Das silberne Schiff - [Roman]
Als sie sich wieder nach vorn wandte, beugte sie sich ein wenig vor und schien bereit zu sein, als könnte sie es gar nicht abwarten, aus dem seltsamen silbernen Schiff zu traben, das ihr in den letzten paar Stunden zu schaffen gemacht hatte.
Der Sattel knarrte unter mir und fühlte sich gut an. Sky oder Sasha hatte die Steigbügel bereits verlängert. Ich erhob mich und testete sie. Zufrieden stellte ich fest, dass mich nur wenige Zentimeter vom Sattel trennten, wenn ich mich aufrichtete. Oft war es nicht einfach, auf einem Gebra zu stehen.
Kein Alarm. Gut.
Sky und Sasha warteten und beobachteten mich mit großen Augen. »Öffnet niemandem die Tür außer uns«, warnte ich sie.
Sky schüttelte den Kopf. »Das werden wir auf gar keinen Fall tun.« Sie nahm Sashas Hand und führte das etwas kleinere Mädchen die Rampe hinauf. Die Tür der Schöpferin schloss sich auf meinen Befehl.
Ich wandte mich Chelo zu. »Lass uns losreiten.«
Sie lächelte matt und drehte sich zu mir um. »Fall nicht runter, kleiner Bruder.« Sie beugte sich vor und trieb Tiger zum Galopp an. Ich folgte ihr und genoss es, wieder einmal zu reiten. Der Wind teilte mein Haar, und trockenes Gras schlug gegen meine Füße und Sands Bauch, als wir uns zügig der Alten Straße näherten.
Wir sahen nichts von Bryan, Ming und Jenna, aber ich verließ mich darauf, dass sie da waren. Ich hatte fast vergessen, wie schwierig die Alte Straße war, und atmete erleichtert auf, als wir auf den breiteren Hochweg stießen. Im Mondlicht kamen wir gut voran, die Gebras schnauften, waren aber willig. Wir wurden erst langsamer, als wir uns der Gabelung näherten und die Tiere zügelten.
»Kayleen?«, fragte ich an.
»Hier.«
»Wir sind da.«
Gestalten tauchten aus der Dunkelheit unter den Bäumen und zwischen den Felsen hervor. Akashi, der mir und Chelo beim Absteigen half. »Es tut gut, dich wiederzusehen, Junge.« Dann schloss er Chelo in die Arme und lächelte mir zu.
Ein junges Mädchen übernahm die Zügel beider Gebras. »Ich werde sie zur Tränke bringen.«
Kayleen kam zu mir und drückte ein Bündel mit zwei Decken, Wasser und wahrscheinlich auch etwas zu essen an die Brust. »Bisher war alles ruhig. Aber sie wissen, dass wir etwas vorhaben. Sie müssen es wissen.«
Ich zog sie an mich. »Ich weiß.«
Es waren noch etwa zwanzig weitere Personen hier, soweit ich erkennen konnte. Sie beobachteten uns schweigend. Männer und Frauen, junge und alte, einige mit Waffen, andere mit leeren Händen. Es war still. Disziplin. Viele Gesichter kamen mir bekannt vor. Am Ende der Reihe bemerkte ich Klia, die mich aufmerksam ansah. Ohne Zorn. Oder vielleicht doch ein wenig.
Ich sprach in die Stille. »Vielleicht müsst ihr gar nicht kämpfen. Aber es ist alles möglich. Ich werde mir alle Mühe geben, dafür zu sorgen, dass alle überleben.« Nach so langer Zeit hätte ich etwas mehr sagen sollen, aber das Einzige, was mir einfiel, war: »Ich danke euch.«
Sie musterten mich schweigend. Manche nickten, doch die meisten zeigten Entschlossenheit.
Ich ritt los, weiter den Hochweg entlang, Chelo auf einer Seite, Kayleen auf der anderen. Ich verließ mich darauf, dass Akashi mit der übrigen Gruppe folgte.
Wir erreichten den letzten guten Aussichtspunkt und stiegen vorsichtig auf den Felshaufen. Im nahe gelegenen Wald war es still, als hätten selbst die Nachtvögel und Buschschwanzmäuse und Eulen verstanden, dass sie den Atem anhalten sollten. Akashi kam an uns vorbei und winkte uns zu, gefolgt von fast einhundert Menschen. Mit so vielen hatte ich nicht gerechnet. Ich lächelte.
Nachdem sie außer Sicht waren, machten wir drei es uns auf den Felsen bequem. Wir hatten eine größere flache Stelle gefunden, auf der Kayleen und ich liegen konnten und auch Chelo Platz hatte. Sie saß ein Stück hinter uns und starrte auf die dunkle Stadt hinunter, als könnte sie sie mit der Macht ihres Blicks zurückerobern.
Dies war kein Isolationsraum. Es wehte eine kalte und kräftige Brise, die an den Ecken der Decke zerrte, die Kayleen für uns mitgenommen hatte. In der Nähe raschelten die Blätter an den Bäumen. Die Nachtvögel hatten ihr helles Gezwitscher wieder aufgenommen. Das Gestein unter mir drückte gegen meine Hüfte.
Meine Nerven waren angespannt, und ich zwang mich zu flacher Bauchatmung.
Kayleen und ich blickten uns an. In ihren Augen stand wilde Entschlossenheit. »Blut, Knochen und Hirn«, flüsterte sie. Das Mantra aus unserer Kindheit, mit dem wir in
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