Das silberne Schiff - [Roman]
damit beschäftigt gewesen, sich um jemanden zu kümmern. »Ich werde der Schöpferin sagen, dass sie deine Anweisungen ausführen soll.«
»Auch du musst gehen?«, fragte Jenna.
Ich nickte. »Kayleen braucht mich. Ich habe ihr verschiedenes Werkzeug gegeben, aber es genügt vielleicht nicht, wenn ich nicht in der Nähe bin. Wir werden eine körperliche Verbindung herstellen.«
»Du kannst es nicht von hier aus tun?«, fragte Jenna.
»Ich muss bei ihr sein. Ich werde mich nicht in der Stadt aufhalten. Nicht körperlich. Aber ich kann es mir nicht leisten, dort zu sein, wo sie mich erwarten werden.«
Das gefiel ihr nicht. Es sah aus, als wollte ihr ein Befehl über die Lippen kommen, doch dann sagte sie nur: »Sorg bitte dafür, dass ich nicht noch einmal allein auf diesem verfluchten Planeten festsitze.«
Bryan, Chelo und Liam kamen herein. Ihre Mienen zeigten Härte und Entschlossenheit. Keine Spur von Furcht schimmerte in ihren Augen. Ich wusste nicht, ob sie geschlafen hatten, aber dafür blieb jetzt ohnehin nicht mehr genug Zeit.
Dianne und Ming stießen zu uns und nahmen auf den zwei noch übrigen Stühlen Platz. Sky war offenbar bei den Gebras geblieben. »Sasha«, sagte ich, »könntest du Sky etwas zu essen hinunterbringen?«
Sie sah mich an und wirkte erleichtert. Offenbar war es für sie an diesem seltsamen Ort nicht einfach.
»Weißt du, wie du dorthin gelangst?«
Sie nickte und hatte bereits einen Teller in der Hand. Dann schluckte sie, als müsste sie ihre Furcht unterdrücken. »Ich habe einen Ohrempfänger.« Ihre Stimme zitterte. »Kann … kann ich ihn behalten? Damit du mir sagen kannst, was geschieht?«
Ich schüttelte den Kopf. »Gib ihn Jenna. Wenn ich dir etwas zu sagen habe, werde ich die Information von der Schöpferin an dich weiterleiten lassen.«
Ohne Widerspruch zog sie den winzigen Ohrempfänger heraus und reichte ihn Jenna. Dann stellte sie den Teller ab, beugte sich herab und umarmte Chelo. »Viel Glück.«
Chelo nickte und zeigte auf einen hellgrünen und roten Gürtel, den sie um die Taille trug. »Ich mache mir keine Sorgen.«
Sasha drückte Chelo und ging.
Ich blickte mich am Tisch um. Wir alle waren stark und modifiziert. Aber das Gleiche galt für unseren Feind. »Diese Schlacht um Fremont wird völlig anders ablaufen. Aber wir werden es schaffen. Außerdem haben wir Hilfe. Unterschätzt nicht die Fähigkeiten der Menschen, die hier leben. Sie werden uns sehr nützlich sein.« Ich blickte zu Liam, der zurücklächelte, bevor er Chelo mit besorgter Miene musterte.
Noch einmal überprüfte ich alles und vergewisserte mich, dass ich die Aufmerksamkeit aller hatte. »Bleibt mindestens in Zweiergruppen zusammen.« Ich nickte Dianne und Ming zu. »Und versucht euch mit jemandem von hier zusammenzutun. Auf Fremont gibt es Raubtiere, die die Islaner harmlos erscheinen lassen, wenn ihr ihnen allein begegnet.«
Sie nickte. Dianne wirkte ruhig, als hätten meine Worte sie gar nicht erreicht. Ich hoffte, dass sie sie trotzdem verstanden hatte. »Kayleen sagt, dass wir bereit sind.«
Ich schaltete die Wandbildschirme ein. Draußen war es dunkel, nur die Monde spendeten ein klein wenig Licht. An verschiedenen Stellen bewegten sich Wärmesignaturen. Wilde Tiere. Kein menschliches Wesen verbrachte diese Nacht auf der Grasebene.
Gut.
»Macht euch fertig, dann gehen wir. In fünf Minuten.«
Ich dachte an Marcus, der die Fähigkeit hatte, jedes Problem wie ein Kinderspiel erscheinen zu lassen. »Wir wollen unser Bestes geben. Wir werden ihnen zeigen, aus welchem Holz die Menschen von Silberheim geschnitzt sind.«
»Und dass sie sich vor den menschlichen Raubtieren von Fremont in Acht nehmen sollten«, fügte Liam hinzu.
Sasha und Sky warteten mit ernsten Mienen an der Rampe der Schöpferin auf uns. Ich griff nach Chelos Hand, als die anderen vorbeimarschierten. Liam blieb stehen, um sich einen Kuss von ihr abzuholen, und ich hörte ihn sagen: »Wenn wir uns das nächste Mal sehen, sind die Kinder wieder bei uns.«
Ich hoffte, dass er recht behielt.
Unten teilten sich die Gruppen auf. Bryan, Ming und Jenna machten sich auf den Weg zur Alten Straße, und Liam und Dianne brachen zum Fuß der Klippen auf.
Chelo und ich nahmen die zwei Gebras. Tiger wieherte leise, als Chelo sie bestieg. Sie stampfte auf und schüttelte den Kopf. Sand blieb ruhig, als ich die Strickleiter hinaufkletterte, aber sie drehte den Kopf herum und sah mich an. Ihre dunkelbraunen Augen blickten ernst.
Weitere Kostenlose Bücher