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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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schwerfällig von der Bank hoch, als wäre er in den wenigen Augenblicken um Jahre gealtert.
    »Genug geredet. Retten wir, was zu retten ist. Ich werde meine Begleiter in alle Himmelsrichtungen schicken und selbst, so schnell es geht, nach Ponferrada zurückkehren, um von dort weitere Ritter auszusenden. Wirst auch du uns helfen? Du scheinst mir, trotz deiner Jugend, ein entschlossener Bursche. Wir könnten dich als Knappe gut gebrauchen.«
    Juliana senkte errötend den Kopf. »Ich danke Euch für das Vertrauen, Don Fernando, aber Euer Knappe kann ich nicht werden. Wenn ich aber eine Nachricht nach Westen tragen soll, dann stehe ich Euch gern zur Verfügung.«
    Der Templer nickte. »Gut, ich gebe dir eine Notiz für den Bischof von Santiago mit. Dann können meine Männer andere Ziele anreiten.«
    Im Kloster bekam der Comandador Pergament, Feder und Tinte und kritzelte rasch ein paar Worte für seine Tempelritter
und für den Bischof von Santiago nieder. Ein Mönch brachte dunkelroten Siegellack, mit dem Don Fernando die Briefe verschloss.
    »Reitet schnell wie der Wind«, sagte er, als er ihnen die Schreiben reichte. Mögen Gott der Herr und die Heilige Jungfrau uns beistehen.«
    Und so sprengten sie davon. Die Ritter nach Norden und Süden, der Comandador zu seiner Festung nach Ponferrada und Juliana nach Vila Nova de Sarria im Westen, um sich mit André zu treffen. Trotz des scharfen Rittes konnte sie nicht verhindern, dass ihre Gedanken zu kreisen begannen. Sie weilten bei den Toten. Bei ihrem Vater und dem Templer Swicker. Und sie kehrten immer wieder zu Bruder Rupert zurück – zu Deutschherr Rupert von Hauenstein.



44
Der Deutschherr
    Burg Horneck im Jahre des Herrn 1307
     
     
    E r muss ein paarmal an die Tür klopfen, bis eine Stimme ihn hereinruft. Sie klingt ungeduldig und ablehnend. Der Mann im schlichten Waffenrock zögert, stößt dann aber die Tür auf und tritt einen Schritt in das Gemach. Er lässt den Blick durch den Raum huschen. Die Ritter haben es recht gemütlich: ein breites, weiches Bett mit Federdecke und Kissen, einen Kamin, der im Sommer natürlich kalt ist, Truhe und Waffenständer, Teppiche an den Wänden und bequeme Scherenstühle. In einem von ihnen sitzt der Ritter gerade. Seinen weißen Mantel mit dem schwarzen Kreuz hat er achtlos auf das Bett geworfen. Neben ihm auf dem Tisch stehen drei Weinkrüge, von denen zwei offenbar bereits geleert wurden.
    »Was gibt’s?«, fragt der Ritter unfreundlich.
    Der Torwächter teilt dem Deutschherrn Rupert von Hauenstein höflich mit, dass ein Besucher ihn zu sprechen wünsche.
    »Um diese Zeit?« Die dunklen Augenbrauen wandern nach oben, und der Ritter sieht den Wachmann erstaunt an. »Warum hast du ihn nicht fortgeschickt? Will er hier die Nacht verbringen? Dann führe ihn in eine der Gästekammern. – Wer ist es denn?«, fügt er nach einem großen Schluck aus dem letzten Krug hinzu.
    »Ich glaube, es ist der Herr von Sankt Peter, und er möchte Euch unbedingt sprechen – sogleich, wenn das möglich ist, Herr Ritter.«
    »Von Sankt Peter? Doch nicht etwa der Dekan?«, wundert sich Rupert. »Nun gut, führe ihn herauf.«
    Der Wachmann verbeugt sich und eilt davon. Bald darauf sind leise Schritte auf dem Gang zu hören, und der Dekan Gerold
von Hauenstein betritt das Gemach. »Einen guten Abend und Gottes Segen, Rupert. Willst du deinen Oheim nicht höflich begrüßen?«
    Sein Blick drückt Missfallen aus, als er über den von Weinflecken und Essensresten verschmutzten Waffenrock wandert, hinauf zu dem dunklen, ungepflegten Bart und dem wild nach allen Seiten abstehenden Haupthaar. Zögerlich erhebt sich Ritter Rupert.
    »Ihr wart lange nicht mehr auf Horneck, Oheim. Was führt Euch zu dieser Stunde her?« Er durchquert in seinen schmutzigen Stiefeln den Raum, räumt ein paar Kleidungsstücke von einem zweiten Scherenstuhl herunter und fordert den Besucher auf sich zu setzen. »Wollt Ihr Wein?«
    Der Dekan schüttelt den Kopf, lässt sich aber auf das Sitzkissen sinken.
    »Ich bin gekommen, um dich um einen Gefallen zu bitten – vielleicht einen sehr großen Gefallen.«
    »Soll ich für Euch ein paar Sarazenen jagen? Oder ungläubigen Prußen den Kopf abschlagen?« Er reckt die Arme und spannt die Muskeln an. Seine Fingerknöchel knacken. »Dann zählt auf meine Hilfe. Ich werde noch zu einem schwächlichen Betbruder verkommen, wenn ich hier noch länger herumsitze und nichts weiter zu tun habe, als den Schiffen auf dem Neckar

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