in Frankreich verhaftet?! – Was ist heute für ein Tag? Der elfte? Schon übermorgen! Sie sind völlig ahnungslos! Man wird sie überrumpeln und in den Kerker werfen, noch ehe sie begreifen, welche Teufelei ihnen geschieht. Don Fernando, Ihr müsst sie warnen! Schnell! Schickt Eure Männer los!«
    Der Templer sank auf die Bank zurück. »Wie weit werden sie kommen?«, fragte er leise. »Selbst mit den schnellsten Pferden werden sie nicht einmal die Grenzen Kastiliens erreichen.« Juliana ließ sich neben ihm auf die Bank fallen. Beide starrten sie eine Weile auf die Figur des Gekreuzigten. Dann stemmte sich Don Fernando

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