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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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wanderte auch Andrés Blick zu ihr.
    »Was ist mit dir, Johannes? Geht es dir nicht gut?«, wollte er wissen.
    »Sie haben sie mitten auf der Gasse zu Tode getreten, und keiner wollte ihnen zu Hilfe eilen!«, stieß sie fassungslos hervor. Ihre Augen glänzten feucht.
    André nickte. »Aber es waren doch nur Juden«, sagte er. »Hast du nicht die Kappe gesehen und die komischen Haarlocken?«
    »Es waren Menschen!«, fauchte das Mädchen, »und der eine noch fast ein Kind! Wie räudige Hunde, denen man mit dem Knüppel den Schädel spaltet, sind sie auf die beiden losgegangen.«
    »Ja, das war nicht sehr schön anzusehen, wie dem Jungen der Kopf platzte und diese weiße Masse auf das Pflaster floss.«
    Juliana gab einen würgenden Laut von sich. Andrés Stimme zitterte vor Aufregung, und das Funkeln seiner Augen kam nicht von unterdrückten Tränen des Mitleids.
    »Als Ritter muss man solch einen Anblick ertragen können. Wie soll man sich in einer Schlacht heldenhaft bewähren, wenn man schon beim ersten Anblick von Innereien die Fassung und sein Morgenmahl verliert? Ich schätze, die Templer, die im Morgenland gekämpft haben, könnten uns da richtig schlimme Dinge berichten.«
    »Dies war weder eine Schlacht, noch gab es irgendetwas Heldenhaftes!« , schrie das Mädchen so laut, dass sich ihre Stimme überschlug. »Der hässliche Mob verlangte nach Blut und fragte nicht, was recht ist!«
    André schüttelte den Kopf. »Das ist nicht wahr! Sie werden es schon verdient haben. Ich denke, sie wurden dabei erwischt, wie sie versuchten, die Christen zu betrügen.« Er zuckte mit den Schultern. »Wie die Juden eben sind: falsch und gierig nach Geld.«
    »Du scheinst ja genau zu wissen, wer den Tod verdient hat und wer nicht!«, polterte Bruder Rupert unvermittelt los. »Die Selbstgerechtigkeit dringt dir aus allen Poren. Mir wird ganz schlecht davon! Wie gut für dich, dass du anscheinend noch nie in deinem Leben etwas getan hast, für das du büßen müsstest. Wer, glaubst du, gibt dir das Recht, andere zu verurteilen?«
    André wurde totenblass, seine Hände begannen zu zittern. Er stieß einen lästerlichen Fluch aus, wandte sich ab und rannte auf die Brücke zu, die sich hier steil ansteigend über den Fluss spannte. Juliana sah ihm nach, bis er den höchsten Punkt erreichte und dann hinter der Kuppe verschwand.
    »Irgendwann wird er sich stellen müssen«, murmelte der Bettelmönch. »Wenn nicht den anderen, dann zumindest sich selbst.«
    Juliana war zu sehr damit beschäftigt, ihre Fassung wiederzugewinnen, um ihn zu fragen, was er damit meinte.
    Mit einem gezwungenen Lächeln wandte sich Bruder Rupert an das Fräulein. »Ich schlage vor, wir sehen uns den Königspalast an und dann suchen wir uns ein Nachtlager. Mein Bauch sagt, es wird Zeit, etwas zu essen. Wollen wir zu den Franziskanerbrüdern gehen? Sagte der Gewürzhändler nicht, sie hätten einen guten Koch aus der Gascogne? Vielleicht gibt es diese scharfe, dicke Suppe, die sie in der Gegend zubereiten.«
    Widerstandslos ließ sich Juliana die Gasse entlangführen. Mit abwesendem Blick betrachtete sie den Palast mit seinen
Säulen und die Kirche San Pedro de la Rúa, die gegenüber auf halber Höhe am Berg festgeklebt schien, überragt von einer der Festungen.
    Zwei Männer in grauen Kutten zogen einen Karren die Straße entlang und hielten vor dem Aufgang zur Kirche. Sie luden einen schweren Sack aus und begannen, ihn die unzähligen Stufen hinaufzutragen. Juliana und der Bettelmönch traten beiseite, um sie passieren zu lassen.
    »Ist das ein Toter?«, hauchte das Mädchen und dachte für einen Moment, der erschlagene Jude könnte in dem Sack sein. Die Mönche nickten.
    »Ein Pilger aus dem Languedoc. Der Pilgerfriedhof ist dort oben am Kreuzgang. Wollt ihr ihn besuchen?«
    Es war, als würde eine fremde Kraft sie zwingen zu nicken und den Mönchen mit ihrer toten Last zu folgen.
    »Es ist ein glücklicher Tod«, sprach der Bruder weiter, »denn er hat das Grab des Apostels gesehen und war bereits auf der Rückreise. Nicht so wie der Edle, den wir gestern begruben. Der hat sein Ziel nicht erreicht.«
    »Ein alter Mann?«, presste das Mädchen hervor. »Woher kam er?«
    »O nein, ein Mann in den besten Jahren. Ein kräftiger Ritter, von dem man nicht gedacht hätte, dass er in nur zwei Tagen einem Fieber erliegen würde. Aber so ist es. Manches Mal holt sich der Herr auch die Starken.«
    »Wisst Ihr, woher der Ritter stammte?« Ihre Stimme war nur noch ein

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